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Szenenfoto aus "Jede(r).Now"
Szenenfoto aus "Jede(r).Now"
16.11.2022

An den Ufern des Datenstroms durch die (digitale) Wildnis

„Jede(r). Now“ – ein Mix aus dem Antikriegsfilm-Klassiker „Apocalypse Now“ und dem Salzburger Domplatz-Bühnenspiel „Jedermann“ mit vielen ironischen Momenten im Wiener Off.Theater.

Die „Soldatna“, den Spruch eines einstigen heimischen Verteidigungsministers immer und immer wieder persiflierend, rudern in einem Schlauchboot gegen den Strom. Dessen „Wasser“ sind Insta- und andere Socail-Media-Einträge die vom Berg herunter„strömen“. Ins Herz des Dschungels wollen, nein müssen sie. Ihr Auftrag: Den durchgeknallten einstigen Gefährten der Kampftruppe, Colonel Walter Kurtz – der hieß wirklich im Original so 😉 – zu „neutralisieren“.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Jede(r).Now“

Das hier angesprochene Original ist der Antikriegsfilm „Apocalypse Now“, der vor mehr als 40 Jahren Erfolge in den Kinos und bei Festivals und Preisen (Oscars, Golden Globes, Goldene Palme in Cannes) feierte (Regie: Francis Ford Coppola, frei basierend auf Joseph Conrads Erzählung „Heart of Darkness“ und den Vietnamkriegs-Reportagen von Michael Herr „Dispatches“). Und wie so oft mixte das.bernhard.ensemble einen berühmten Film mit einem ebenso bekannten Theaterstück, in diesem Fall „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal. Wobei letztertes wohl viel bekannter als wirklich gesehen ist als das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ bei den Salzburger Festspielen. In der Kombination heißt das Mash up „Jede(r).Now“ und ist im Wiener Off.Theater bis zum 10. Dezember 2022 zu erleben.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Jede(r).Now“

An den beiden Ufern

Durch das Sitzen an beiden Ufern des Social-Media-Stromes (Video: Jakob Hütter, Hand mit Auge) – noch dazu in der ersten Reihe auf breiten mit Wildtiermustern bespannten Stoffen – wirst du fast selbst zum Teil des Dschungels. So manche Besucher:innen „schießen“ auch vor oder nach der Vorstellung Selfies mit den Plüsch-Raubkatzen am Beginn der Sitzflächen 😉

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Jede(r).Now“

In der Regie (auch Konzept) von Ernst Kurt Weigel, der auch den Kommandanten der Militäroperation in Tarnhose und dunkler Sonnenbrille (Kostüme und Bühne: Pia Stoss) spielt, erleben wir die Crew – Kristina Bangert, Yvonne Brandstetter, Sophie Resch, Kajetan Dick und Gerald Walsberger – wie sie angesichts des Zusammengepferchtseins auf dem kleinen Schlauchboot und der (zumindest immer wieder genannten) Bedrohungslage mehr und mehr durchdrehen. Noch dazu ist das Boot „zu voll“. Eine nach der/dem anderen geht über Bord, versinkt im Fluss der Social Media-Postings. Um später als Geister wieder in Erscheinung zu treten – samt tänzerischen Szenen wie auch schon vor Antritt der Bootsreise (Choreografie: Leonie Wahl).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Jede(r).Now“

Noodels am Schwedenplatz

Die Vietnamkrieger:innen aus dem Filmklassiker als teils in Wien angesiedelte und im dazugehörigen Dialekt sprechende Soldat:innen sorgen allein dadurch schon immer wieder für Schmunzeln bis lauthalse Lacher. Durch ihre mitunter recht skurrilen Geschichterln noch viel mehr, etwa Gerald Walsberges Traum, endlich wieder heim als Nudelkoch am Schwedenplatz (und das wiederum in einer Asia-Kette) oder Kristina Bangerts „Psychotanten“-Sprech im Beiboot hinter dem Schlauchboot. Oder wenn Sophie Resch mit ihrem Mund analog Geräusche von Handy-Läuten produziert und mit sich selbst Telefonate mit ihrer Mutter führt. Die zum Lachen provozierenden Momente geben die Military-Eleite-Einheit sozusagen auch der Lächerlichkeit preis.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Jede(r).Now“

Musik und Gastspieler

Für humorvolle Elemente sorgt nicht zuletzt hin und wieder der musikalische Soundtrack (Live Mix: Bernhard Fleischmann) – etwa mit einer Suzi Q.-Passage.

Den durchgedrehten abtrünnigen Colonel gibt – anfangs im weißen Anzug nur via Video-Projektion auf der steilen Wand, sozusagen dem Quellfluss – und am Ende in einem Live-Todeskampf als Gast des bernhard.ensembles Hubsi Kramar.

„Sowohl der Film „Apocalypse.Now“ als auch das Theaterstück „Jedermann“ ist eine Reise zu sich selbst“, erklärt Ernst Kurt Weigel, weshalb er gerade diese beiden Werke zu einem spannenden, heftigen gemeinsamen Abend – sogar mit humorvollen Momenten zusammen montierte.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

JEDE(R).NOW

ein Mashup von Ernst Kurt Weigel
nach Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ und Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“
das.bernhard.ensemble | Das Off Theater

Regie/Konzept: Ernst Kurt Weigel
Choreografie: Leonie Wahl
Performance: Kristina Bangert, Yvonne Brandstetter, Sophie Resch, Kajetan Dick, Hubsi Kramar, Gerald Walsberger und Ernst Kurt Weigel
Video: Jakob Hütter, Hand mit Auge
Live Mix: Bernhard Fleischmann
Bühne und Kostüme: Pia Stross
Lichtdesign/Technik: Julian Vogel

Regie- Dramaturgieassistenz: Christina Berzaczy
Dramaturgieassistenz: Nadine-Melanie Hack
Produktionsleitung: Monika Bangert
Social Media: Nadine-Melanie Hack

Wann & wo?

Bis 10. Dezember 2022
Das Off Theater, White Box: 1070, Kirchengasse 41, 1070 Wien
Karten: karten@off-theater.at
Telefon:
0676 360 62 06

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