Das Bühnenbild erinnert mit seinen kleinen Fenster- und Türlöchern ein bisschen an ein überdimensionales Puppenhaus. Und das passt sehr gut zum Eingangsmonolog von Ebeneser. „Kleiner, kleiner, kleiner … Ich hasse das Wort ’kleiner’“, beginnt er.
Nicht etwa, weil ihn alle „Kleiner“ nennen würden. Nein, alles muss immer kleiner werden. Die Wohnung, in die sie umziehen müssen. Aber sagen dürfe er das außerdem nicht. Durch den Schlitz an der Wand fallen Briefkuverts. Die meisten bleiben ungeöffnet. Vater – und mittlerweile auch der Sohn – weiß: Unbezahlte Rechnungen und darauf folgende Mahnungen.
Im – oder besser vor dem – neuen Wohnblock trifft Ebenser auf Sammy. Die Top-Torfrau der Schule kennt Armut ebenfalls. Sie beide sind auch die einzigen der Klasse, die nicht mit auf die Skiwoche – in der Version im Burgtheater-Vestibül nach Südtirol – mitfahren können (Gag: Der Bus kurvt als kleines ferngesteuertes Fahrzeug auf der Bühne herum.) Die 593 € sind einfach in den Budgets beider Familien nicht drin.
Trotz starker Gegensätze – Sammy ist eine Vielrednerin, Ebeneser eher das Gegenteil – vereint sie das Schicksal, in ärmere Familien geboren worden zu sein. Und wegen ihrer Armut von den anderen in der Klasse und Schule ausgegrenzt zu werden. Da hilft Sammy selbst ihre fußballerische Spitzenleistung nicht viel.
Um nicht nach der Skiwoche den nervenden Erzählungen und Fragen der anderen ausgesetzt zu sein, beschließen die beiden aus Protest das Reden einzustellen. „Wutschweiger“ heißt das Stück von Jan Sobrie und Raben Ruëll (Übersetzung aus dem Flämischen: Barbara Buri), das vom Burgtheater-Studio im Vestibül noch (mindestens) bis Mitte Jänner zu sehen ist.
Nils Hausotte und Lenya Marie Gramß, beides Schauspiel-Studierende am Max-Reinhardt-Seminar, verkörpern die beiden Protagonist:innen. Von der Gesellschaft an den Rand gedrängt, sind sie im Stück ja praktisch die einzigen, jedenfalls die Hauptpersonen. Die Annäherung in ihren unterschiedlich gezeichneten Persönlichkeiten, die gegenseitige Offenheit, ihre Solidarisierung und ihr – trotz Schwierigkeiten – durchgezogener Protest ist trotz des ernsten Themas immer wieder mit Humor und Witz aufgelockert. Und von den beiden mit viel Spielfreude umgesetzt.
Einzig die altersmäßige Verortung bereitet – aber auch schon im Stück selbst – ein wenig Unstimmigkeiten. Die beiden Figuren – und die Schauspielerinnen – wirken wie junge Jugendliche, sind aber in der vierten Volksschulklasse angesiedelt – wo es übrigens kaum Skikurse gibt. Und auf der anderen Seite die Siebener-Reihe wie sie am ersten Tag nach dem Skikurs vorkommt in der Regel gut zwei Schuljahre zurückliegt.
110 Millionen Kinder auf der Welt sind extrem in ihrer Existenz bedroht. Für sie und 63 Millionen Erwachsene bat, nein forderte, am Montag das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen dringende Nothilfe. Dafür bräuchte es fast zehn Milliarden Euro, so die Unicef, um
die von humanitären Krisen, den anhaltenden Auswirkungen der weltweiten COVID-19-Pandemie und der wachsenden Bedrohung durch klimabedingte Extremwetterereignisse Betroffenen in 155 Ländern und Gebieten zu retten.
„Heute sind mehr Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen als je zuvor in der jüngsten Geschichte“, setzte am Montag die Exekutivdirektorin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Catherine Russell, einen dringenden Notruf an die Welt ab. „Überall auf der Welt sind sie mit einer tödlichen Mischung aus Krisen konfrontiert, von Konflikten und Vertreibung bis hin zu Krankheitsausbrüchen und rasant steigender Mangelernährung. Gleichzeitig verstärkt Klimawandel diese Krisen und löst weitere aus. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir über die richtigen Hilfsmittel verfügen, um die Kinder mit gezielten und rechtzeitigen humanitären Maßnahmen zu erreichen“, so die Unicef-Vertreterin laut einer Medien-Aussendung.
Übrigens: In der gesamten EU leben rund 140 Millionen Kinder und Jugendliche. Also fast genau so viele in anderen Gegenden der Welt, vor allem dem globalen Süden, sind extremst (lebens-)bedroht. Allein fast 37 Millionen Kinder wurden aufgrund einer Vielzahl von Krisen aus ihren Heimatregionen vertrieben – so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Im Rahmen des „Humanitarian Action for Children“ („Humanitären Maßnahmenplan für Kinder“), der den Finanzmittelaufruf von Unicef für das Jahr 2023 enthält, plant das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Kinder wie folgt mit Hilfe zu erreichen
Die fünf wichtigsten Spendenaufrufe nach Finanzierungsbedarf für 2023 sind:
* Afghanistan: 1,65 Milliarden US-Dollar
* Ukraine und Hilfe für Menschen auf der Flucht aus der Ukraine: 1,058 Milliarden US-Dollar
* Syrische Flüchtlingskrise: 867 Millionen US-Dollar
* Demokratische Republik Kongo: 862 Millionen US-Dollar
* Äthiopien: 674 Millionen US-Dollar
„Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels sind eine allgegenwärtige Bedrohung für Kinder“, sagt Russell. „Deshalb setzen wir im Rahmen unserer humanitären Hilfe einen Schwerpunkt auf Klimaanpassung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit. So können wir die Kinder erreichen, die die heutigen Krisen durchleben und ihnen und ihren Gemeinschaften helfen, sich auf die kommenden vorzubereiten.“
Unicef weist auch darauf hin, dass auf die Menschen in so manchen Regionen der Welt von der internationalen Gemeinschaft oft „vergessen“ wird, so sind die fünf am schlechtesten finanzierten Hilfsaufrufe von Unicef für das laufende jahr folgende:
* Libyen 91% unterfinanziert – sozusagen Hilfe für eines von zehn notleidenden Kindern!
* Kamerun 89% unterfinanziert
* Libanon 89% unterfinanziert
* Europäische Mehrländer-Hilfe für Menschen auf der Flucht: 88% unterfinanziert
* Guinea 85% unterfinanziert