Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Das Preisträger:innen-Duo

Selbstbewusste junge Zauberin und ein Goldfisch

„Rosa Famosa lebt im fünften Stock im fünften Haus in der Dackelmann-Allee. Rosa ist fest überzeugt, dass hier mal ein berühmter Dackel gewohnt hat. Vielleicht konnte der sogar sprechen. Das wäre was. So wie ihr Goldfisch Robert -aber das darf niemand wissen.

Rosa ist nämlich eine Zauberin. … Woher Rosa also ihre Zauberkräfte hat, weiß keiner so genau.“ So beginnt die Leseprobe aus „Rosa Famosa und der Mutmachzauber“, die deren Autorin Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… zur Verfügung gestellt hat – die ganze Leseprobe in einem eigenen Beitrag, der am Ende dieses Artikels verlinkt ist.

Die Autorin heißt Katharina Fohringer-Hackl  ist AHS-Lehrerin, schreibt erst seit einem Jahr literarisch – und hat mit dem genannten – längeren – Text den diesjährigen Dixi-Kinderliteraturpreis in der Kategorie Text gewonnen.

Seit dem Jahr 2000 zeichnet das Institut für Jugendliteratur damit Nachwuchskünstler:innen im Bereich Text, Illustration und fallweise auch eigens noch Lyrik aus; anstelle eines Preisgeldes gibt es ein einjähriges Coaching durch Profis aus den jeweiligen Sparten – und in der Folge zahlreiche Veröffentlichungen der vormaligen Preisträger:innen. Und der Name des Preises ist dem Sponsor geschuldet.

Die Preisträgerin liest aus ihrem Text
Die Preisträgerin liest aus ihrem Text

Viele Anregungen von Kindern

Seit sieben Jahren unterrichtet Katharina Fohringer-Hackl, bislang im Stiftsgymnasium Melk, nun in Pressbaum, wo sie und ihre Familie auch in der Nähe wohnt. „Vor einem Jahr hab ich zum Spaß mit ein paar Writers-Studio-Kursen begonnen. Das hat mir großen Spaß gemacht und in der Karenzzeit hab ich mir gedacht, ich probier eine längere Geschichte.“

„Was davon stand am Beginn des Textes“, will Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wissen.

„Ein sehr selbstbewusstes, unbeschwertes Mädchen, eingebettet in eine große Familie, in der alle aneinander kleben“, antwortet die Preisträgerin im Telefon-Interview. „Dass sie zaubern kann war als Grundidee auch schon drinnen“, ergänzt sie auf Nachfrage.

Das erste Kapitel habe sie dann ihren beiden Kindern vorgelesen und nachdem diese davon angetan waren, „hab ich da nicht mehr dazugetan und es als ich die Ausschreibung für diesen Preis gesehen habe, eingeschickt“.

Die Preisträgerin bei handschriftlichen Notizen
Die Preisträgerin bei handschriftlichen Notizen

Der Name war zuerst da

Mittlerweile hat sie zwei Kapitel fertiggeschrieben und „drei weitere so ungefähr zur Hälfte“. Das Buch werde sich aus Episoden zusammensetzen, die nicht alle voneinander ab- oder zusammenhängen, als Lehrerin habe sie ja ständig über ihre eigenen Kinder hinaus Kontakt mit vielen Kindern, ihr Mann als Volksschullehrer ebenso. Und aus Erzählungen ergeben sich viele Inspirationsquellen für Abenteuer und Episoden rund um Rosa Famosa. „Dieser Name war übrigens als allererstes da“, so Katharina Fohringer-Hackl.

Übrigens liefern nicht nur Kinder Anregungen für ihr Schreiben. „Wir haben einen Hund, die Susi, die frisst sehr viel und war Vorbild für Sir Winston“, verrät die Autorin wie der Hund dieses Namens in ihrer Geschichte zu seiner Eigenschaft gekommen ist. „Fische haben wir zwar keine, aber ich wollte unbedingt eine Geschichte mit Goldfisch schreiben.“

Das Preisträger:innen-Duo
Das Preisträger:innen-Duo

Handy- und handschriftliche Notizen

Gefragt nach der Art, wie sie schreibt, schildert Fohringer-Hackl: „Zwischendurch aber mach ich mir Notizen für Ideen in einer Handy-App, manchmal auch ganze Sätze oder Phrasen, alles was mir einfällt und sich im Kopf gut anhört. Aber auch handschriftliche Notizen. Habe ich dann genug davon gesammelt, setz ich mich an den Laptop. Und wenn mir Ideen fehlen, probier ich’s mit free writing.“

Letzteres ist eine Methode sozusagen auf einem leeren Blatt drauflos zu schreiben, ohne das Geschriebene zu überdenken, hinterfragen oder zu bewerten.

Anlass: Schulbeginn der Tochter

Der Illustrationspreis ging in diesem Jahr an Linus Baumschlager, der in Wien und London studierte und jetzt wieder in seiner Heimat Vorarlberg, als Grafikdesigner „schaffat“. Neben Buchgestaltung zählt die Illustration zu seinen Leidenschaften. Den Anstoß zum eingereichten Projekt „A wie Affe“, ein Arbeitstitel für ein mögliches Bilderbuch, gab der Schuleintritt seiner Tochter Yolanda. Von ihr wurde er hierbei tatkräftig unterstützt, motiviert und kritisiert.

Follow@kiJuKUheinz

kinderliteraturpreis

Die Preisträgerin liest aus ihrem Text

Rosa Famosa und der Mutmach-Zauber

Rosa Famosa lebt im fünften Stock im fünften Haus in der Dackelmann-Allee. Rosa ist fest überzeugt, dass hier mal ein berühmter Dackel gewohnt hat. Vielleicht konnte der sogar sprechen. Das wäre was. So wie ihr Goldfisch Robert -aber das darf niemand wissen.
Rosa ist nämlich eine Zauberin.
Ihre Mama und ihr Papa können gar nicht zaubern. Woher Rosa also ihre Zauberkräfte hat, weiß keiner so genau. Opa geht davon aus, dass Mama ihr als Baby zu viel Kürbis gegeben hat. Tante Brigitte ist sich sicher, dass Papa ein falsches Waschmittel für die Babysachen genommen hat. Sie erzählt dann immer was von einem Weichspüler.
Rosas Goldfisch Robert sind die Gründe für Rosas Zauberkraft egal. Er ist froh, dass er dank Rosas schrecklichem Niesanfall vor zwei Jahren eine menschliche Stimme bekommen hat. Und wie schön er nun redet! Mit ganz tiefer, wohlklingender Stimme wie ein Opernsänger. Er singt auch gerne wie einer, besonders in der Früh, damit Rosa gut aufwacht. Rosa findet das sehr schön. Mama, Papa, Oma und Opa und Tante Brigitte nicht.
„Oh, Rosa, Rosa, Rosa. Ein Lieedchen träller ich dirrr“, plärrt Robert lauthals aus seinem Glas. Es ist Montag – Rosas erster Schultag. Obwohl sie sich sonst sehr über Roberts Aufwecklied freut, ist sie heute schon seit Stunden hellwach. Sie putzt sich sogar zwei Mal die Zähne. Das ist auch gar nicht schlimm. Rosas Zahnpasta schmeckt nämlich nach Schokokuchen. Diesen Einfall hatte sie vor einer Woche – und der Zauberspruch dafür ist ihr ganz allein eingefallen.
„Wickel, wackel, wuckel wäh, die Zahnpasta schmeckt jetzt nach Schokolade, olé!“ Und bitte. Das hat so gut funktioniert, dass Rosa schon überlegt, mehr Sachen mit Schokokuchengeschmack zu zaubern. Brokkoli zum Beispiel. Aber damit muss sie sich noch Zeit lassen. Mama soll nicht misstrauisch werden, wenn Rosa auf einmal Brokkoli auf ihrem Teller zulässt. Beim Zaubern ist die Mama nämlich sehr streng. Es ist nicht leicht, so als einzige Zauberin im Haus.
„Roooosaaa Famooosaaa. Frühstück ist fertig!“, ruft Mama aus der Küche und Rosa entscheidet sich blitzschnell gegen einen Hier-Weg-Dorthin-Bitte-Zauber. Das letzte Mal, als sie Papa damit überrascht hat, hat er die Pfanne mit den Spiegeleiern fallen gelassen. Die musste dann Sir Winston, der kugelrunde Familienhund, fressen. Und Sir Winston mag nicht mal Spiegeleier. „Ich fress sie nur, damit ihr sie nicht wegwerft. Ihr Kostverächter!“, hat er gejault und sie dann verschlungen.
Opa und Oma sitzen schon beim Frühstück und Tante Brigitte ist auch da. Opa und Oma wohnen zwar im vierten Stock und Tante Brigitte im dritten, aber irgendwie sind immer alle bei Rosa zuhause im fünften Stock und essen ihr Lieblingsjoghurt und reden viel zu viel.
„Oooohhhh Rosa! Da bist du ja endlich!“, rufen alle im Chor, als sie in die Küche stürmt. Und dann, so schnell kann Rosa gar nicht schauen, wird sie von allen gedrückt und mit Küssen übersät. Pfui. Und das schon in aller Früh.
„Unsere große Rosa fängt in die Schule an. Ich kann mich noch erinnern, da war sie noch so klein wie Sir Winston“, schluchzt Tante Brigitte und tut so, als würde sie eine Träne wegwischen. Dabei weint sie gar nicht und außerdem war Sir Winston nie klein. Er war schon als Baby so groß wie ein Pony. Aber so ist die Tante Brigitte eben. Immer ein bisschen laut und sehr dramatisch. Rosa schaut zu Sir Winston und der wedelt mit dem Schwanz und hechelt aufmunternd.
Oma und Opa laden Rosas Teller voll mit Essen. Eine Marmeladensemmel, ein weiches Ei, ein Käsebrot, eine Banane. Halt, stopp! Wer soll denn das alles essen? Rosa schaut wieder zu Sir Winston, der prompt aufhört zu hecheln. „Sicher nicht!“, bellt er empört. „Ich hab heut schon den grauslichen Haferbrei vom Opa essen müssen. Genug ist genug!“
„Psssssst“, brummt Opa und schaut streng zu Sir Winston. Rosa seufzt und hält ihm unter dem Tisch ein Stück Speck hin. „Das soll die Oma doch nicht wissen, Sir Winston“, flüstert sie ihm zu. Obwohl es nur richtig wäre, dass die Oma erfährt, was der Opa mit dem Haferbrei macht, den sie extra gekocht hat. Für Sir Winston aber gibt es nichts Schöneres als Speck. Und so macht er klapp, sein großes Maul zu und verschlingt ganz heimlich und leise unterm Tisch den Speck.
„Bist du schon sehr aufgeregt?“, will Mama schließlich wissen, als Rosa auf ihren Sessel rutscht und am Käsebrot knabbert.
Natürlich nicht. Erstens ist Rosa eine Zauberin. Wenn ihr in der Schule etwas nicht gefällt, wird sie es sich einfach anders zaubern. Bitte, Problem gelöst. Und zweitens, hat sie ja Odi, ihren besten Freund. Und gemeinsam werden sie das schon schaffen, die Schule…