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Szenenfoto aus "Montagskinder"

Spielfreudige Warnung vor digitaler Dystopie

„Jeder Wappler wird ein Held, wenn er in den Bio-Adapter fällt“, ertönt es unter anderem aus dem Off bevor das Stück „Montags Kinder“ auf der großen Bühne im Dschungel Wien beginnt.

Der Titel hat nichts mit dem Wochentag zu tun, sondern mit dem Nachnamen der Hauptfigur in Ray Bradburys dystopischem Roman „Fahrenheit 451“, in dem er führender Feuerwehrmann für die Verbrennung von Büchern ist, sich aber zunehmend davon distanziert. Nun ist er Familienvater im digitalen Zeitalter.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Montagskinder“

Fahrenheit 451 – Zwei punkt null

Bücher werden nicht mehr verbrannt, aber verbannt – die aus Papier. Die digitalen Bücher sind zensuriert. Seine Frau Linda ist Fan des total vernetzten, kontrollierten Zeitalters ebenso wie eines der drei Kinder, Babbage. Die anderen beiden Ada und Benjamin hingegen hassen das Eintauchen via VR-Brillen in die virtuelle Welt, besonders Ada ist eine absolute Anhängerin gedruckter Bücher. Aber nur, wenn alle in einer Familie andauernd online sind, können sie in die Liga der Auserwählten auf- und in den Bio-Adapter einsteigen. Der erfüllt alle Wünsche und Sehnsüchte…

Der Bioadapter wurde ins Spiel gebracht, weil es schon in den 60er Jahren eine „Vision“ von Oskar Wiener dazu gab, in einen Anzug zu steigen, der mit genau diesem Titel Wunscherfüllung ermöglicht – oder vorgaukelt? Im Stück wird dafür der Werbeslogan „happy pepi – connect me“ erfunden.

Diese szenische Kritik an einer drohenden digitalen Dystopie hat die künstlerische Leitung der Gruppe „Die schweigende Mehrheit“ gemeinsam mit rund einem Dutzend Kindern und Jugendlichen gemeinsam erarbeitet. Stück für Stück wurde über Inhalte diskutiert und diese in Szenen „verwandelt“. Eine konzentrierte kurze Fassung war bereits im vergangenen Kultursommer in Wien zu sehen und erleben. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hat damals darüber berichtet und mit Beteiligten Interviews geführt – Links zu diesen beiden Beiträgen unten am Ende des Beitrages.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Montagskinder“

Spielfreude und gewachsenes Selbstbewusstsein

Nun gab’s eine Aufführungsserie im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier – kijuku.at konnte leider erst die letzte Vorstellung besuchen. Wenngleich an manchen Stellen ein bisschen gar fast Zeigefinger-lehrhaft warnend vor zu viel Digitalisierung, kennzeichnet die Stunde sehr viel Spielfreude der jungen Schauspieler:innen und im anschließenden Publikumsgespräch doch der nochmals dezidierte Hinweis, jede und jeder ist Schmied:in des eigenen Umgangs mit den Mitteln der vernetzten Welt. Und überdies erzählten zwei der sehr jungen Darsteller:innen, wiesehr die Arbeit am Stück und das Spiel vor Publikum ihr eigenes Selbstbewusstsein enorm gesteigert habe. Und zu Gefahren, Umgang und mehr Wissen in Sachen Überwachung, Vernetzung, Digitalität verweist „Die schweigende Mehrheit“ vor allem auf Materialien von epicenter – Link in der Info-Box.

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