Eine Uralt-Theaterform erlebte sozusagen magische Auferstehung beim zwölften Schäxpir-Festival in Linz. „Hanafubuki‘“ aus Belgien gab der eigenen ca. halbstündigen Performance – mit anschließenden spielerischen Entdeckungsmöglichkeiten für Kinder – gleich den Titel diesr Form: „Diorama“.
In einer schier unendlichen hintereinander steckbaren Schattenkulissen-welten lassen Sari Veroustraete und Lies Vandeburie Karton-Tiere aus allen Ecken und Enden der Welt auftreten, -fliegen, -flattern und sich an ihrer Umgebung erfreuen. Und an der in wenigen Sätzen erzählten Geschichte (Text: Tiemen Hiemstra), nicht zuletzt an der auf- und untergehenden Sonne und ihrem gelben, orangefarbenen und roten Licht.
Natürlich bleibt’s nicht dabei. Auch wenn sich das Miniaturgeschehen auf der kleinen Bühne mit den vielen Ebenen sowie den vielen von den Spielerinnen erzeugten Tönen und Klängen schon faszinierend ansieht und -hört, so braucht’s noch einen dramatischen Bogen. Und der ergibt sich, indem der Gruppe (Konzept: Hanne Holvoet, Sari Veroustraete und Samuel Baidoo) einfiel, dass sie eines Tages die Sonne als Quadrat aufgehen lässt. Was natürlich zur Verwunderung der tierischen Erdenbewohner:innen führt. Ihre Gedanken – samt Veränderung vieler Kulissenteile von rund auf eckig – bringen Spannung ins Spiel.
Denn, was folgt als Nächstes? Wird das Zentralgestirn unseres Planetensystems dann wieder rund am Firmament erscheinen?
Nun, da „Diorama“ nur an zwei Tagen in Linz gespielt wurde und die schon vorbei sind, kann es ja auch gleich verraten werden: Am Ende taucht sie als Dreieck – und das in der kleinen Bühnenmitte am Boden auf 😉
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die ersten vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
Wurden kürzlich in Wien Schüler:innen einer Handelsakademie mit einer Merkur-Statue dafür belohnt, dass sie einen Escape-Room entwickelten, aus dem nur das gemeinsame Lösen schulischer Aufgaben den Weg zum Schlüssel der verschlossenen Türe freimachten – zu diesem Artikel geht es hier -, so wurde im Rahmen des Schäxpir-Festivals der Großteil einer ganzen Schule zum Escape-Room.
Das Tor des (Real-)Gymnasiums in der Fadingerstraße war zwar in „Experiment Monsterschule“ immer offen, aber Schlosskombinationen mussten eine ganze Reihe herausgefunden werden, um Licht, Wasser und CO2 (Kohlenstoffdioxid, das für die Photosynthese wichtig ist (Pflanzen wandeln dieses in den lebenswichtigen Sauerstoff um; im Übermaß aber beim Klimawandel eine zentrale Rolle spielt) für Plata Planeta aufzutreiben. Denn diese Art Mischwesen aus Pflanze, Mensch und Monster im dunklen EDV-Raum auf dessen Monitoren Blätter und Wassertropfen zu sehen waren, drohte zu vertrocknen – und damit letztlich die Lebensgrundlagen für alle Wesen.
In drei Gruppen – geführt von Monstaaa mit eigener Sprache, von der die Besucher:innen, die damit zu Mitspieler:innen des einstündigen Games wurden, einiges lernen konnten/ sollten /mussten – ging’s durch Physiksaal, Bibliothek und andere Räume der Schule nahe dem Linzer Ursulinenhof und O.K.-Platz (Offenes Kulturhaus). Beispielsweise waren im Physiksaal sowohl ein Planetensystem aufgebaut als auch das Periodensystem in Form von Karton-Quadern. Die zentralen chemischen Elemente der Sonne – Wasserstoff und Helium – gaben beispielsweise den Hinweis auf Ziffern bei einem Nummernschloss. Die richtige Farbkombination führte auf einem Keyboard zu Tönen, deren Buchstabenbezeichnung das Schloss einer Box (schuss auf Monstarisch) öffnete, in dem sich eine stilisierte, gebastelte Sonne – und damit das Licht – für Plata Planeta befand: Schlüssel heißt in der Kunstsprache kiki, und versperrt loca loca.
Die aus der Schweiz kommende Künstler:innen-Gruppe Futur2 brachte das Konzept für das szenische Spiel (Konzept, Gamedesign: Melisa Su Taşkıran; Konzept, Regie: Stephan Q. Eberhard; Szenografie: Marie-Isabel Vogel; Kostüme: Karolína Jansová; Theaterpädagogik: Milena Kaute) mit. Und obendrein die Sprachen (Schweizer-)Deutsch, Französisch, Türkisch, Englisch, Spanisch, Tschechisch, Albanisch, Polnisch und Moré (die größte Sprachgruppe in Burkina Faso).
Zehn Tag vor dem Theaterfestival für junges Publikum in Linz reisten die Genannten und dazu noch Antonio Ramón Luque, Sabahet Meta an. Hier bei „Schäxpir“, übrigens tatsächlich nach Gehör geschrieben, wie es etwa auch in den Sprachen Bosnisch und Serbisch der Fall ist, dort halt mit den Sonderzeichen (Glyphen): Vilijam Šekspir – entwickelten sie mit den lokalen (erwachsenen) Künstler:innen Leonie Jacobs und Leni Plöchl (Schauspiel), Shuting Wang (Tanz) sowie Yaxin Wang (Flöte) und den jüngeren Kolleg:innen, den Kindern Johanna Lef (Bibliothekarin), Malak Yousef (Kunstlehrerin), Natalie Hofmann (Direktorin – bei jener Vorstellung, die kijuku.at besucht hat) sowie bei anderen Vorstellungen Arthur Dorn-Fussenegger, Karina Pavelescu, Lea Cena, Simon Wallner, Victoria Auberger die Details des Spiels UND vor allem die Sprache „Monstarisch“ – mit einer eigenen Schrift – aus verdrehten Buchstaben des lateinischen Alphabets und Fantasie-Zeichen. Die Zuschauer:innen, die gleichzeitig ja Mitspieler:innen sind, bekommen eine „Übersetzungs“-Scheibe.
So steht „hapschu“ im Titel dieses Beitrages für „hallo“. Monster heißen übrigens „monstaaa“ mit drei a; drei f alleine stehen wiederum für Direktorin, in deren Rolle beim KiJuKu-Besuch Natalie Hofmann geschlüpft war. Die begrüßte nicht nur die Gäste auf den Treppen nach dem Schultor sondern hielt nach Lösen aller Rätsel und der wieder erblühten Plata Planeta (Melisa Su Taşkıran) alle Mitspielenden im Festsaal, dessen Boden fast zu einem Bällebad wurden, die kurze abschließende Rede – mit der Erkenntnis, dass so unterschiedliche Wesen wie Menschen und Monster offenbar zusammenarbeiten können. Und wenn dies gelinge, dann könne wohl alles erreicht werden!
Danke, pardon schgutsi, sowie natürlich Thank’s a lot, Merci beaucoup, Gracias, teşekkür ederim, Falemenderit, Dziękuję, Děkuji, Barka wusgo
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für die ersten vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.