Interview mit dem neunjährigen Lorenz Pell, der in „Tschnernobyl – eine Chronik der Zukunft“ stellvertretend ein Kind in Trost- und Hoffnungslosigkeit spielt.
Beeindruckend, nicht nur weil es sich um den jüngsten im Bühnengeschehen handelt – kurz spielen auch noch mit Theo Angerer, Miriam Messinger, Flora Mosleh, Ana Tomić und Emma Wiederhold fünf weitere Kinder – sind die Auftritte des neunjährigen Lorenz Pell: Vom einsamen Schaukeln in Gasmaske über der zerstörten, trostlosen Gegend übers Wälzen in Erde bis zum stummen, langen, nur mit Unterhose bekleideten Liegen auf einer Tür über einer Badewanne, den Gesprächen mit der im Wald versteckten Frau oder einem kurzen Dialog mit der Wäscherin, der fast wie zwei ineinander verschachtelte Monologe wirkt, spannen sich seine Auftritte in „Tschernobil – eine Chronik der Zukunft“ (noch bis inkl. 16. September im Odeon-Theater, Wien.
Die wirken, als wären Auftritte auf großen Bühnen nichts Außergewöhnliches. Umso überraschend die Antwort auf die Journalistenfrage: „Das ist was ganz Neues für mich, ich hab zwar schon in der Schule wo wir jedes Jahr eine Aufführung haben, gespielt, aber nie auf einer großen Bühne.“ Dazugekommen sei er zufällig, weil der Regisseur im selben Haus wohnt und „mich gefragt hat, ob ich bei einem Theaterstück mitspielen möchte. Zuerst hat er mir erklärt, worum es dabei geht.“
In den meisten deiner Szenen, musst du lange ruhig liegen oder wie anfangs ewig lange schaukeln. Bist du generell sehr geduldig?
Lorenz Pell: Beim ersten Mal war’s schon blöd, aber mittlerweile bin ich’s schon gewohnt, auch lange liegen zu müssen. Es ist zwar nicht sehr angenehm, aber keine große Herausforderung.
Wie war das mit dem Erde einschmieren, machst du so etwas gerne?
Lorenz Pell: Ich mag Erde überhaupt sehr gerne, aber zuerst hab ich mich geweigert, damit einzuschmieren.
Was hat dich dann bewogen, es doch zu tun?
Lorenz Pell: Ich hab’s dann einfach mal ausprobiert, weil ich gewusst habe, es gibt nichts anderes wie ich diese Szene machen könnte.
Du spielst in diesem sehr düsteren Stück voller Hoffnungslosigkeit, wo der Tod allgegenwärtig ist, wie ist das in solchen Szenen als Kind zu spielen?
Lorenz Pell: Es ist auf der Bühne nicht so schlimm, wie es von außen aussieht, wie im Publikum. Bei Proben bin ich in anderen Szenen im Publikum gesessen, das sind schon die stärkeren Bilder.
War der AKW-Unfall von Tschernobyl für dich neu?
Lorenz Pell: Nein, davon hab ich schon öfter gehört.
Sind solche Katastrophen oder der Klimawandel, die Umweltverschmutzung Themen, die dich interessieren oder gar bewegen?
Lorenz Pell: Natürlich beschäftigten mich die schon und ich bin auch gegen Umweltverschmutzung.
Wie war für die der Wechsel von den Proben zu Vorstellungen vor Publikum?
Lorenz Pell: Schon aufregend, aber ich seh von der Bühne aus nicht sehr viel vom Publikum, da blendet das Licht sehr stark. Aber natürlich spür ich das Publikum. Wenn man einmal den ersten Satz sagt, ist die Nervosität weg.
Dieses Erlebnis, auf einer großen Bühne zu spielen, hat dich das jetzt angefixt, möchtest du das öfter machen?
Lorenz Pell: Es ist schon cool auf der Bühne zu stehen, aber ich möchte das nicht zu meinem Beruf machen. Ich habe andere Berufsvorstellungen. Aber wenn die nicht klappen, kommt jetzt an zweiter Stelle Schauspieler.
Was schwebt dir an erster Stelle vor, magst du das verraten?
Lorenz Pell: Es ist nicht geheim, ich möchte Sportler werden, genauer Fußballer aber dazwischen noch Sportwissenschaft auf Lehramt studieren – mit Geografie.