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Schauspieler Hesi Heliyou
Schauspieler Hesi Heliyou
21.09.2021

Programmierer und seit drei Jahren auch Profi-Schauspieler

Interview mit dem Schauspieler Hesi Heliyou aus der israelischen Theatergruppe von Na Laga’at, einem inklusiven Kunst- und Kulturzentrum für Menschen mit sehr starken Seh- und Gehörschwächen.

„Es ist ein Herzensstück von mir“, sagt der 59-jährige, spätberufene, Profi-Schauspieler nach dem Eröffnungsstück über den verfolgten Juden und Kapo im „Todesblock“ von Auschwitz, Yakov Kozalchik, beim internationalen, inklusiven Theatertreffens in Łódź zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Wie und wann ist bei Ihnen der Wunsch aufgetaucht, Schauspieler zu werden?
Hesi Heliyou: Das war spät. Erst wurde ich Computerprogrammierer und habe in meiner Freizeit bei Theater Playback mitgespielt. Das ist ein Improvisationstheater. Als ich zu Na Laga’at kam und dort als Programmierer gearbeitet habe, hat mich ein Regisseur gefragt, ob ich nicht auch spielen und professionalisieren will. Das mach ich jetzt seit drei Jahren, arbeite aber auch weiter am Computer.

Welche der Arbeiten bevorzugen Sie?
Hesi Heliyou: Beides, ich mag beide Jobs. Ich mag die Arbeit am Computer, aber die ist nicht so sehr für meine Seele. Für meine Seele mach ich Dinge, die aus meinem Inneren, aus meinen Gefühlen kommen müssen, also keine technischen, sondern eben Theater. Ich spiele Stücke auch nur, wenn sie vom Herzen kommen.

Schauspieler Hesi Heliyou
Der Schauspieler in seiner Rolle – oben Übertitel auf Polnisch und Englisch

Ist dieses Ihr erstes Stück?
Hesi Heliyou: Nein, ich spiele auch in einem mit anderen – mit sechs Schauspieler:innen.

Welches der beiden Stücke liegt Ihnen mehr, mögen Sie lieber?
Hesi Heliyou: Wieder beides. Ich mag es, allein zu spielen, alles unter Kontrolle zu haben. Ich teile aber auch gern Dinge – aufeinander auf der Bühne einzugehen, einander zu helfen, mit anderen zu arbeiten, ich mag Menschen sehr.

Sind Sie blind geboren oder erst später geworden?
Hesi Heliyou: ich bin nicht total blind, ich kann Licht und Schatten und ein bisschen etwas sehen, aber nichts genau, keine klaren Sachen. Am Computer hab ich eine Braille-Zeile.

Als Kind waren Sie in inklusiven Schulen oder in separierten Einrichtungen?
Hesi Heliyou: Ich war immer in inklusiven Bildungseinrichtungen, aber als ich ganz jung war, hatte ich noch zusätzlich eine spezielle Lehrerin, die mir Dinge ganz besonders vermittelt hat. Als wir zum Beispiel über Vögel lernten, hat sie mir das Modell eines Vogels in die Hand gegeben, so dass ich es an- und be-greifen konnte. Dabei hat sie mir erklärt, wie das mit den Flügeln ist und mit dem Fliegen funktioniert.

Sie haben gesagt, Sie sehen ein bisschen, haben Sie dann Bilder vor sich, in Ihren Gedanken?
Hesi Heliyou: Ja, ich mach mir von allem Bilder. Wenn ich träume, träume ich in meiner Art des Denkens. Wenn ich mit jemandem spreche und ich träume von dem, dann hör ich dessen Stimme. Wenn ich jemanden oder etwas gut kenne und weiß, wie es aussieht, beispielsweise ein Auto, dann versteh ich exakt, wie es ausschaut und habe das Bild vor mir. Aber wenn Sie vielleicht meine Art des Denkens nicht kennen, würde das Bild, das Sie haben anders aussehen als meines.

Malen Sie dann auch?
Hesi Heliyou: Nein, aber als ich ein Kind war, so ungefähr drei Jahre, da hat man zu mir im Kindergarten gesagt: Du kannst nicht wie die anderen Kinder malen.

Da hab ich gesagt: Ja, ich kann, ich will auch malen. Ich bin auf dem Boden gelegen, habe die Finger in die Farben eingetaucht und habe auf das Papier gemalt.

Ich kann es nicht leiden, wenn Menschen zu mir sagen, das kannst du nicht machen. Ich will immer die Chance nutzen, alles machen zu können, vor allem zu dürfen. Das sollte allen Menschen zugetraut werden.

Follow@kiJuKUheinz

Compliance-Hinweis: Die Berichterstattung konnte/kann nur erfolgen, weil Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … im Rahmen des EU-Projekts von ARBOS auf diese Reise eingeladen worden ist.

nalagaat.org.il/en/