Die BundesJugendVertretung verlangt Konsequenzen aus der jüngst vorgestellten Kinderkostenstudie.
„Es darf nicht länger sein, dass Eltern, insbesondere Alleinerziehende, die Ausgaben für ihre Kinder nicht stemmen können. In Österreich sind 350.000 Kinder von Armut betroffen oder bedroht. Diese Zahl wird durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie weiter steigen.“ Das sagte Fiona Herzog vom Vorsitzteam der Bundesjugendvertretung am Freitagvormittag. Anlass: Die tags zuvor von der Statistik Austria präsentierte „Kinderkostenstudie“. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten (seit 1964) wurden damit die Kosten für Kinder neu und aktuell berechnet.„Die neu erhobenen Zahlen übersteigen die Werte, auf die sich Sozial- und Familienleistungen derzeit beziehen, deutlich. Daher braucht es jetzt eine Neubewertung sämtlicher Maßnahmen für Familien anhand des neuen Datenmaterials. Es zeigt sich ganz klar, dass die Regelbedarfssätze, die jetzt angewandt werden, zu gering sind. Diese müssen rasch angepasst werden“, so der Appell der Sprecherin der gesetzlichen Interessensvertretung aller Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Österreich. In diesem Zusammenhang erhofft sich die BJV auch im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Kinderchancen begleitende Schritte.
Die BJV verweist darauf, dass bei Leistungen wie dem Familienbonus der soziale Faktor zu kurz kommt: „Der Familienbonus kommt nur Menschen zu Gute, die einen Job haben und Einkommenssteuer zahlen. Die ärmsten 10 Prozent der Kinder profitieren nicht davon. Diese Maßnahme geht an sozialer Treffsicherheit völlig vorbei! Wir fordern daher eine Kindergrundsicherung, die österreichweit einheitlich geregelt ist, weil kein Kind in Armut leben soll“, erklärt Fiona Herzog, die eine der vier Vorsitzenden der Jugendvertretung ist.
Namens der BJV spricht sie sich dafür aus, Kinder ganz gezielt zu unterstützen: „Wir sehen die Einführung einer Unterhaltsgarantie notwendig, was bedeutet, auch den Unterhaltsvorschuss auf die Höhe des Regelbedarfssatzes aufzustocken, wenn Unterhaltszahlungen ganz oder teilweise ausfallen. Darüber hinaus braucht es bei der Schüler*innen-Beihilfe eine deutliche Anhebung der Leistung und der Einkommensgrenze und eine Einbeziehung der 9. Schulstufe. Insgesamt müssen die Kosten in den Schulen abgefedert werden.“
„Der Ausbau von Ganztagsschulen und Kinderbetreuung muss in ganz Österreich vorangetrieben werden, um gegen die ungleichen Bildungschancen vorzugehen. Aber auch Ferien- und Freizeitangebote müssen für alle Kinder zugänglich sein“, verlangt die Bundesjugendvertretung.
In der Coronavirus-Pandemie wurde auch die mangelnde Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit besonders akut. „Es braucht einen dringenden Ausbau der psychischen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, um allen Betroffenen rasch Unterstützung zukommen zu lassen. Das psychische Wohlbefinden junger Menschen darf nicht von der Geldbörse der Eltern abhängen“, erklärt Fiona Herzog.
„Die Regierung hat sich den Kampf gegen Kinderarmut zum Ziel gesetzt. Die neue Kinderkostenstudie war ein wichtiger Schritt, jetzt müssen daraus Konsequenzen folgen, die tatsächlich im Leben von Kindern ankommen“, fordert die BJV.