„Leicht“ – ein kombiniertes Tanz-Schauspiel in einem „Gewächshaus“-Forschungslabor im Theater Drachengasse (Wien).
Von den rund 1000 Liter Wasser in dem großen Becken vor der schmalen Bühne in „Das weiße Dorf“ im Theater Drachengasse (Wien) haben sich zwei, drei Geißkannen voll ins jetzt laufende Stück „Leicht“ hinübergerettet. Sozusagen.
Das Team des neuen Stücks, das dem Titel alle Ehre macht, hatte das Becken gesehen und gebeten, die Wanne zu belassen. In einem kleinen Eckerl gibt’s nun eine große Lacke (Pfütze). Ansonsten wurde nicht nur die Wanne mit Holzbrücken überbaut, die Seiten zu den beiden links und rechts befindlichen Publikumsreihen zieren Gewächshaus-artige Holzkonstruktionen. Pflanzen, Blumenlampen. (Bühne, Kostüme: Magdalena Gut)
Forschungsprojekt beschreibt das Theater in der Kurzinfo die Performance „Leicht“. Ausgedacht von Regisseurin Esther Muschol und Tänzer Rufin trifft letzterer in den 1 ¼ Stunden auf Schauspieler Lukas David Schmidt. Ersterer fröhlich, gut drauf, (Stepp-)tanzend, der Kollege griesgrämig, angefressen. Leichtfüßig der eine, schwermütig der andere.
Während ersterer quirlig umherhüpft, zitierte sein Kollege – von Sprachkünstler Ernst Jandls „Konversationsstück Die Humanisten“ inspiriert Sätze wie „sein das heuten tag sein es ein scheißen tag, sein das gestern tag sein es gewesen ein scheißen tag ebenfalz…“
Wie von Beginn an zu erwarten, ohne allzu viel zu spoilern, kommt es zur Annäherung der beiden Akteure und ihrer Gemüter – bis hin zu gemeinsamen Tanz-Choreos. Und der Schauspieler kommt aus seiner Sch..-drauf-Stimmung in eine teils philosophische Betrachtung von Relativität der Zeit – sei es durch den scheinbaren Widerspruch still zu stehen und dennoch mit unserer Erde rasend schnell durchs All zu sausen oder Betrachtungen der menschlichen Zeiteinteilung und ihrer Tücken bis hin Schaltjahren und Kalenderreform.
Und dennoch wirken selbst solch schwere Themen in diesem Spiel so wie es der Titel verspricht. Ein kurzes Aussteigen aus der schwer auszuhaltenden Realität – ohne seichte Ablenkung zu sein.
von Esther Muschol und Benjamin Rufin
Eigenproduktion Theater Drachengasse
Idee: Esther Muschol und Benjamin Rufin
Regie: Esther Muschol
Spiel und Tanz: Benjamin Rufin und Lukas David Schmidt
Choreographie: Benjamin Rufin
Bühne, Kostüme: Magdalena Gut
Musik: Manu Mitterhuber
Regieassistenz: Katharina Reinthaller
Bis 19. März 2022, Di-Sa; 20 Uhr
Theater Drachengasse: 1010, Fleischmarkt 22/Eingang Drachengasse
Telefon: 01 513 14 44
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