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Szenenfotos aus den vier Finalstücken des diesjährigen Nachwuchsbewerbs im Theater Drachengasse (Wien)
Szenenfotos aus den vier Finalstücken des diesjährigen Nachwuchsbewerbs im Theater Drachengasse (Wien)
19.05.2022

Von Femiziden über schräge Helena, Verbannung im Eis bis Witziges über Scham

Vier 20-Minuten-Stücke im Finale des Nachwuchsbewerbs im Theater Drachengasse (Wien).

Von tragisch-ernst über humorvoll bis sehr schräg – soweit die Bandbreite der vier Finalstücke des mittlerweile 14. Nachwuchsbewerbs des Theaters in der Wiener Drachengasse – zum diesmaligen Mott „Einfach radikal“. Bis 28. Mai 2022 werden sie in dem Innenstadt-Theater gezeigt, das Publikum kann für eines der Stücke abstimmen. Publikumspreis sowie jener der professionellen Jury werden nach der letzten Vorstellung bekannt gegeben. Der Jurypreis wird so gefördert, dass aus dem nunmehr rund 20-Minüter ein abendfüllendes Stück wird.

Femizide

Alle zwei Wochen ein Mord an einer Frau, meist vom (Ex-)Ehemann oder Lebensgefährten und zu den elf Femiziden des Jahres 2022 noch eineinhalb Mal so viele Mordversuche. Vor diesem Hintergrund haben Benita Holzhammer, Hanna Holzner und Emma Krahnstoever auf der Bühne sowie Coco Brell, Michelle Friesacher, Rafael Hofmann, Madita Mönch, Emma Schaub im Hintergrund „Es war ein blutiges Wochenende in Österreich“ erarbeitet. Fernseh- und andere mediale Nachrichten mit noch immer gängigen verharmlosenden Schlagzeilen wie Liebesdrama und ähnlichem als Kontrast zu den Morden an Frauen, nur weil sie Frauen sind und ein eigenständiges, unabhängiges Leben wollen.

Luxus-Parallelgesellschaft

Ansatzweise tönt solch gegensätzliche Sichtweise an, als Helena von einer Kreuzfahrt mit ihrem Liebhaber in die gemeinsame, fast sterile Luxuswohnung zu ihrem Ehemann Menelaos zurückkommt. Irgendwie haben die sich kaum mehr was zu sagen in „Helena oder: Stay Safe and Stay Sorry“ (Pilar Borower, Kaja Busch, Zuzana Cuker auf sowie Autorin Selma Matter und den Regisseurinnen Lily Kuhlmann und Olivia Scheucher sowie Katharina Rose hinter der Bühne).

Gewalt erleben beide hier als Zuschauer:innen. Waschbären beißen Sumpfschildkröten die Beine ab. Geht sie das was an? Wie reagieren sie? Und was hat ein Copy-Shop mit Schwarzbildern damit zu tun. Recht schräge Momente.

Bestraft – wofür?

Verbannt ins ewige Eis – sofern nicht die Klimaerwärmung auch dieses wegschmelzen lässt, finden sich Eren Kavukoğlu, Pablo Lawall und Magdalena Lermer als Warren, Salty und Sid in „Polar“ in dystopischem Ambiente. Im Hintergrund im Team: Selma Lindgren, Luc Schneider, Ivana Sokola und Jona Spreter. Warum sie die Strafe ausgefasst haben? So wirklich klar wird’s nicht. Ein Hauch von unsichtbarer Willkürherrschaft und Absurdität weht als eisiger Wind über Menschen und Landschaft.

Scham und Quote

Für viele Lacher und DIE Entspannung des Abends sorgen Natalie Baudy, Hanna Binder und Jakob Egger auf der Drachengassen-Bar & Co-Bühne in „Sorry, nochmal – Reise zum Grund der Scham“ (mitAlexander Gerlini, Rosanna König, David Moser im Bühnen-Hintergrund). Alles wofür man und frau sich schämen könnte, naja nicht alles, aber vieles kommt zur Sprache – eingebettet in die Reise zu einer ehemaligen TV-Talkshow-Masterin. Deren Job war es sozusagen mit Peinlichkeiten Quote zu machen – Menschen auf dem „Altar“ einer Massensendung zu opfern. Teils brüllend komisch, wenn nicht noch immer – zwar nicht mit derart schreiend orangfarbenem Studiodesign – das Vorführen von Menschen, das Überschreiten von Schamgrenzen als Quotengaranten zum Einsatz kämen. Doch auch das wird angespielt – samt Selbstironie der Schauspierl:innen.

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Sujet für den diesjährigen Nachwuchsbewerb des Theaters Drachengasse (Wien)
Sujet für den diesjährigen Nachwuchsbewerb des Theaters Drachengasse (Wien)
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Einfach radikal

Nachwuchswettbewerb 2022

Vier Final-Produktionen, jeweils rund 20 Minuten – ohne Pause

Helena oder: Stay safe and stay sorry
Pilar Borower, Kaja Busch, Zuzana Cuker, Lily Kuhlmann, Selma Matter, Katharina Rose, Olivia Scheucher

Es war ein blutiges Wochenende in Österreich
Coco Brell, Michelle Friesacher, Rafael Hofmann, Benita Holzhammer, Hanna Holzner, Emma Krahnstoever, Madita Mönch, Emma Schaub

Sorry, nochmal – Reise zum Grund der Scham
Natalie Baudy, Hanna Binder, Jakob Egger, Alexander Gerlini, Rosanna König, David Moser

Polar
Eren Kavukoğlu, Pablo Lawall, Magdalena Lermer, Selma Lindgren, Luc Schneider, Ivana Sokola, Jona Spreter

Wann & wo?

18. – 21., 24., 25. sowie 27. und 28. Mai 2022
Vorstellungen: jeweils um 19:30 Uhr

Theater Drachengasse, Bar&Co: 1010, Drachengasse 2
Telefon: 01 512 13 54

drachengasse -> einfach radikal

Der Nachwuchswettbewerb …

… im Theater Drachengasse wurde 2008 zur Förderung junger, innovativer Theatermacher*innen, die sich noch in Ausbildung oder am Beginn ihrer Berufslaufbahn befinden, ins Leben gerufen und findet heuer nun bereits zum 14. Mal statt. Das Thema dieses Mal: „Einfach radikal“.

Bis zur Abgabefrist am 3. November 2021 hatten insgesamt 218 Theatermacher*innen in 71 Projekten eingereicht. Am letzten Spieltag – 28. Mai 222 – werden nach der Vorstellung die zwei Sieger*innenprojekte des Wettbewerbs bekannt gegeben, die über Publikumsabstimmung und Juryentscheid ermittelt werden.

Die Gewinner*innen des Publikumspreises erhalten 1.000 Euro. Der Jurypreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird vom Theater Drachengasse zur Verfügung gestellt, um das gekürte Projekt für die Aufführung in der folgenden Saison weiter auszuarbeiten

Regisseurin Karin Koller steht den Teams als Dramaturgin und Coach zur Seite.

Die Jury: Anna Laner (Kosmos Theater Wien), Ingrid Lang (Theater Nestroyhof/ Hamakom Wien) und Johanna Figl (Kuratorin der Stadt Wien)