Nach „Flatterland“ erzeugen drei Tänzerinnen nun auch in „Tilting Moments“ sich ständig verändernde Skultpturen mit Hilfe eines großen Tuchs.
Drei Tänzerinnen liegen verteilt auf dem Tanzboden im Salzburger Toihaus Theater. In einer Art Zwischenstadium aus (noch) ausruhen und ziemlich großer Anspannung. Immer wieder sind recht laut ihre Atemzüge zu hören. Bewusst eingesetzt als „Begleitmusik“.
Auch in den folgenden 32 Minuten, in denen sie mal langsam und bedächtig, dann wieder rasch hin und her laufen und dabei abwechselnd – jeweils zwei von ihnen – das anfangs noch kunstvoll zerknüllte scheinbar weiße (in Wirklichkeit cremefarben) Seidentuch schnappen und entfalten. Mit diesem erzeugen sie die unterschiedlichsten großen, mal sanfte, mal wilde Bögen. Oft glatt, dann wieder mit unzähligen kleinen, fast gekräuselt tanzenden Mikro-Wellen. Fließende, sich (fast) ständig verändernde Skulpturen entstehen zwischen den begrenzt wenigen Zuschauer:innen, die auf gleicher Ebene am Rande des Tanzbodens einander gegenüber sitzen. Bis ganz nah an sie heran kommt die große so schwebend leicht erscheinende Stoff-Masse.
Manchmal berührt die Seide beinahe das Publikum. Jedenfalls aber spürst du immer wieder den Luftstrom, den das von den Tänzerinnen – Anna Bárbara Bonatto, Elena Francalanci, Jadwiga Mordarska – ständig in Bewegung gehaltene Tuch produziert; je nach Tempo und Art hauchzart, dann wieder als kühlendes Lüftchen, mitunter auch als Windstoß.
Wem die Beschreibung von „Tilting Moments“ (kippende Augenblicke) bekannt vorkommen mag, hat möglicherweise „Flatterland“ vom und im selben Theater gesehen/erlebt oder hier auf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … die Stückbesprechung gelesen – Link dazu unten am Ende des Beitrages. Die beiden Performances hängen inhaltlich und künstlerisch zusammen (mehr dazu in dem besagten Beitrag), richtet sich erstere vor allem an Kinder, so die aktuelle – eine Vorstellung noch am 1. Oktober 2022, weitere – noch nicht fixierte – im Jänner 2023.
Obwohl sich (fast) andauernd neue Bilder vor den Augen – und von der beinahe meditativen Situation noch viel mehr in den Köpfen des Publikums ergeben, ist die starke, dichte und doch so viel Freiraum lassende halbe Stunde „voll durch-choreografiert, getaktet, rhythmisiert, alles bewusst gesetzt“, sagt Cornelia Böhnisch im Gespräch vor der Premiere zum Journalisten. Bewusst hat sich die Künstlerinnen-Gruppe diesmal nur für die Konzentration auf diesen einen Stoff (in Flatterland spielen drei eine Rolle) entschieden. Die langjährige Musikerin des Toihauses, Yoko Yagihara, die “Tilting Moments“ dramaturgisch beraten hat, schlug vor, diese Performance ohne Musik zu gestalten. Die Geräusche des Windes durch das Tuch, des bewussten, starken Atmens der Tänzerinnen sowie deren Schritte sind die ausreichenden – bewussten – Geräusche, andere, zufällige aus dem Haus, in dem das Theater untergebracht ist, können nicht geplant werden.
Compliance-Hinweis: Das Toihaus Theater übernahm die Fahrtkosten von Wien nach Salzburg und zurück.
Gesamtkonzept: Cornelia Böhnisch
Performance: Anna Bárbara Bonatto, Elena Francalanci, Jadwiga Mordarska
Ohr von außen (dramaturgische Beratung): Yoko Yagihara
Dramaturgie: Felicitas Biller
Licht und Technik: Alexander Breitner, Robert Schmidjell
Dauer: 30 Minuten
Am 1. Oktober 2022
sowie – noch nicht genau fixiert – im Jänner 2023
Toihaus Theater Salzburg: 5020, Franz-Josef-Straße 4
Telefon: 0662 874 439
toihaus -> tilting-moments