Lokalaugenschein bei einem der DigiFö-Kurse (digitale Förderinitiative) in einer Wiener Schule.
Name, Wohnort, Bankdaten, eMail-Adresse … Diese und noch alle möglichen anderen Begriffe tauchen auf den Bildschirmen von Besima, Cansu, Lois, Melody, Mikail, Raghav, Samet im Computerraum der Mittelschule Viktor-Christ-Gasse in Wien-Margareten (5. Bezirk) auf. Was davon würden sie ins Internet stellen und was möglichst nicht, fragt Annabelle, die Englisch, Bildnerische Erziehung, Werken, digitale Grundbildung in dieser Schule unterrichtet – und hier am frühen Freitagnachmittag den DigiFö-Kurs (Digitale Förderinitiative – dazu mehr in der Info-Box am Ende des Beitrages).
Alle genannten Schüler:innen – aus verschiedenen Klassen – schreiben in ein und dasselbe Online-Dokument rein. Je öfter ein Begriff eingetippt wird, desto größer erscheint er in der Wort-Wolke unter dem Eingabefeld. Wohnort und Banddaten wächst ganz schön. Umgang mit Daten in der vernetzten Welt steht in jener Doppelstunde, die der Reporter besuchen darf, auf dem Programm des Förderkurses. Der ist nicht für lernschwache Schüler:innen gedacht, sondern fördert hier vor allem die Stärken, so ist Besima mittlerweile zu einer Assistant-Teacher für Annabelle in anderen Unterrichtseinheiten geworden.
Nach der Word-Cloud geht’s weiter mit einem Formular mit mehreren Spalten: Was nie, was nur Freund:innen, was für alle und wo bin ich mir nicht sicher, ob ich das ins Internet stellen soll/darf sind die Kategorien denen noch viel mehr Angaben zugeordnet werden sollte. Wie ist das etwa mit der Farbe der Unterwäsche? Das sorgt bei den 12- und 13-Jährigen natürlich sowohl für Lachen als auch Spielen damit, wo’s hingehört. Aber einhellig ist die Meinung „wen interessiert denn das?“
Dafür scheinen bei dieser Übung alle schon übervorsichtig sein. Die eMail-Adresse würden sie nicht ins Internet stellen, meinen sie. Worauf die Lehrerin fragt: „Und wo verwendet ihr die eMail-Adresse?“ Aber, so meinen praktisch alle sehr skeptisch, sie würden diese nicht auf allen sozialen Netzwerken bekanntgeben, um Missbrauch mit auch diesen Daten zu verhindern.
Und dann kommt’s bei der nächsten Aufgabe zu etwas Kuriosem. Jede und jeder soll nach dem eigenen Namen im Internet suchen – und praktisch alle finden wen. Mikail als erstes seinen eigenen YouTube-Kanal. Besima jede Menge gleichnamiger (sowohl Vor- als auch Nachname) Profile auf Facebook. Und keines ist von ihr. Aber alle, die sie findet, haben dafür praktisch keine Informationen über sich angegeben. Der männliche Melody findet gleichnamige weibliche Personen, eine mehrfache Uni-Absolventin, Cansu eine Schauspielerin, Lois ein Model und ein Schüler einen Sportler und einen Mann, der in Unterwäsche modelt.
In einer gemeinsamen Gesprächsrunde mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … erzählen die Jugendlichen, was sie im Kurs bisher gelernt haben – Umgang mit etlichen Programmen und Apps, aber auch die Analyse woraus ein Computer besteht und wie er funktioniert. „Wir haben auch – mit Stiften auf Papier – menschliche Körper gezeichnet und verglichen, welches Organ welchem Teil im Computer entspricht“, erklärt Besima. Das sah nicht jede und jeder gleich – einige Zeichnungen wurden zur Verfügung gestellt, die hier veröffentlicht werden dürfen. Spannend etwa jene, in denen der Akku als Bett zu sehen ist, auf dem sich der betreffende Mensch ausruhen und damit die „Batterien wieder aufladen“ kann. In dieser Zeichnung wird der Mund zum Drucker.
Am Computer wurde in einer früheren Einheit des Kurses ebenfalls gezeichnet – Logo-Entwürfe für DigiFö. Eines davon wird ausgewählt und auf Buttons gepresst. Als Auszeichnung neben einer Urkunde, die auch jede und jeder am Ende der zehn Kurseinheiten bekommt. Das Spannendste aber – auch für die Lehrerin – war die Begeisterung aller über Quizzes mit Kahoot und ein lauthalses fast enthusiastischen „Ja“, als der Reporter fragt, ob sie mit dieser Handy-Quiz-App gern alle möglichen Tests wie beispielsweise englische Vokabel machen würden. „Sicher viel besser als andere Prüfungen und Tests!“, meint Lois und praktisch alle stimmen mit ein.
Seit Oktober 2020 nahmen bisher an fast 60 Schulen (Volks- und Mittelschulen sowie einer Inklusiven Schule) rund 600 Kinder an der digitalen Förderinitiative (DigiFö) teil. Gestartet hat die Initiatorin und Projektkoordinatorin selbst, Ludmila (Lucy) Schindler, im Oktober 2020 – bis Mai 2021 – mit ihrer Integrationsklasse in einer Mittelschule in Wien Favoriten. Die Pädagog:innen orientieren sich nach einem digitalen Leitfaden der Initiatorin, aber probieren auch eigene Ideen aus.
Die Kinder/Jugendlichen und Kursleiter:innen bekommen nach dem Kurs eine „DigiFö-Urkunde“ im Rahmen einer eigenen Feier. Der Kurs wurde im vergangenen Schuljahr auch für Kinder aus der Ukraine an der Volks- und Mittelschule in der Oskar-Spiel-Gasse in Wien-Döbling (19. Bezirk) ermöglicht – mit einer zusätzlichen Lehrerin aus der Ukraine.
Bereits zum zweiten Mal, 2020 und 2022 wurde diese Initiative im Rahmen einer österreichweiten Ausschreibung durch den Verein Respekt.net zum „Ort des Respekts“ nominiert.
Hauptsponsor und Kooperationspartner ist die Wiener Arbeiterkammer, anfangs auch Sponsoren aus der Wirtschaft, die Laptops für diese Computerförderkurse herborgten – v.a. für Volksschulen, da Mittelschulen ohnehin über einen EDV-Raum verfügen. Manche Volksschulen kooperieren mit Mittelschulen in der Nähe und können deren Computerraum für DigiFö-Kurse für die Dauer des Kurses (10 Wochen) benutzen. Die Schirmherrschaft übernahm die Bildungsdirektion Wien, Projektleiter ist Wolfgang Gröpel, Abteilungsleiter Präsidiale 6.
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