Kurze Fassung der Komödie von William Shakespeare, konzentriert auf die vier Liebende und Pucks Verwirrspiel.
Sie und er lieben einander inniglich. Weil Ihr Vater sie aber mit einem anderen verheiratet sehen will, beschließt das Paar aus Athen zu fliehen. Die Nacht vor der Flucht im Wald – gemeinsam und doch getrennt verbracht. Und schon liebt er eine andere – genauso intensiv. Und von jener, mit der er fliehen wollte, will er gar nix mehr wissen.
Die andere liebt einen anderen. Der wiederum sie verachtet, wegstößt. Doch plötzlich liebt der sie auch. Und sie – sie fühlt sich nun von beiden verspottet. Und Erstere zuckt aus.
Und der Fünfte im Spiel reibt sich die Hände vor Schadenfreude angesichts des Liebes-Verwirrspiels, das er angerichtet hat – hier scheint’s so gar nicht wirklich als Missgeschick, sondern schon mit ein bissl Absicht.
Soweit der Plot eines Teils aus William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“. In einer sehr abgespeckten Version im THEO (THEaterOrt für junges Publikum in Perchtoldsdorf, NÖ, am Rande von Wien-Liesing) besteht die ganze einstündige Version (Spielfassung und Dramaturgie: Joachim Henn) aus diesem Handlungsstrang. Der Wickel zwischen dem königlichen Elfenpaar Oberon und Titania samt Elfen sowie den Handwerkern, die schauspielen wollen/müssen, wurde weggelassen.
„Wir wollten gerade für Jugendliche nur dieses „ich lieb dich, ich lieb dich nicht (mehr) und dann vielleicht doch wieder“, so Regisseurin – und THEO-Leiterin – Birgit Oswald zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nach der Premiere im Kulturzentrum, in dem auch das Theater beheimatet ist.
… agieren die vier jungen Schauspieler:innen: Sowohl das anfängliche Paar – Melissa Malacad als Hermia, Johannes Tinchon (Lysander) – als auch Fanny Fuhs als anfangs verzweifelte Helena, weil Demetrius (Vinzent Gebesmair) sie so gar nicht mag. Alle vier müssen fast blitzschnell – die Männer nur durch kurzes Schlafspiel, in denen ihnen Puck „Liebestropfen“ in die Augen träufelt, in ihren Emotionen switchen. Demetrius, der Helena wegstößt, verzehrt sich nun nach ihr, Lysander verstößt nun seine knapp zuvor Geliebte, um A) auch Helena anzuhimmeln und B) sich mit Demetrius sozusagen zu duellieren. Helena wiederum fühlt sich gar nicht angebetet, sondern meint, die beiden treiben ihren Spott mit ihr. Und Hermia wiederum wird zur Kämpferin.
Trotz der heftigen Gefühle und ihrer Schwankungen bauen die vier Darsteller:innen immer wieder auch Momente, die zum Lachen animieren bis provozieren ein. Hin und wieder treten sie auch aus ihren Rollen heraus – beispielsweise erzählen sie von realen – oder ausgedachten, das sei dahingestellt, tut hier aber nichts zur Sache – Beziehungstroubles.
Erwin Bail als ein um Generationen älterer Schauspieler spielt den Poltergeist, der Schabernack genießt, hier ein wenig sehr schadenfreudig und bitterböse. Hin und wieder reißt auch er für kürzeste Momente aus dem Geschehen – sie es durch Kommentare, oder Wortspiele. Und er liebt Wiederholungen, Verdoppelungen durch die aus bitterernsten Reaktionen mitunter die Tragik genommen wird. Der Puck holt sich die Essenz für seine Liebestropfen übrigens von seinem eigenen Hut, aus dem eine Blume wächst (Bühne, Kostüme: Birgit Oswald, Thomas Neuer).
Irritierend wirkt nur, dass er ungefähr die erste Hälfte des Stücks im fantasievollen vorwiegend rot gehaltenen Kostüm-Kleiderständer-Wald im Rollstuhl sitzt und fährt, obwohl er den nicht benötigt, wie sich später herausstellt, wenn er steht und geht. Die Regisseurin „wollte, dass er ein Gefährt hat und wenn es dich irritiert, ist das gut“, meinte sie nach der Premiere darauf angesprochen. Es erinnert allerdings ein wenig an „Cripping up“, wie Menschen mit Behinderungen, von denen viele Rollstühle zur Fortbewegung brauchen, das nennen. Das Projekt „Leidmedien“ kritisiert die Darstellung von Menschen mit Behinderung durch nicht-behinderte Schauspieler:innen als ein „Stehlen von Identitäten“.
William Shakespeare – gekürzte auf die beiden Liebespaare Lysander & Hermia sowie Helena & Demetrius – und Puck – konzentrierte Spielfassung: Joachim Henn (auch Dramaturgie)
Ab 12 Jahren; 1 Stunde
Regie: Birgit Oswald
Demetrius: Vinzent Gebesmair
Helena: Fanny Fuhs
Hermia: Melissa Malacad
Lysander: Johannes Tinchon
Puck: Erwin Bail
Bühne, Kostüme: Birgit Oswald, Thomas Neuer
Regie-Assistenz: Kristina Weiler
Bis 14. Mai 2023
THEO – THEaterOrt für junges Publikum Perchtoldsdorf
2380, Beatrixgasse 5a
Telefon: 01 866 83 400
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