„Alle guten Dinge sind drei“ – Das Ende einer offenen Beziehung mit verschiedenen Schlüssen inszeniert – Schauspiel plus Live-Musik.
Das geflügelte Wort von drei Dingen, die gut, ja das beste sind, wird in diesem eineinhalb-stündigen Stück in Frage gestellt. Und das (mindestens) drei Mal. Nach einer Aufführungsserie im Kleinen Theater Salzburg spielt „Theater der Mitte“ das Stück „Alle guten Dinge sind drei“ heute, am Feiertag (8. Juni 2023), noch ein Mal im Wiener Theater Arche – siehe Info-Box.
Mit der Zahl spielt das kleine Team auch fast durchgängig auf der Bühne (Bühne: Hannes Öhlböck; Ausstattung: Nora Fankhauser). So fällt gleich vor Beginn auf, dass drei rote breite Teppichstreifen ein Dreieck bilden. Und 3-Ecks-Beziehungen – diese Assoziation, die sich aufdrängt, sind ja auch keine so glatte, jedenfalls keine runde Sache 😉
Drei – das ist auch die Anzahl der Spieler:innen auf der Bühne – eine Schauspielerin, ein Schauspieler und ein multiinstrumentaler Musiker. Florian Sighartner spielt im Hintergrund auf Querflöte, Geige, wobei er die mitunter wie eine Gitarre bedient, und Cachon. Ist der stabile Part in den wechselvollen Beziehungsdramen des Paares im Vordergrund.
Raphael Steiner, Darsteller des Sascha, macht sich schon bei seinem ersten Auftritt mehr als unbeliebt, als der klassische Macho-Erklärbär mit dem Versuch eines philosophisch-alternativen Anstrichs zwischen Entscheidungen und Möglichkeiten. Aber, „anders als andere Paare“ sein zu wollen in einer „offenen Beziehung“, das sei auch jenes Muster gewesen, das Stefanie, verkörpert von Helena May Heber, gewollt – und wie sich im Verlauf des Stücks, insbesondere gegen Ende herausstellt -, auch gelebt hätte.
Obwohl in der ersten Variante als das unterbutterte Opfer, wird Stefanie von Version zu Version stärker, Helena May Heber kann über ihr schauspielerisches Können auch noch ihre bildnerisch-künstlerische Seite ansatzweise ausspielen durch Bemalen und Besprayen einer Matratze bzw. ihres Gesichtes.
„Alle guten Dinge sind drei“, geschrieben und inszeniert von Benjamin Blaikner, lässt das Paar in wenigen liebevollen, hauptsächlich konfrontativen Szenen aufeinander treffen, nicht selten übereinander bzw. aneinander vorbei kommunizieren und agieren. Kulminationspunkt. Eines Tages sagt Steffi den Satz: „Ich bin schwanger!“ – Tiefer Fall bei ihm, „noch nicht bereit“ als geschönte Version für „ich will mein bisherigen Leben ohne jegliche Verantwortung weiterführen“ ist eine der Reaktionen.
Die Szene wird mit wechselnden Stimmungen und Reaktionen zwei Mal wiederholt. In der dritten Version – oder im ebensovielten Anlauf (?) – freut sich Sascha und es kommt von der offenen Beziehung zum Kleinfamilien-Idyll. Das nun wiederum – anders – bricht, wie, das sei hier definitiv nicht verraten. Obwohl es wenige um die Spannung als vielmehr um die Varianten einer Beziehung geht, die (mangelnde) emotionale Intelligenz und Empathie. Berührend, mitnehmend, teils so gespielt, dass manche im Publikum fast wütend auf den Sascha-Darsteller in seiner – meist – toxischen Männlichkeit waren, die er mehr als glaubhaft auf der Bühne darstellt.
Uraufführung von Benjamin Blaikner
Text und Regie: Benjamin Blaikner
Schauspiel: Helena May Heber und Raphael Steiner
Live-Musik: Florian Sighartner
Ausstattung: Nora Fankhauser
Bühne: Hannes Öhlböck
Komposition der drei im Stück vorkommenden Songs: Raphael Steiner
8. Juni 2023, 19.30Uhr
Theater Arche: 1060, Münzwardeingasse 2A