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Duos performen kurze Reime - einemusiziert, die andere stellt das jeweilige Tier dar
Duos performen kurze Reime - einemusiziert, die andere stellt das jeweilige Tier dar
05.07.2024

Gesungener Obstsalat, Detektiv-Hörspiel und Bilder statt Noten

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… besuchte die Kinderuni Kunst auf der MDW (Universität für Musik und Darstellende Kunst).

Vom Obstsalat bis zum Tiergedicht mit Kürzest-Reimen wie „Verzeih, sagte der Hai“ oder „Sei still“, sagt der Mandrill“ verbanden Studierende der Kinderuni Kunst an der MDW (Musik und Darstellende Kunst) Musik, Gesang und Bewegung. Vielfach in Kindergärten gesungen performten die Kinder beim Lokalaugen- und ohrenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kurz vor ihrer Pause noch einmal den Kanon mit Mango, Kiwi, Ananas und Banane. Viele Kinder kennen diesen (der Dennie Christian zugeschrieben wird) aus Kindergarten oder/und Volksschule. Ebenso geläufig, in dem Fall schon Anna, der Lehrenden, aus Kindertagen das vom bekannten (Kinder-)Lyriker Josef Guggenmos verfasste kurze Gedicht „Die Nadel sprach zum Luftballon:/ Du bist rund und ich bin spitz! / Komm, wir machen einen Witz / das gibt ein schönes Schnaderadäng, / ich mach pieks und du machst päng.“ Diese Reime, die gern mit Fingerspielen verbunden werden, gaben der Lehrveranstaltung den leicht abgewandelten Titel „Die Nadel sagt zum Luftballon“.

Bewegung, Spiel und Gedichte

„Weil man da tanzen, Gedichte und schauspielen verbinden kann“, habe sie sich für diese mehrtägige Lehrveranstaltung im Rahmen der Kinderuni Kunst an der MDW entschieden, sagt Carla in der anschließenden Pause zum Journalisten. Die meisten seine von Eltern angemeldet worden, manche konnten sich aussuchen, was sie gleich nach dem Schuljahr in der ersten Ferienwoche studieren wollen. Beim schon angesprochenen Tiergedicht, das übrigens „Schluss mit den Befehlen!“ heißt (geschrieben von Wolfgang Mennel), fanden sich immer zwei der Kinder zusammen – einmal spielte das eine ein Klang-Instrument und das andere versuchte sich in der Art des jeweiligen Tieres durch den Raum zu bewegen und beim nächsten Tier vertauschten sie die Rollen.

Beim oben genannten Mandrill mussten sie übrigens erst ihre Lehrende überzeugen, dass es sich dabei nicht um einen Vogel, sondern einen Affen handelt, erzählt Meta, die ihn spielte in der Pause. Valerie hatte sich den Hai selber ausgesucht, der im Original am Ende des Gedichts steht. Zuvor heißt es nach etlichen Befehlsreimen schließlich „Schluss! Aus! Ich will endlich mal / tun und lassen, / was ich will!, sage ich.“ Worauf Zustimmung von Hahn, Reh und Star kommt, unter anderem mit dem Reim „Okee! Sagt das Reh.“

Auch wenn manche der Teilnehmer:innen meinten, Eltern hätten diesen mehrtägigen Kurs ausgesucht, waren sie alle sichtlich – und hörbar – zufrieden mit der Wahl wie sie in der Pause sagten. Wobei (fast) am meisten Spaß schienen lustige auch theatralische Aufwärm-Pausenspiele gemacht zu haben. So erzählten sie voller Lust über jenes mit dem Titel „das kotzende Känguru“ und einige begannen es gleich vorzuzeigen.

Commedie dell’arte

Im klassisch bunt karierten Kostüm tummelt sich ein Arlecchino im ersten Stock auf der Bühne der Uni für Musik und Darstellende Kunst. Gemeinsam mit dieser Figur noch – beim KiJuKU-Besuch – drei weitere der zentralen Figuren aus der italienischen Commedia dell’arte (übersetzt übrigens einfach Theater- bzw. Schauspielkunst): Colombina, Pantalone und der Dottore (Doktor). Die vier proben Szenen, zu denen noch vier weitere Kinderuni-Kunst-Studierende gehören, die gerade nicht anwesend sind.

Hörspiele

Aus den Lautsprechern tönen Geräusche, die sofort an Krimis erinnern. Raphi, Adrian und Jakob haben sich eine Detektiv-Geschichte ausgedacht, nachdem „wir uns schnell einig waren, dass wir eine solche als Hörspiel aufnehmen wollen. Dann haben wir überlegt, was passieren soll und welche Personen vorkommen.“

Cezara, die Lehrende, sitzt vor einer Klaviatur samt Mischpult und Monitoren. Das Trio verneint die Frage, ob es sich den zu sprechenden Text aufgeschrieben hat. „Nein, wir haben uns ausgemacht, was wer sagt und dann kurzfristig während der Aufnahme überlegt, was wer wie spricht.“

Geräusche haben sie einerseits aus einer Datenbank genommen „und wir waren auch draußen und haben Geräusche mit dem Mikrophon aufgenommen“, bekommt KiJuKU.at zu hören. „Aber beim ersten Mal haben wir etwas mit dem Mikro falsch gemacht und darum mussten wir es ein zweites Mal machen.“

Wie klingt das wohl?

Im Foyer der Uni-Bibliothek der MDW spielte sich Donnerstag um die Mittagszeit ein besonderes kleines Konzert ab. Drei Profi-Musiker:innen spielten nach grafischen Notationen und Partituren, die die Kinderuni-Kunst-Student:innen des Kurses „Wie klingt das wohl?“ im Laufe der Tage erarbeitet hatten. Im vorigen Jahrhundert in der experimentellen und Avantgarde-Musik erfunden, ist sich noch immer eher ungewöhnlich. Striche, Punkte, Kreise, Linien… die Jung- und Jüngst-Studierenden erweiterten die bekannten Muster noch viel weiter – labyrinthartige Schlangenlinien, bunte Wellen und noch viel mehr malten sie auf ihre Einzel-Blätter. Und jeweils in Teams bauten sie gar dreidimensionale Notationslandschaften und -Spiele als Collagen aus Buntpapier, Karton, Klebe- und anderen Bändern.

Junge Komponist:innen erklären

Bevor das Konzert losging, zeigten und erklärten einige der jungen Komponist:innen Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… ihre gezeichneten Musikstücke sowie Überlegungen dazu und dahinter. Elijah (12), der selber seit vier Jahren Klavier spielt: „Ich hab mir ein System überlegt, Punkte statt Noten zu verwenden. Verschiedene Größen geben unterschiedliche Lautstärken an, aber auch Pausen. Dann hab ich zwei Farben benutzt – blau nur für die schwarzen Tasten und schwarz nur für die weißen Tasten am Toy Piano. Simon kombinierte Striche und Kreise.

Die elfjährige Marie-Therese, die selber mit acht Jahren Cello spielen begonnen hat, „wollte nur etwas für Streichinstrumente komponieren, weil hier niemand Cello spielt eben für Kontrabass. Bei den Wellen muss die Musikerin auch mit ihren Fingern solche Bewegungen machen, beim Feuer muss sie mit dem Bogen wild streichen, so ein richtiges Chaos spielen. Mein Stück heißt auch Klang-Chaos. Ich hab gezeichnet wie ich es gefühlt und empfunden habe.“

„Irgendwas“, „verrücktes Haus“, „schräges Lied“

Viele der Kompositionen haben durchaus ungewöhnliche Titel, so nannte Sophie-Valerie ihre „irgendwas“ – was eine Zuhörerin fragen ließ: „Und wie heißt dieses Stück?“ Die Idee dahinter verrät die junge Komponistin: „Ich wollte einfach Irgendetwas erfinden, das vielleicht spielbar ist.“

Es gab auch ein „verrücktes Haus“, eine gar 2-Satz-Komposition – „Kompromiss beim Spielen und statt langweilich“. Daniela demonstrierte den Gedanken hinter ihrem „schrägen Lied“ gleich mit einem heftigen Gesichtsausdruck als sie erläuterte: „Das soll so sein, dass man’s gar nicht mehr aushalten kann.“

Das Profi-Trio

Nun, ganz dürften die drei Musiker:innen das dann doch nicht hingekriegt haben. Denn auch dieses Stück fand sogar Gefallen und großen Applaus – und niemand sah sich veranlasst die Ohren zuzuhalten. Gespielt haben: Helene Glüxam am Kontrabass und diesen manches Mal auch mit einem kleinen kugelförmigen Schlegel als Art Schlagzeug nutzend, Haruki Noda / E-Gitarre und verschiedene elektronische Devices sowie Juri Giannini auf dem Toy Piano schienen die grafisch festgehaltenen Kompositionen der Kinderuni-Kunst-Student:innen verstanden zu haben. Sie spielten sehr ernsthaft, ließen manchmal auch musikalisch Humor aufblitzen, wo die Notation das vorsah.

Übrigens das Mini-Klavier auf dem Tisch – eines von vielen verschiedenen Formen eines Toy Pianos war ursprünglich dem übersetzten Wortsinn nach tatsächlich „nur“ ein Spielzeug. Seit John Cage dafür eine Suite komponierte (1948), ist es aber sozusagen in den Olymp der Neuen Musik aufgestiegen.

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