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Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz
Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz
23.05.2025

Wollte Märchen zu einer Geschichte voller Geheimnisse und Überraschungen verbinden

Interview mit Henry Mason, dem Regisseur und Autor des Stücks „Die sieben Wünsche“ im großen Haus des Wiener Theaters der Jugend, dem Renaissancetheater.

KiJuKU: Der Ausgangspunkt für „Die sieben Wünsche“ war di Bearbeitung von Märchen, nur der Gebrüder Grimme?
Henry Mason: Ich wollte schon ganz lang was über Grimm’sche Märchen machen.

KiJuKU: Wie hast du dann ausgewählt, welche du einbauen willst, es gibt ja neben vielen weniger bekannten noch mehr sehr bekannte Märchen, als nun in dieser Inszenierung vorkommen?
Henry Mason: Ich hab dann tatsächlich die gesammelten Werke von vorne bis hinten gelesen, wollte bewusst auch die weniger bekannten lesen und ich wollte einen Geschmack kriegen für die Sprache und die Muster wie sie funktionieren.
Dann hatte ich die Grundidee von dieser Familie mit der Fabrik mit diesem Grundkonflikt zwischen Papierfabrik und Zauberwald. Von da ausgehend hab ich überlegt, welche Märchenfiguren können Figuren in dieser Familie entsprechen und welche Dynamiken entstehen dadurch. Dann hat es sich fast aufgedrängt, welche Märchen es sein müssen.

Und ich wusste, dass ich hauptsächlich die bekannteren verwenden will, obwohl Motiv und Muster auch von weniger bekannten Märchen im Stück drinnen sind. Dass zwei Geschwister einem Zauberwesen begegnen, das in Nöten ist und ein Geschwisterteil hilft nicht und geht weiter und das jüngere, empathische Kind hilft – das kommt in mehreren Märchen vor.

Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz
Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz

KiJuKU: Wie kamst du auf die Idee, dass die Fabrik eine für Papierherstellung ist?
Henry Mason: Ganz ehrlich, ich weiß es nicht mehr, wahrscheinlich aus der Konfrontation, dass der Wald irgendwie in Gefahr sein muss. Ich wollte den Wald spürbar machen, dass der auch eine Figur in diesem Stück ist, auch wenn der nie spricht oder zumindest für uns nicht hörbar. Bei der Papierfabrik ist’s am unmittelbarsten, dass die Bäume als Rohstoff dafür abgeholt werden.

KiJuKU: Dass es sieben Wünsche sind – kam das aus der vielfach magischen 7 so wie 3, manchmal auch 12; wobei 7 im in Ostasien als Unglückszahl gilt; bei Wünschen im Märchen sind’s meistens drei – waren das zu wenige?
Henry Mason: Ja, aber die sieben haben sich aus der Besetzung ergeben – ich wollte, dass jedes Familienmitglied einen Wunsch hat und ich wollte drei Generationen haben, also doch auch irgendwie 3, aber eben Kinder, Eltern, Großeltern und ein (vermeintlicher) Bösewicht. Außerdem gibt es natürlich auch viele Märchen mit sieben – Schwäne, Raben…

KiJuKU: … und Zwerge bei Schneewittchen…
Henry Mason: … genau. Dann war die Titelfindung schwierig, komplizeirt. Und eines Tages war’s klar, wenn die Familie Wunsch heißt, kann ich „Die sieben Wünsche“ machen.

Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz
Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz

KiJuKU: Ach, ich dachte, es war umgekehrt, dass die Familie eben Wunsch heißt wegen der 7 Wünsche…
Henry Mason: … ich weiß nicht mehr genau, in welcher Reihenfolge das entstanden ist.

KiJUKU: Dass der Wald so eine zentrale Rolle spielt, war von Anfang an klar?
Henry Mason: Das war einer der zentralen Ausgangspunkte neben Grimm’s Märchen und drei Generationen. Ich bin ein halber Neuseeländer, meine Mutter ist Neuseeländerin. Ich war vor 1½ Jahren wieder dort und da gehst du in sehr unberührte Wälder. Diese Stille, diese Unberührtheit und diesen Zauber, den die auch haben, das hat mich sehr berührt und inspiriert. Du merkst halt, wie wahnsinnig schön, aber auch fragil diese Landschaft ist und dennoch, welche Kraft solche Wälder haben. Gleichzeitig kräftig und doch zerbrechlich, das wollt ich irgendwie schreiben.

Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz
Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz

KiJuKU: Das war auch gut wahninnig schön zu erleben bei „Ich bin der Wald“ vom VRUM Kunst-Kollektiv gemeinsam mit dem Dschungel, einer interaktiven Hörspiel-Tour in einem magischen fast Urwald, ganz in der Nähe der Prater Hauptallee – Link zur Besprechung dessen, weiter unten.
Cool ist ja, dass die Bühnenelemente (Bühne und Puppenbau: R
ebekah Wild), die wie Stahlträger der Fabrik aussehen, aus Holz sind.
Dass diese Botschaft über den schützenswerten Wald fast „versteckt“ daher kommt, finde ich auch ganz gelungen.

Henry Mason: Natürlich ist es auch ein ökologisches Stück, ein Thema, das immer wichtiger wird – diese Fragilität der Natur und die menschliche Verantwortung dafür, ohne es vordergründig zu machen. Also nicht mit Zeigefinger, sondern lustvoll und durch diese Märchen. Es wissen’s ja ohnehin (fast) alle, aber du kannst es so ganz anders nehmen, wenn’s charmant gefiltert ist – durch die Märchen und dieses sehr charmante Ensemble.

Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz
Regisseur und Autor Henry Mason im Gespräch mit KiJuKU-heinz

KiJuKU: Auch diese Verwandlungsfiguren finde ich sehr gut.
Henry Mason: Ja, aber bitte verrat nicht zu viel. Ich wollt eine Geschichte schreiben, die viel mit Geheimnissen und Überraschungen arbeitet. Da hab ich auch bei den Fotos gebeten, dass nicht zu viel schon vorweg verraten wird. Eine Lust bei diesem Stück ist, dass auch manches wie ein Krimi funktioniert.

KiJuKu: Lieber Henry, eine sehr schöne, runde Geschichte geworden und danke für deine Zeit so unmittelbar nach der umjubelten Premiere.
Henry Mason: Gerne!

kijuku_heinz