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Die vier initiativen Schüler:innen für den Ballspielplatz bei der Preisverleihung in Linz
Die vier initiativen Schüler:innen für den Ballspielplatz bei der Preisverleihung in Linz
13.09.2025

Analoge, Real-Life-Projekte plus digitale (Musk-)Videos

Hauptpreis, Auszeichnungen und Anerkennung in der (Unter-)Kategorie U 14 beim Prix Ars Electronica.

Die Kinder- und Jugendkategorie des Prix Ars Electronica, des wohl weltweit renommiertesten Bewerbs für digitale Kunst unterscheidet sich nicht nur vom Alter der Einreicher:innen her von den altersunabhängigen „New Animation Art“, „Artificial Life & Intelligence“, „Digital Musics & Sound Art“. Der Untertitel „create your world“ für den U19-Bewerb (aufgeteilt in U10, U12, U14 und eben 14 bis 19) umfasst unter den 520 Einreichungen (alle U19-Arbeiten) auch immer wieder analoge, real-life-Projekte, auch wenn sie „nur“ mit digitalen Videos begleitet werden.

Besonders eines der ausgezeichneten Projekte bei den U14 spielt(e) in der echten Welt, darum sei dieses hier als erstes vorgestellt; U10 und U12 gab es schon in früheren –  am Ende unten verlinkten – Beiträgen, die noch Älteren werden in weiteren Artikeln auf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… vorgestellt; hier sind die 13- und 14-Jährigen dran – Hauptpreis, Auszeichnungen und Anerkennung.

„Verboten“

Also rein in die reale Welt: Karim Naim, Dominik Pichler, Mathilde und Lieselotte Prichenfried (Reihenfolge alphabetisch nach Nachnamen) spielten auf einer Wise in ihrer Wohnhausanlage in Wien-Brigittenau immer wieder Fußball. Was nicht alle Bewohner:innen schätzten. Schimpfereien bekamen sie zu hören. Die schrieben sie auf Zettel, schnitten diese als Sprechblasen aus und bauten sie in das nicht ganz zweiminütige Video ein, das sie über ihr Kicken – und eine folgende Aktion – ein.

Das Spannende kommt danach. Als ein Fußball-Verbots-Schild aufgehängt wurde, begannen sie einfach alle Bewohner:innen zu befragen und sammelten Unterschriften dafür, dass sie doch Ball spielen durften – mit der Verpflichtung, sich um den Rasen zu kümmern, Rücksicht auf Wände und Balkone zu nehmen sowie die Ruhezeiten einzuhalten. 41 von 43 Hausparteien unterstützten den Wunsch der Kinder, ihrem Bewegungsdrang in unmittelbarer Wohnnähe nachgehen zu dürfen. Was auch die Hausverwaltung überzeugte – bis spätestens 20 Uhr war nun das Kicken erlaubt.

Die – erfolgreiche – Aktion nutzten die genannten Kinder – und drehten darüber den Film „Über’s Redn kumman d’Leid zaum. Fußballspielen im Hof“ mit teils elterlicher Hilfe.

Doch bei der Preisverleihung im Rahmen des Ars Electronica Festivals in der Post City beim Linzer Bahnhof musste sie traurigerweise bekanntgeben: „Leider ist das Fußballspielen jetzt schon wieder verboten!“

Ironisch-bösartiger Weihnachtsmann

Der Hauptpreis bei den U14-Jährigen – wie auch die beiden anderen jüngeren Kategorien mit dem Untertitel „Young Creatives“, wurde von den Juror:innen an acht Schüler*innen der Allgemeinen Sonderschule Klosterneuburg für das Video „B-VENGERS“ vergeben. Begleitet und unterstützt von zwei Jugendsozialarbeitern (von OMAi – Office for Media and Arts International und GEH.BEAT Klosterneuburg) produzierten die Jugendlichen die animierte Geschichte eines Weihnachtsmanns, der während seinen Sommerurlaubs vom bösen, genialen Fritz, der von Weltherrschaftsfantasien geplagt ist, in ein überdimensionales Monster verwandelt wird. Dieses droht, die Stadt Klosteraltburg in Schutt und Asche zu legen. Und dies wird zum Fall für die B-Vengers – die Superheld:innen ohne Hirn.“

Sechs Wochen lang hatten die acht Schüler:innen an Charakteren und einem Plot dafür gearbeitet. Sie entwickelten dabei eigenständig Superhelden, denen sie Superkräfte, Namen, Aussehen und persönliche Schwächen (sozusagen ihr jeweiliges Kryptonit) gaben und gestalteten einen trashigen Katastrophen-Clip in der Tradition der B-Movies. Erstellt wurde alles mit einem digitalen Zeichenwerkzeug, das es ermöglicht, Figuren, Formen und Farben auf iPads zu gestalten und zu animieren. In der letzten Workshop-Einheit wurden die Szenen mit den Teilnehmenden live animiert und von ihnen vertont.

„Ein rotzfrecher, wunderbar absurder Animationsfilm, der das Superhelden-Genre auf links dreht – mit anarchischem Humor, visueller Klarheit und erzählerischem Tempo“, befand die Jury.

Auszeichnung für „Damma Zukunft – Ganz ohne Hass“

Wie der Titel des hier eingangs beschriebenen Projekts ist auch das zweite ausgezeichnete Video im Dialekt: „Damma Zukunft – Ganz ohne Hass“ entstand in der Sozialpädagogische Wohneinrichtung Schloss Leonstein (OÖ) – Projekt „Dammawos“ (Verein zur Förderung der Entwicklung von Jugendlichen in Jordanien, Tschad und Österreich).

In dem nicht ganz sieben-minütigen Musikvideo springen, laufen, singen – teils rap-artig gereimt – die Protagonist:innen und über die Wichtigkeit, Träume zu haben und diese, vor allem deren Realisierung, zu verfolgen. An einer Stelle heißt es: „Jeder braucht Träume. Ohne Träume wäre unsere Welt nur finster und hoffnungslos.“

An anderer: „Daraus können Ideen und diese wiederum riesengroß werden. Einst starben Menschen an kleinen Dingen, heutige Medizin kann vieles heilen…“ Die Jugendlichen transportieren in ihrem Traum-„Loblied“ aber auch die Botschaften „Denk in deinen Träumen nicht nur an dich, träum auch für ein gute Welt, für uns alle!

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Insert zu „Damma zukunft – ohne Hass“ bei der Preisverleihung in Linz

Und diese „gute Welt“ definieren sie auch als eine „ohne Hass“, denn wir alle (die Menschheit) sitzt im selben Boot – filmisch umgesetzt in zerbrechlichen Papierschiffchen auf Wasser.

„Aufgenommen wurde alles mit Smartphones, den Beat hat das Team mit BandLab gestaltet und nebenbei die Melodie zum Refrain entwickelt. Das Cutting übernahm einer der Jugendlichen in mühsamer Kleinarbeit. Jedes Teammitglied hat mit seiner unverwechselbaren Art dazu beigetragen, den Rap zu dem zu machen, was er ist“, heißt es in der Beschreibung auf der Ars-Electronica-Website. Zur technischen Umsetzung meinte di Jury: „Die Kombination aus dem Einsatz digitaler Tools zum Generieren des Beats, dem Heranziehen von KI als Unterstützung beim Schreiben des gemeinsamen Refrains und den authentischen Stimmen ist jedenfalls sehr gelungen.“

Anerkennung für „KOMA“

Ein Jugendlicher wird von einer Lehrerin verbal niedergemacht. Aber auch als zwei Mitschüler:innen ihm ihre Hilfe anbieten, zeigt das Schauspieltalent mit einem Blick in die ferne Leere oder leere Ferne: „Ich versteh genau gar nix von dem, was ihr sagt!“

Und die wiederum agieren, als würden sie ihn und sein Verhalten nicht verstehen (wollen).

Dies sind die Ausgangs-Szenen eines heftig beeindruckenden Videos mit dem Titel KOMA der Halleiner Gymnasiast:innen Elias, Güven, Helena, Laura, Luca, Kaan, Muhammed, Paul, Simon, Simon, Sophia und Thomas. Kosta, so der geschilderte Protagonist, kann auch in einem Telefonat mit seinem Vater keine Unterstützung bekommen, der hat keine Zeit für den Sohn. Der psychische Stress überfordert den Jugendlichen mehr als, er spinnt sich in eskalierende Gedanken und vor dem Kaffee-, Kakao-Automaten in der Schule mit dem handschriftlichen aufgeklebten Zettel „kaputt“ überlegt er in Gedanken die Namen seiner Opfer…

Insert bei der Preisverleihung in der Linzer Post City
Insert bei der Preisverleihung in der Linzer Post City

„Im Rahmen eines Workshops mit „Shoot your Short“ setzten sie sich erstmals intensiv mit dem Medium Film auseinander. Dabei entwickelten sie gemeinsam die Idee zu ihrem Kurzfilm, übernahmen eigenverantwortlich Aufgaben in Regie, Kamera, Drehbuch und Schauspiel und lernten, ihre Vision als Team umzusetzen“, steht in der Beschreibung auf der Ars-Electronica-Seite. Zur Preisverleihung – Anerkennung in der (Unter-)Kategorie U14 konnten niemand von ihnen kommen.

Die Jugendlichen versahen ihren, teils im Dialekt gesprochene Szenen glich mit englischen Untertiteln und bauten einen türkischen sowie einen englischen Song ein.

Im Abspann blenden sie die Opferzahlen einiger School-Shootings (oft fälschlicherweise Amok bezeichnet, obwohl die alle ja geplant sind) ein und die Frage „Wo?“ mit der Antwort darauf: „Darum geht es nicht…“

kijuku_heinz

Fortsetzungen mit den Gewinner:innen der älteren Kategorien folgen.

ars.electronica.art -> B-Vengers

ars.electronica.art -> Über’s Redn kumman d’leid zaum

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Mehr Informationen

ars.electronica.art -> Damma Zukunft – ohne Hass

ars.electronica.art -> KOMA