Ausstellung indigener Erinnerungen an Widerstandskämpfe gegen Kolonisatoren in einer kleinen Galerie in Rudolfsheim-Fünfhaus – Wien, 15. Bezirk.
„El silencio del volcán… The silence oft he Volcano…“ – Die Stille des Vulkans – das Bild das beim Titel der Ausstellung in einer kleinen Galerie im 15. Wiener Bezirk (Rudolfsheim-Fünfhaus) im Kopf entsteht, beinhaltet schon die Spannung eines Widerspruchs. Nach außen vielleicht ruhig, brodelt es im Inneren.
Der Titel – spanisch und englisch – klebt an der Glaswand von „Improper Walls“ (ungebührliche Wände), daneben der Spruch „Kux loq‘olaj ri q‘ij rumal ri na’tajisanem“. Das ist in der Sprache Kaqchikel, einer indigenen Maya-Sprache Guatemalas, und bedeutet übersetzt: „Sich zu erinnern macht die Zeit heilig“.
Um Erinnerungen an die Zeit von Widerstandskämpfen Indigener, also jenen, die seit „ewig“ hier leben, gegen Eroberer (da erübrigt sich meist das Gendern, die Kolonisatoren waren durchwegs männlich) und zwar gar nicht am Beginn vor Jahrhunderten, sondern in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts (1954 – 1996) im mörderischen Krieg gegen die aufständischen Widerstandskampf, geht es in der genannten Ausstellung. Zusammengetragen über viele Jahre und als Ausstellung kuratiert von Andre Ancira als Teil ihre Abschlussarbeit an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Objekte und Schriften der Künstler:innen Marilyn Boror Bor, Edgar Calel, Edizon Cumes, Regina José Galindo*, B’alam Waykon García, Mena Guerrero, Esvin Alarcón Lam, Rosa Chávez Tifax, Gabriel Rodríguez Pellecer, Jeff Cán Xicay und der Kuratorin selbst. In Form von Gedichten, kämpferischen Plakaten, aber auch beispielsweise einem Huipil, einem handgewebten Wandteppich, der einen Text in „textile Sprache“ übersetzt.
So manche der Objekte verknüpfen auch die Verbundenheit der seit Jahrtausenden hier lebenden Menschen mit ihrem Land, mit der Natur – einer ganz anderen, ganzheitlicheren Sichtweise auf diese und den Kosmos; ähnlich wie es auch Tabita Rézaires Arbeiten der Zeit im Weltmuseum tun, hier aber stark verbunden mit dem Widerstandskampf gegen den eigenen Untergang, gegen den Genozid an der indigenen Bevölkerung.
Der Titel der Ausstellung ist einem Gedicht einer weiteren Autorin entnommen, Ximena Santaolalla, in dem es unter anderem – übersetzt – heißt: „Die Stille des Vulkans ist meine Stille und die meines Volkes. Von weitem sieht er ruhig aus, aber das ist er nicht. Er ist voller Kraft und Hitze…“
Die wohl auffälligste Arbeit in der diagonal vom Eingang liegenden Ecke der kleinen Galerie symbolisiert eine farbkräftige, vor allem Rottöne umfassende Öffnung, die dank des Titels wohl zunächst an einen Vulkan erinnern mag, ansonsten auch anderes. Die Künstlerin Mena Guerrero performte zur Eröffnung das zunächst in absoluter Stille erfolgende, gaaaaanz langsame Heraustreten aus diesem „Portal, einem lebenden Amulett“. Tänzerischer Schritt für tänzerischem Schritt atmet sie hörbarer bis befreiter.
Gar nicht auf den ersten Blick sichtbar, aber besonders spannend: Auch an der Decke steht ein Gedicht – in spanischer Sprache und in geschwungenen, fast labyrinthartigen Bögen: „Meine traurigen Schildkrötenaugen verraten meine Müdigkeit. Ich kenne den Wasserpfad, der durch mein Blut fließt. Auf der Suche nach warmem Wasser gehe ich langsam und ohne jemanden. Ich breche die Zähne meiner Raubtiere auf meinem Rücken, die Erinnerung an all meine gemeinsamen Leben. Ich bin eine halluzinierte, melancholische Schildkröte“, heißt es auf Deutsch übersetzt in dem Gedicht von Rosa Chávez Tijax, die auch den Spruch an der gläsernen Galerie-Fassade in Kaqchikel gestaltete.
Ausstellung gestaltet von Andrea Ancira
Mit Werken von Andrea Ancira, Marilyn Boror Bor, Edgar Calel, Edizon Cumes, Regina José Galindo*, B’alam Waykon García, Mena Guerrero, Esvin Alarcón Lam, Rosa Chávez Tifax, Gabriel Rodríguez Pellecer, Jeff Cán Xicay
Bis 24. September 2025
Improper Walls: 1150, Reindorfgasse 42
0677 647 51 227
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