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Szenenfoto aus "Turn" im Kasino am Schwarzenbergplatz
Szenenfoto aus "Turn" im Kasino am Schwarzenbergplatz
28.09.2025

Alles dreht sich, alles bewegt sich…

„Turn“ – Immersive Performance im Kasino am Schwarzenbergplatz, einer der Spielstätten des Burgtheaters in Wien.

Der frisch renovierte rund 12 Meter hohe große Saal im Kasino am Schwarzenbergplatz, seit nicht rund einem halben Jahrhundert Spielstätte bzw. Probebühne des Burgtheaters, lädt zu einer Art Ball. Alles dreht sich, alles bewegt sich, ist das gar nicht so heimliche Motto von „Turn“. In eleganten Gewändern aus Blue-Jeans-Stoffen – das Publikum wird eingeladen ebenfalls in solcher „Arbeits“-Kleidung zu erscheinen, was bei der Premiere viele machten – flanieren Künstler:innen im Rondo zwischen im Kreis aufgestellten Sitzen und dem Zentrum.

Dortselbst spielt auf einem Podest die Musik, ab Einlassbeginn jedenfalls der Pianist Ethan Braun, der auch die musikalische Leitung der Performance hat und die Musik dafür komponierte. Um dieses erhöhte Podium Tische aus recyceltem Plastik mit Sesseln für jene Besucher:innen, die dort Platz nehmen. Wobei – und das ist in späterer Folge des rund zweistündigen Abends zentrales Element der Performance – Plätze getauscht und gewechselt werden sollen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Turn“

Immersiv

In „Turn“ tanzen und musizieren die Künstler:innen – einer Zusammenarbeit des deutsch-englischen Performance-Kollektivs Gob Squad mit dem schon genannten Komponisten Ethan Braun sowie dem Ensemble Kaleidoskop mit dem Johann-Strauss-Jahr 2025, dem Burgtheater, der Volksbühne Berlin und dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden – nicht nur auf dem erwähnten Podest. Sie agieren an allen „Ecken und Enden“, in der „Umlaufbahn“ zwischen den äußeren Sitzreihen und den Tisch-Plätzen ganz nah an der Musik-Bühne. In einer Art Teambuilding-Prozess wird das Publikum mehrmals gebeten, sich von den Sitzen zu erheben und neue Plätze zu suchen – zwecks Perspektivenwechsel. Manche werden mit Köpfhörern ausgestattet und bekommen offenbar ins Ohr gesagt, welche Bewegungen sie vollführen mögen – um von den anderen betrachtet zu werden, mit denen sie nach und nach in Interaktionen treten (sollen).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Turn“

Ballsaal

Die Performance nimmt einerseits Anleihe am Raum, der als zentraler Saal des Palais am Schwarzenbergplatz von Erzherzog Ludwig Viktor, dem jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph, in Auftrag gegeben wurde (Architekt: Heinrich von Ferstel, der auch die Votivkirche plante), viele Bälle beheimatete. Ob Blue Jeans als „moderne Uniformen“ etwas mit der in diesem Haus noch immer angesiedelten „Vereinigung Alt-Neustadt“, der Absolventenvereinigung der Theresianischen Militärakademie und der Offiziersgesellschaften zu tun hat? Immerhin wurde das 1869 fertiggestellte Palais 1910 dem „Militärwissenschaftlichen und Casinoverein“ zur Verfügung gestellt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Turn“

Wandel

In der Ankündigung für diese Performance wird sie als „eine Aufforderung zum Tanz in düsteren Zeiten“ beschrieben. Und darauf Bezug genommen, dass auch Johann Strauss Sohn „in einer turbulenten Zeit des gesellschaftlichen Wandels“ lebte und „Zeuge politischer Unruhen und sozialer Mobilität, von Revolution und der Umgestaltung der europäischen Gesellschaft“ wurde. Womit die Künstler:innen Kreise zur aktuellen Lage schaffen wollen. In den Texten spannen sie den Bogen vom sich Drehn beim Tanz bis zur Bewegung der Planeten auf ihren Bahnen.

Auf den vielen kleinen und den beiden riesengroßen Monitoren ist manches Mal das dann jeweils aktuelle Geschehen auf der Straße vor dem und rund um das Palais zu sehen, dann wieder richten sich Kameras darauf, was sich im Saal abspielt und in einer Phase werden vorausgenommene Videos aus den Theaterwerkstätten eingespielt – um Blicke auf die Arbeit „hinter den Kulissen“ werfen zu können.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Turn

Neuproduktion/Uraufführung von Gob Squad in Koproduktion mit Johann Strauss 2025 Wien, BURG, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin und Hessisches Staatstheater Wiesbaden
In deutscher und englischer Sprache; ca. 2 Stunden, keine Pause

Konzept, Entwicklung & Performance: Gob Squad
Komposition, musikalische Leitung & Piano: Ethan Braun
Musik & Performance: Solistenensemble Kaleidoskop
Sounddesign: Julio Zúñiga
Videodesign: Miles Chalcraft
Bühne: Gob Squad, Albertine Mietusch
Kostüme: Ingken Benesch, Sarah Thom
Lichtdesign & technische Leitung: Chris Umney
Dramaturgie: Christina Runge, Johanna Höhmann
Produktionsleitung: Christina Runge
Künstlerische Mitarbeit Ausstattung: Albertine Mietusch

Besetzungen
Gob Squad: Sean Patten, Berit Stumpf, Sarah Thom, Bastian Trost, Simon Will
Solistenensemble Kaleidoskop: Mia Bodet, Yodfat Miron, Sophie Notte, Ethan Brown

Die Produktion empfiehlt einen lockeren Dresscode: Jeanskleidung!

Wann & wo?

Bis 1. Oktober 2025
Burgtheater-Spielstätte Kasino am Schwarzenbergplatz 1; 1010 Wien
Telefon: 01 51444 4545
burgtheater -> turn