Die Preise für herausragende Leistungen im Kinder- und Jugendtheater wurden Mitte November vergeben.
Zum 19. Mal wurden Samstagabend die Preise für herausragende Leistungen im Bereich darstellender Kunst für junges Publikum, oft verkürzt besser bekannt als Kinder- und Jugendtheater, verliehen. „Stella“ – so der Name des Preises, der von der ASSITEJ Austria, der österreich-Sektion der internationalen Vereinigung – werden jedes Jahr in einem anderen Bundesland überreicht – und immer in Form neuer Statuen von lokalen Künstler:innen gestaltet, mitunter auch von kreativen Kindern oder / und Jugendlichen in Projekten geschaffen. Heuer ist es die Künstlerin Hilde Böhm, die als freischaffende Bühnenbildnerin u.a. für mehrere Theatern des Bundeslandes Kostüme und Ausstattung gestaltet hat.
Dieses Mal war Salzburg der Austragungsort, namentlich das Schauspielhaus. Da Land und Stadt nur begrenzte Mittel zur Verfügung stellten, entfiel das Festival bei dem üblicherweise möglichst viele der von der – wechselnden – Jury nominierten Stücke gezeigt werden. Dafür gab es neben der Preisverleihung im Schauspielhaus im Rahmen von „Spot on“ von der Jury ausgewählte lokale, also Salzburger, Stücke für junges Publikum sowohl am Samstag als auch am Sonntag in mehreren Theatern der Stadt Salzburg: Salzburger Landestheater, Toihaus, Räumlichkeiten der Salzburger Festspiele, Theater der Mitte sowie Kleines Theater.haus der freien Szene.
Nun aber – endlich (!) zu den Entscheidungen der Jury – Cornelia Lehner, Daniela Oberrauch, Simon Schober und Teresa Stoiber -, die zunächst schon im Frühjahr 23 Nominierungen in fünf Kategorien von 22 unterschiedlichen österreichischen Theatergruppen, -häusern aus acht Bundesländern im Jahr 2024 bekanntgegeben hat (KiJuKU hat berichtet, unten verlinkt). Die Auswahl trafen die vier Juror:innen aus 116 Produktionen aus ganz Österreich, die sie begutachtet hatten.
Da es mittlerweile viele sehr gute Stücke, Performances für sehr junges Publikum gibt, hatte die Jury auch beschlossen einen Sonderpreis namens „Small Size“ zu vergeben…
Damit, so die Jurybegründung „gelingt ein herausragendes Beispiel für sinnlich-poetisches Theater für die Allerkleinsten. In einer reduzierten, zugleich hochkonzentrierten Bühnenwelt entfalten Bewegung, Klang, Farbe und Material eine feine Choreografie der Begegnung zwischen Performer:innen und Publikum.
Besonders beeindruckte die Jury, wie die Kinder – viele noch am Übergang vom Vierfüßlerstand zu den ersten Schritten – hellwach, neugierig und mit leuchtenden Augen in das Geschehen eintauchten. Sie werden nicht nur angesprochen, sondern aktiv eingeladen, mit allen Sinnen zu entdecken: die sanfte Haptik der Materialien, das Leuchten der Farben, die Resonanz von Klang und Bewegung. Spuren entfaltet Aufmerksamkeit und Beteiligung dort, wo Theater erst beginnt – im Staunen und im geteilten Moment des Wahrnehmens.
Mit großer Achtsamkeit und künstlerischer Präzision eröffnet die Inszenierung einen Erfahrungsraum, in dem kleinste Gesten, Farben und Klänge Bedeutung gewinnen. So wird Theater zu einem gemeinsamen Entdecken von Welt – und die Allerkleinsten zu gleichberechtigten Mitspieler:innen in einem poetischen Dialog aus Bewegung, Klang, Farbe und Nähe.“
In der nächsten Altersgruppe fiel die Entscheidung auf
„Manche machen’s oft, andere nur in besonderen Momenten – doch eines ist sicher: Alle tun es. Im Stück „Rotz und Wasser“ wird das Weinen selbst zum großen Forschungsthema!
Mit tränenreicher Fantasie, Live-Musik, persönlichen Erinnerungen, Besen-Choreos (!) und feinem Humor verwandelt das Ensemble die Bühne in ein quirliges Labor der Tränen. Hier wird geforscht, gefühlt, gelacht – und natürlich auch ein bisschen (mit-)geweint.
Das Publikum ist dabei nicht nur Zuschauer, sondern immer wieder aktiver Teil des Geschehens. Mit spielerischer Leichtigkeit und unbändiger Spielfreude gelingt es dabei alle Emotionen zu wecken: von leiser Rührung bei den Erwachsenen bis zu herzhaftem Kinderlachen, das den Raum erfüllt.
Die Jury honoriert diese herausragende Produktion, die künstlerisch-kreative Umsetzung sowie nicht zuletzt deren kindgerechte Auseinandersetzung mit diesem Thema auf der Bühne. Ein Stück, das bewegt, begeistert und im besten Sinne nachhallt – eine humorvolle, musikalische und warmherzige Erinnerung daran, dass Weinen keine Schwäche ist, sondern etwas Wunderschönes: ein Ausdruck echter Gefühle – bei Groß und Klein“, formulierte die Jury ihre Entscheidung.
… überzeugte die Jury „durch ihre eindringliche und zeitgenössische Auseinandersetzung mit Fragen von Identität, Angst und gesellschaftlicher Wahrnehmung. In präziser Sprache und mit kraftvollen Bildern zeigt das Ensemble, wie sich Vorurteile, mediale Erzählungen und der „Blick der anderen“, der Blick auf „das Fremde“ in das Selbstbild junger Menschen einschreiben.
Es wird ein atmosphärisch dichter Raum zwischen Realität und Einbildung geschaffen, in dem das Publikum unmittelbar in Amors – die zentrale Figur des Stücks – innere Zerrissenheit hineingezogen wird. Das Spiel der DarstellerInnen ist intensiv, authentisch und emotional zugänglich – es eröffnet Jugendlichen einen wichtigen Reflexionsraum über Rassismus, Fremdzuschreibung und Selbstbehauptung in einer von Angst und Kontrolle geprägten Gesellschaft.
Die Jury würdigt die Produktion als herausragendes Beispiel dafür, wie Theater für Jugendliche ästhetisch anspruchsvoll, empathisch und gesellschaftlich sowie politisch relevant gestaltet werden kann.“
„Die Leistung von Cordula Nossek ist ein Paradebeispiel für Virtuosität. Sie schlüpft nahtlos in die verschiedensten Rollen – von der verängstigten Schneiderin bis zur gefühlskalten Lagerleitung – und verleiht jeder Figur durch Dialekt und spezifische Charakterzüge eine unverwechselbare Identität. Diese Fähigkeit, ein ganzes Ensemble von Charakteren allein durch Stimme und die Führung von Objekten zu porträtieren, zeugt von außergewöhnlichem künstlerischem Können und intensivem Einfühlungsvermögen. Indem sie die Kostüme zu stummen Zeugen und zugleich zu Erzählern macht, schafft sie eine eindringliche Metapher für die Art und Weise, wie Kleidung Identität stiftet, aber auch zum Symbol von Leben und Tod werden kann. Aus diesen Gründen spricht die Jury der Künstlerin Cordula Nossek ihre höchste Anerkennung aus. Es ist ein mutiges, innovatives und zutiefst bewegendes Werk, das die Kraft des Figurentheaters auf unvergessliche Weise demonstriert“, befanden die Juror:innen.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hat das Stück bei einer der ersten Aufführungen gesehen – Stückbesprechung unten verlinkt.
Die Jury vergab diesen Preis „an eine Performance, in der Musik weit mehr ist als Begleitung – sie ist Sprache, Atmosphäre und Handlung zugleich. Musik und Text wurden nicht nur zusammengefügt, sie haben sich verständigt. Mit einer faszinierenden Kombination aus experimentellen Sounds, Wörtern und fein abgestimmter Stimmungsuntermalung entfalten sich Bilder und Stimmungen. Verschiedenste Instrumente, von klassischen bis zu experimentellen, verweben sich zu einem lebendigen Geflecht aus Rhythmus und Emotion. Die Sichtbarkeit der MusikerInnen und Instrumente baut sich langsam auf. Es wird gepfiffen, getanzt, kommentiert, probiert, und vieles mehr. Leise und zart, laut, aber nie zu viel. Stille ist Spannung. Vom klassischen Konzertsaal in den Club, vom Kino wieder zurück ins Theater. Es werden verschiedenste Stile präsentiert und sie fügen sich organisch in die Handlung ein, weil es passt: Das junge und weniger junge Publikum bleibt dran, weil auch der Staubsaugersound ideal passt. Und da war ja auch noch die Verhandlung mit einem gar nicht so leichten Thema… Zeit.“
„Welches Kind kennt es nicht? Eine große Schachtel – und schon beginnt die Fantasie zu blühen! Im Stück „Träum, Schachtel“ wird genau dieses Gefühl zum Leben erweckt: Aus Pappe, Fantasie und Bewegung entsteht ein interaktives Tanztheater, das zeigt, wie die eigene Vorstellungskraft, Nachhaltigkeit und Ästhetik auf wundervolle Weise Hand in Hand gehen können.
Und so wird aus Schachteln ein Requisit, eine lebendige Bühne, die nicht nur Kulisse, sondern auch aktiver Mitspieler ist. Die Jury würdigt das feine Gespür, die verspielte Energie und Kreativität mit der sich einfach(st)es Material verwandelt in eine poetische Traumlandschaft. Ein stimmungsvoller Raum, in welchem die Übergänge zwischen Publikum und Bühne eindrucksvoll verschwimmen und der Kinder und Erwachsene gleichermaßen einlädt mitzudenken, mitzuträumen und mitzumachen.“
Der Vorstand der österreichischen ASSITEJ (Association internationale du théâtre pour l’enfance et la jeunesse / Internationaler Verband für Theater für Kinder und Jugendliche) vergibt jedes Jahr auch einen Preis – meist an Einzelpersonen, die sich um die darstellende Kunst für junges Publikum verdient machen oder dies getan haben (übrigens der Schreiber dieser Zeilen, Betreiber von KiJuKU, damals noch für den Kinder-KURIER, hat diesen Preis 2016 bekommen). In den Coronajahren 2020 /21 wurde er nur einmal, und das zum ersten Mal an eine Gruppe vergeben – an das Planetenpartyprinzip, heuer ging er an die Neue Staatsoper Wien – NEST.
In der Begründung heißt es: „Diese Entscheidung des Vorstands würdigt nicht nur das beeindruckende Programm vom NEST, sondern setzt ein klares kulturpolitisches Zeichen: Es braucht Orte wie diesen – mit eigener Bühne, mit technischer Exzellenz, mit einem leidenschaftlichen Team, innovativen Formaten – um Theater für junges Publikum nachhaltig zu stärken. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Teilhabe und kulturelle Bildung neu gedacht werden und es ein neues Bewusstsein für den künstlerischen Bildungs-Auftrag aller Kulturinstitutionen braucht, ist es von großem Wert, dass ein Haus wie die Staatsoper Wien dem jungen Publikum mit so viel Aufmerksamkeit, Kreativität und Ernsthaftigkeit begegnet und so als Vorbild zukunftsorientiert handelt. Mit interaktiven, immersiven Formaten, starken Outreach-Projekten, großartigen künstlerischen Vorhaben, tollen Inszenierungen, außergewöhnlichen Projekten und einem vielfältigen Ensemble aus Profis, Semi-Profis, Laien mit einer herausragenden Nachwuchsförderung vieler junger Künstler*innen zeigt das NEST, wie Musiktheater für die nächste Generation aussehen kann – mutig, inklusiv und voller vielfältiger künstlerischer Kraft.“
Von der ASSITEJ Austria, der Österreich-Sektion der internationalen Kinder- und Jugendtheatervereinigung (Association internationale du théâtre pour l’enfance et la jeunesse) 2007 ins Leben gerufen, ist der STELLA-Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum ein zentraler Impuls, um auf die Qualität und Vielfalt der österreichischen Tanz- und Theaterszene für junges Publikum aufmerksam zu machen.
Sonntag, 16. November 2025
Tanzmeditation: 10 Uhr, Salzburger Festspiele
Flow: 11 Uhr, Toihaus Theater
Walk’n Talk: 11.30 Uhr, Salzburger Festspiele Salzburger Landestheater
Ich will doch nur spielen: 11.45 Uhr, Salzburger Landestheater
Prinzessin Mara: 12 Uhr, Kleines Haus. Theater der freien Szene
Walk’n Talk: 13 Uhr Salzburger Landestheater Toihaus
Netzwerktreffen ASSITEJ & NEKUDAK: 13.30, Toihaus Theater
Details und weitere Infos hier
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