Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Demokratie-Workshop: Gemeinsam die Seileund den "Kran" steuern, um die Türme hochzuheben und aufeinander zu stellen
Demokratie-Workshop: Gemeinsam die Seileund den "Kran" steuern, um die Türme hochzuheben und aufeinander zu stellen
11.11.2022

AnDOCKen an Ideen von Kindern für die Zukunft

Kinderuni Wien eröffnet ein Ganzjahres-Quartier am Donaukanal mit Workshops zu Klima-, Demokratie-, Finanz- und digitaler Bildung. Co-Creation ist das Motto: Nicht (nur) für, sondern mit Kindern an neuen Ideen und Lösungen arbeiten.

Auf dem Boden stehen sechs hölzerne kleine Klötze – gelb, blau, rot, orange, grün und lila in der Mitte. Jeweils vier Kinder er 4a der OVS (Offene Volksschule) Kaisermühlendamm (Wien-Donaustadt, 22. Bezirk) schnappen sich zwei Enden eines Netzes aus Seilen. Dort in der Mitte befindet sich eine Holzplatte mit einem Metall-Haken. Nun gilt es, durch Ziehen oder Loslassen, Heben und Senken einen Holzklotz nach dem anderen mit diesem „Kran“ hochzuheben und wieder abzustellen. Und nach Möglichkeit einen Klotz nach dem anderen zu einem Turm aufzubauen.

Demokratie aufbauen

Die Beteiligten müssen sich einigen, welchen Klotz nehmen sie als nächstes dran, sie müssen sich abstimmen, wer muss was tun, um zum gemeinsamen Ziel zu kommen. Dieser „Fröbel-Turm“ – benannt nach dem Erfinder des Kindergartens, dem deutschen Friedrich Fröbel (1782 bis 1852) – wurde Donnerstagvormittag im neu eröffneten „DOCK“ am Donaukanal (Spittelauer Lände 10) von Kindern gemeinsam mit der Alsergrunder Bezirksvorsteherin Saya Ahmad gespielt – als Sinnbild für Demokratie. „Da kommt es auch darauf an, zusammen zu arbeiten, um miteinander das Beste für die Bürgerinnen und Bürger des Bezirks zusammen zu bringen“, so erklärte die „Bürgermeisterin“ des 9. Bezirks.

Kinderuni goes Ganzjahrsbetrieb

DOCK wird von der Kinderuni Wien betreiben, die nun nicht mehr nur in den Sommerferien und zu anderen Anlässen Kinder mit Wissenschafter:innen und Forscher:innen zusammenbringt, sondern „an 365 Tagen im Jahr“, freut sich Karoline Iber, ihres Zeichens Geschäftsführerin des Kinderbüros der Universität Wien, das seit 20 Jahren die Kinderuni an den Wiener Universitäten und Hochschulen organisiert.

Der Name Dock in einem der von der weltberühmten Architektin Zaha Hadid geplanten Bauten in den ehemaligen Stadtbahnbögen – die durchfahrende U-Bahn ist immer wieder zu hören und spüren – wurde zuerst wegen der Wassernähe gewählt. Wie eine Werft, in der Schiffe gebaut oder repariert werden und dann wieder in See – oder Fluss stechen. Aber er lädt auch ein, anzuDOCKen. Und so tummeln sich neben den Kindern der genannten Klasse auch gut ein Dutzend Erwachsene aus verschiedensten Institutionen und Unternehmen, die mit der neuen Bildungseinrichtung kooperieren – um neue Projekte und Ideen in verschiedensten Bereichen zu entwickeln.

Was könnte sich da alles ab-spielen?

Und so haben die Betreiber:innen aus dem Wort auch ein sogenanntes Akronym gemacht – jeder Buchstabe steht wieder für einen Begriff. Das D eben für Demokratie. Das K – für Klima. Im dazugehörigen Workshop spannen die Kinder zunächst mit einer Spur ein Viereck – im Ausmaß von rund 15 Quadratmetern. Dann stellen sie pantomimisch dar, was sie auf dieser Fläche gern tun würden. Beim Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… sehen wir Volleyballspielerinnen, einen Fußballer, eine Skaterin. Und kaum beginnt einer, ein Rad zu schlagen, erleben wir gleich eine kleine Performance von drei gleichzeitig Rad schlagenden Kindern. Die enttäuschende Auflösung am Ende: Das ist die Fläche, die ein durchschnittliches Auto verparkt – die meiste Zeit des Tages.

Zeichne dein Spiel

Coding und Computer steht fürs C. In den sehr kurzen, weil immer wieder wechselnden Kurs-Einheiten am Vormittag an dem DOCK den Medien vorgestellt wird, steht ein einfaches und doch recht spannendes Spiel auf dem Programm. „Draw your Game“ – zeichne dein Spiel. Mit bunten Stiften auf Papier gezeichnet, der Kamera eines Tablets fotografiert, wird die Zeichnung zum interaktiven Computerspiel. Dafür gilt es vorher zu überlegen, wo welche Farbe eingesetzt wird – weil diese für Unterschiedliches stehen – Rot für Gefahr, Blau für „zerstörbar“, Grün für springen …

Diese Station machte übrigens den meisten Kindern, die sich für Interviews mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… anstellten am meisten, „weil wir unser eigenes Spiel zeichnen konnten“ (Aya). „Es war sehr kreativ, du zeichnest selber und es wird daraus ein Spiel“, sagt Isabel. Das meint auch Ilyas, und fügt hinzu, „es hat mir sehr gefallen“. Irfan toppt das noch, in dem er dem Satz, dass dies seine Lieblingsstation war noch den Satz „es hat mir sehr, sehr, sehr gefallen“ anfügt. Besir bedauert, dass „ich das auch gern gemacht hätte, aber unsere Gruppe nicht mehr zu dieser Station gekommen ist, aber die kleinen Roboter (siehe nächster Absatz) haben auch Spaß gemacht“.

Labyrinth für Roboter

Nah verwandt ist die Station „Risiko & Geld“. Hier gilt es Weg zu zeichnen, auf denen die kleinen, runden Roboter – Ozobots – den Weg durchs Universum fahren (sollen). Kürzer, schneller und neben großen Gefahren oder sicherere, dafür langsamere Routen. David wählte den riskantesten Weg. „Es ist ja nur ein Spiel, was soll da passieren“, meint er in der Abschlussrunde. Bei der gesteht Enver Sirucic, stellvertretender Geschäftsführer der BAWAG, er könnte dieses Spiel gut und gern noch viel länger spielen.

Mit Kindern Workshops entwickelt

Gemeinsam mit Tamara Kapeller, Aufsichtsrätin der selben Bank, war er schon früher öfter in der Entwicklungsphase im DOCK, wo sie mit Volksschüler:innen einen Workshop zum Thema „Welt und Geld“ entwickelten, der kostenlos für Schulklassen hier ab Dezember angeboten werden kann. Denn, so alle beteiligten Kooperationspartner:innen – auch jene vom  Klimaschutzministerium (Beate El-Chichakli) und dem Klima- und Energiefonds (Theresia Vogel) oder der Uni Wien (Vizerektor für Digitalisierung und Wissenstransfer Ronald Maier) und die schon erwähnte Bezirksvorsteherin, wollen nicht für, sondern gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen an Lösungen für die Zukunft überlegen und arbeiten (Zauberwort: Co-Creation).

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Interviews: Roboter, Bewegung und Demokratie

Das Roboter-Labyrinth war Julias liebste Station, „weil wir da selber Wege für die Ozobots zeichnen haben können. Bei uns hat’s auch glich beim ersten Mal geklappt.

Valentina machte jene Station „am meisten Spaß, wo wir uns bewegen und zeigen konnten, was wir auf diesem Viereck machen würden, wenn kein Auto dort steht. Ich würde am liebsten Volleyball spielen. Die Station mit dem Computerspiel war aber auch spannend.“

David und Armita fanden den Turmbau am besten, das heißt eigentlich das Demokratiespiel. „Die anderen Stationen haben mir auch gut gefallen, aber die Demokratie find ich, war am besten, weil wir alle das in der Zukunft wirklich brauchen werden und wir da gelernt haben, wie sie funktioniert“, meinte David im Gespräch mit dem Journalisten.

„Demokratie find ich sehr wichtig“, beginnt Armita, weil es darum geht, dass wir unsere Meinung frei sagen können, alle gleichbehandelt werden. Am Anfang war das Spiel schon sehr schwierig, aber dann haben wir sogar einen Vierer-Turm geschafft.“

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

DOCK

Labor für Zukunftsfragen: Workshops zu Demokratie-, Klima-, Wirtschafts- und Finanz- sowie digitaler Bildung.
„DOCK for Change“: 80 Kinder und Jugendliche (8 bis 14 Jahre) haben als „Change Agents“ „Sauber unterwegs“ als Jahresthema gewählt. Ab Jänner 2023 können sich weitere Kinder und Jugendliche einklinken.

Wo?

1090, Spittelauer Lände 10 (Auf der Website gibt’s einen Stadtplan-Ausschnitt)

Das DOCK