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Bildmontage aus Fotos der Siegerin der Handelsschulen: parisa Norzehi, der HAK: Severin Rath sowie des Publikumspreises: Lea Krammer und den vielen Merkur-Statuen
Bildmontage aus Fotos der Siegerin der Handelsschulen: parisa Norzehi, der HAK: Severin Rath sowie des Publikumspreises: Lea Krammer und den vielen Merkur-Statuen
02.06.2021

Beflügelnde Statuen für Top-Schüler*innen, die teils schon Unternehmen gründen

Gala – unter Corona-Auflagen – der Vienna Business School, der sechs privaten Handelsschulen und -akademien des Fons der Wiener Kaufmannschaft für beste Projekte und Persönlichkeiten.

Sie ist erst seit 5 ½ Jahren in Österreich, hatte zuvor nur drei Jahre im Iran die Schule besuchen dürfen, weil geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus Afghanistan dort dies meist verwehrt und wenn dann nur gegen viel Geld erlaubt ist, und wurde am Juni zur besten Handelsschülerin des Jahres der VBS. Parisa Norzehi gratulierte – unter Tränen der Rührung – auf der Bühne bei der – kontaktlosen – Übernahme der gewichtigen (ca. 5 Kilo) Merkur-Statue zuerst ihren fünf Kolleg*innen, die ebenfalls nominiert waren. Und die sie genauso preiswürdig gefunden hat. Mehr über sie und die anderen weiter unten.

Es war der einzige Wermutstropfen der ansonsten zwar – „dank“ Corona in sehr reduzierter Form aber doch analog und direkt plus Live-Stream-Übertragung über die Bühne gegangenen 24. Übergabe der Merkure. Während in den drei Projektkategorien alle Nominierten über tolle Videos vorgestellt wurden, beschränkte sich diese Präsentation bei den Einzelpersonen nur auf die Siegreichen. Die jeweils anderen fünf bzw. bei den HAK sogar sechs (aus einer Schule ein Duo) hätten sich die Vorstellung auch verdient.

Vielsprachige Talente

Ihr älterer Bruder war bereits mit 13 Jahren alleine aus dem Iran nach Österreich geflüchtet. Eine sechs Monate lange „Reise“ in großer Ungewissheit für die Familie. Nachdem er in Österreich angekommen und hier begonnen hatte Fuß zu fassen, bestärkte er die Familie, ebenfalls abzuhauen, zuvor aber jedenfalls gut Englisch zu lernen. „Das haben wir dann getan. Aber es hat dann zehn Jahre gedauert bis wir uns eben hier in Österreich sehen konnten. Unser Aufenthaltsstatus ist zum Glück auch geklärt und ich bin hier extrem glücklich“, strahlt Parisa Norzehi im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr …

Kaum hat die 19-Jährige aus der VBS Hamerlingplatz unter anderem durch Unterstützung im Verein JuHu (Jugendhilfswerk der Familie Umek – Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger junger Menschen) dort Deutschkurse absolviert, tauschte sie schon die Rollen und begann selbst, Kindern beim spielerischen Lernen zu helfen.

Reportage über JuHu – in Vor-Corona-Zeiten hier unten:

KiKu-Story über JuhU

Laudatorin: Julya Rabinowich

Die Laudatio auf die Schülerin, die schon ein festes Berufsziel vor Augen hat: Immobilienbranche, hielt die Schriftstellerin Julya Rabinowich, die sich dabei u.a. an ihre eigene Geschichte – Flucht aus der damaligen Sowjetunion – erinnerte. Und daran, im selben Saal, dem Studio 44 am Wiener Rennweg, einmal einen Preis bekommen und dabei auch geweint zu haben. Parisa Norzehis Weg beeindrucke sie sehr, zeige vor allem aber die Kraft und das Potenzial junger Menschen unabhängig von Herkunft, Kultur und Sprache.

Die anderen nominierten Handelsschüler*innen

So wie sie nun nach der Handelsschule den Aufbaulehrgang und dann die HAK-Matura machen will, so schlägt auch ein weiterer Nominierter für „Student oft the Year, HASch“ diesen Weg ein: Emanuel Jelic von der benachbarten VBS Schönborngasse. Ebenso ist er nicht nur guter Schüler, sondern auch sozial kompetent, Klassensprecher, immer ein offenes Ohr für Mitschüler*innen, teamfähig usw. beschreibt den mit Deutsch und Serbisch in Wien aufgewachsenen 17-Jährigen seine Schule in der Begründung für die Nominierung. Und obendrein selbstkritisch zeigt er sich im kurzen Gespräch mit dem Journalisten: „Ich weiß, dass ich immer noch besser sein könnte.“

Ein Jugendlicher: Emanuel Jelic
Emanuel Jelic

Wie so manch andere begnügt sich Neha Ram, nominiert von der VBS Akademiestraße, nicht nur mit schulischen guten Leistungen, um eigenes Geld zu verdienen nahm sie einen Nebenjob an, 16 Stunden pro Woche. „Das war dann doch zu viel, jetzt arbeite ich nur mehr am Samstag acht bis zehn Stunden“, sagt sie dem Reporter. Auch sie ein mehrsprachiges Talent – aufgewachsen mit Deutsch und Hindi, liest sie gern englische Bücher und schaut lernt eine weitere indische Sprache, Punjabi – nicht zuletzt mit Filmen.

Eine Jugendliche: neha Ram
Neha Ram

Letzteres beherrscht ein weiterer Nominierter (VBS Augarten): Maninder Atwal – und dazu noch Englisch perfekt und er gibt Nachhilfe für Mitschüler*innen und, und, und. Super Schülerin, hilfsbereit, Teil des Schüler*innen-Vertretungs-Teams gilt auch für Aleyna Çetin (VBS Floridsdorf). Soziales Engagement – u.a. für die „Roten Nasen“ zeichnet auch die von der VBS Mödling Nominierte aus: Ajla Čekić aus.

Unternehmensgründer

Eben maturiert nimmt Severin Rath (Schönborngasse) den Merkur für „„Student oft the Year, HAK“ in Empfang. „Mit dem lernen tu ich mir nicht so leicht“, gesteht er im Gespräch. ABER er hat schon sein eigenes Unternehmen gegründet. „Ich hab bei Werbungen und Ausschreibung für Stellen gemerkt, viele Firmen wollen junge Menschen, sprechen uns, die Generation Z, aber nicht wirklich an. Und mir ist aufgefallen, dass extrem viele Daten über uns fehlen. So hab ich mit Jahresanfang über social Media, vor allem TikTok selbst begonnen, Meinungsforschung zu betreiben. Bis jetzt hab ich 1,628.000 Antworten zu politischen und gesellschaftlichen Fragen bekommen. Das Feedback ist Wahnsinn!“ Mit diesem Material, dieser Datenbasis beitreibt er ein Unternehmen, „das jetzt gerade in Gründung ist“, sagt der Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr …

Die Lobrede auf diesen Jungunternehmer hielt der Rechtsanwalt Robin L. Lumsden: „Wer bereits während der Schulzeit als Unternehmer durchstartet, von dem dürfen wir zu Recht Großes erwarten. Seine Hilfsbereitschaft zeichnet ihn besonders aus. Denn um ihre Chancen wahrnehmen zu können, brauchen junge Menschen Chancengleichheit.“

Lumsden hatte selbst vor einem Jahr eine Laptop-Challenge für Kinder aus weniger begüterten Familien gestartet – siehe hier unten

Kinder-KURIER-Story über die laptop-Challenge

Weitere Nominierte

Weiters nominiert als beste/r Schüler*in der VBS-HAK waren Katrin Matković (Akademiestraße). Sie weist u.a. eine über eine halbe A4-Seite gehende Liste von ersten Plätzen in Karate (ab 6 Jahren) und TaeKwonDo (ab 12 Jahren) auf – und das bei heimischen und internationalen Turnieren, nicht zuletzt einer Weltmeisterschaft.

Adriana Isabel Hechtl aus der VBS Hamerlingplatz war unter anderem Teil eines dreiköpfigen Projektteams über Kinder- und Menschenrechte für Volksschulkinder. Das war obendrein in der Kategorie „best ethic and social project) nominiert, sie also zweifach. Mehr über dieses Projekt durfte ich damals noch für den Kinder-KURIER schreiben – siehe hier unten.

KiKu-Story über das Kinder- und Menschenrechte-Projekt

Die VBS Floridsdorf nominierte gleich ein Duo, Antonija Antonijević und Lucas Nguyen – das Schulsprecher*innen-Team, sie übrigens – neben den schulischen Fremdsprachen dreisprachig (Deutsch, Serbisch, Vlaski), er (Deutsch und Vietnamesisch aufgewachsen) lernt neben dem schulischen Englisch, Französisch und Spanisch noch Norwegisch und Mandarin.

Fünfsprachig ist der von der VBS Augarten nominierte Lauentiu Damascan: rumänisch, Russisch, Deutsch, Englisch und Italienisch – übrigens erst 2015 ohne Deutsch-Kenntnisse nach Österreich gekommen. Und seit der zweiten Klasse finanziert sich der hier allein lebende Jugendliche seinen Unterhalt durch einen Teilzeitjob. Obendrein gründete er im Vorjahr ein Start-Up mit.

Ebenfalls nominiert – und mit dem zum zweiten Mal via Online-Voting vergebenen Publikums-Merkur ausgezeichnet – war Lea Krammer (Mödling). Top-Schülerin, Schulsprecherin, Handballerin – allerdings schon zwei Kreuzbandrisse und daher „stark am überlegen, ob ich das nicht aufgeben muss“ UND „neben“ all dem auch noch seit ihrem 15. Lebensjahr im Familienbetreib, einem Modegeschäft, heftig mitarbeitend – zeichnet sie aus. „Ich war schon immer an Wirtschaft und kaufmännischen Fächern interessiert“, vertraut sie dem Journalisten an.

Beste Projekte

Damit die diesjährige Gala – im Vorjahr musste sie ganz ausfallen und in seeeeehr kleinem Rahmen stattfinden – überhaupt erlaubt wurde, durften nur knapp 100 Menschen in den Saal. Deshalb durften die nominierten und später ausgezeichneten Projekte nur jeweils eine/n Vertreter*in entsenden. Mit dem Merkur fürs „best economic project“ wurde die VBS floridsdorf ausgezeichnet. Lisa Hinterbuchinger – die gemeinsam mit Furkan Koç – ein Konzept für Social-Media und Influencer-Marketing für ein Start-Up (collective Energy GmbH) erstellt hat, durfte dafür die Trophäe samt Lobesworten von AMS-Chef Johannes Kopf entgegennehmen.

Am innovativsten fand die Jury die Buchhaltungs-Lern-App „Buchungs-Stars“ des Trios Laurentiu Damascan, Leonard Bsonjak und Fahad Hassan von der VBS Augarten – gelobt vom Vorstand der Altstoff-Recycling Austria, Harald Hauke.

Peer-Learning via Online und schulübergreifend

Obwohl fach- und sachlich Wirtschaft und Unternehmertum im Zentrum der Ausbildungen der Vienna Busines School stehen, legt der Schulerhalter – Fonds der Wiener Kaufmannschaft – und die einzelnen Schulleitungen viel Wert auf Soziales. Dementsprechend wird jedes Jahr auch ein Best ethic and social project mit einer Merkur-Statue belohnt. Die Wahl der Jury fiel auf ein umfangreiches sowohl schulinternes als auch schulübergreifendes Online-Peer-Learning-Projekt aus der VBS Floridsdorf. Elf Jugendliche hatten sich als Lehrerinnen und Lehrer für andere Schüler*innen zur Verfügung gestellt: Ilayda Koyuncu, Maida Softić, Vanessa Pichler, Lisa Geyer, Julie Hauser, Julia Polz, Lisa Weiß, Sophie Kirin, Mara Schmid, Jehane Bekhit und Zeynep Çağlar.

Eine Reportage über dieses Projekt gibt es hier – damals noch für den Kinder-KURIER verfasst

Lob von Ali Mahlodji

Statt der elf Schüler*innen nahm einer der betreuenden Lehrer, der Vielfach-Studierenden und Titelsammler, Thomas Benesch den Merkur in Empfang. Die Lobrede auf dieses Projekt hielt der bekannte Ali Mahlodji – selbst Tausendsassa und vielfache Jugend-Unterstützer, neuerdings – wie hier erst kürzlich berichtet – Ehrenbeauftragter des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, UNICEF. Er zeigte sich nicht nur von den Leistungen der Jugendlichen, sondern auch von ihrem sozialen Engagement angetan. Und er war an diesem Abend sozusagen der Selfie-King. Happy, endlich wieder bei so einer Veranstaltung überhaupt und dann noch als Laudator auf der Bühne zu stehen – bat er alle um ein Massen-Selfie von eben dort oben aus. Und danach mit einigen der Preisträger*innen.

Jedes Jahr wird auch eine Lehrperson mit der an den griechischen Gott der Kaufleute und Diebe erinnernden Statue ausgezeichnet. Heuer traf diese Ehre Tanja Sima aus der Akademiestraße. Über sie schrieb etwa Schüler Maximilian Barcikowski, dass sie „eine fürsorgliche Mutter, ehrgeizige Unternehmerin und am wichtigsten, ein Vorbild für jeden von uns ist. Für sie gab es nie ein Problem, welches man nicht mit einem Lächeln lösen könnte…“

Kristina Inhof über die Basis in der VBS Mödling

Für die Kategorie „Graduate oft the Year“ nominieren seit einigen Jahren nicht mehr alle Standorte frühere Absolvent*innen. Die Jury wählt eine einzige – meist berühmt gewordene – Persönlichkeit aus. In diesem Jahr wurde Kristina Inhof, die im ORF von Sport bis zu Shows (kurzfristig eingesprungen bei Dancing Stars) moderiert, mit einem Merkur belohnt. Statt des verhinderten ORF-Chefs, Alexander Wrabetz hielt Channel-Manager und interimistischer Unterhaltungs-Chef Alexander Hofer ein launige Laudatio mit vielen sportlichen Anklängen.

Inhof hatte die VBS Mödling erfolgreich absolviert. „Für diese Schule hab ich mich entschieden, weil mir Sprachen liegen und dort unter anderem business-English und spanisch angeboten waren. In der dritten Klasse hab ich bei Projektpräsentationen, die wir gelernt haben, entdeckt, dass mich Arbeit in und mit Medien sehr interessiert und ich in diesem Bereich arbeiten möchte. Ich hab dann aber nicht sofort fürs Fernsehen, sondern zuerst fürs Radio gearbeitet.“ Insofern sieht sie die schulische Ausbildung in der VBS Mödling als fundierte Basis für ihre heutige – und weitere – Karriere.

Die VBS Mödling räumt an diesem Abend sozusagen ab, denn zusätzlich bekam die langjährige Direktorin Marina Röhrenbacher einen für sie völlig überraschenden Ehren-Merkur, für den der Bürgermeister dieser niederösterreichischen Stadt die Laudatio hielt. Übrigens: Die neue Direktorin Isabella Engelmeier-Wilfling hatte in einem der ersten Jahre der Lehrerin Röhrenbacher eben dort maturiert.

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Weitere Fotos von der Gala

INFOS

Mit den gewichtigen bronzenen geflügelten Statuen werden jährlich die besten Projekte in den Kategorien Wirtschaft, Innovation, Soziales sowie die besten Schüler*innen der Handelsschulen bzw. -akademien, die Top-Lehrperson und jeweils eine Absolventin oder ein Absolvent der privaten Handelsschulen und -akademien des Fonds der Wiener Kaufmannschaften, der Vienna Business School mit fünf Standorten in Wien und einem in Mödling ausgezeichnet.

vbs.ac.at