Anna Schraufek (16), BG und BRG Geringergasse G11 (Wien), Englisch; gekürzte deutsche Version.
Es ist Freitag, der 16. Mai 2025, 6.30 Uhr, dein Wecker läutet. Du wälzt dich in deinem Bett hin und her und versuchst in deiner Traumwelt zu bleiben, in einer Welt, in der alles gut ist. In einer Welt, die das Gegenteil von der Realität darstellt.
Plötzlich reißt jemand die Tür auf und ruft: Wach auf! Du hast nur noch 30 Minuten!
Du springst auf, ziehst dich an und rennst zur Straßenbahn, doch, schon wieder verpasst! Du kommst zu spät, willst dich entschuldigen, aber keine Chance. Die Lehrperson hat dich bereits eingetragen. Es sind alles nur Ausreden, sagt sie.
Die Jugend von heute: Alles faule Säcke, hängen den ganzen Tag am Handy und wundern sich, wenn sie eine 5 schreiben. Früher hat’s das alles noch nicht gegeben, früher war alles besser.
Das sind die Wörter, die wir, die Jugend, die Jugendlichen und Kinder, täglich hören. Sätze wie: Versuchs härter! Sei besser! Sei schneller! Als ich in deinem Alter war, habe ich alle Aufgaben geschafft, sei nicht faul, fokussiere dich, tu etwas für deine Zukunft! Da sind die Wörter, die ich schon oft von Lehrer: innen, Eltern oder Verwandten gehört habe und ich bin sicher nicht die Einzige.
Es ist immer noch der 16. Mai, 19 Uhr. Kraftlos öffnest du die Haustür und würdest am liebsten ins Bett fallen. Die Mathe Schularbeit und das Deutsch-Referat überstanden, freust du dich zu Hause zu sein. Doch dann stehen deine Eltern mit einem vorwurfsvollen Blick vor dir:
Warum hast du so lange gebraucht? Und du stehst da, frustriert, deine Augenlider schließen sich langsam, aber:
Warum bist du immer müde? Geh früher schlafen und hör auf dein Handy so oft zu benutzen. Du willst erklären, dass du letzte Nacht bis 3 Uhr für Mathe lernen musstest, damit sie nicht wieder enttäuscht über deine Noten sind, aber sie hören dir nicht mehr zu. Und du denkst dir: Mama, Papa, ist es wirklich so schwer mir zuzuhören? Bin ich eine Versagerin? Warum kann ich nichts richtig machen?
Montag, 19. Mai: Die Lehrerin kommt herein und Mist! Du hast die Hausaufgabe vergessen, weil du für den Biotest gelernt hast und am Schreibtisch eingeschlafen bist. Jetzt sitzt du da und versuchst die Situation zu erklären, doch es bringt nichts:
Warum bist du immer unmotiviert? Du gehst in die Schule, um dir eine gute Zukunft aufzubauen. Also ändere endlich deine Einstellung und mach etwas!
Du denkst dir nur: Das ist der Teil, den ihr seht. Der winzig kleine Teil, den ihr über mein Leben wisst und ihr denkt ihr wisst alles über mich? Ihr sagt uns immer wir sollen uns für unsere Rechte stark machen und die Zukunft verändern. Aber wie? Wie soll ich Zeit dafür finden? Nach Stunden in der Schule komme ich nach Hause und lerne bis zum Umfallen. Nach schlechtem Schlaf mit Albträumen wiederholt sich dieser Kreislauf, Tag für Tag, Woche für Woche. Ich habe keine Zeit für die Dinge, die ich liebe, mit den Leuten, die ich liebe. Ich habe keine Zeit für mich oder für die Dinge, von denen ich träume.
Dann: Freitagnachmittag. Doch niemand freut sich auf das Wochenende, denn alle wissen, sie müssen für die anstehende Schularbeit lernen.
Aber ihr habt Recht, ihr Erwachsenen, mit eurer Lebenserfahrung, die immer alles besser wissen: Beschuldigt uns faul und unmotiviert zu sein.
Jedoch möchte ich eins an dieser Stelle erwähnen: Das, was wir, die Schülerinnen und Schüler, jeden einzelnen Tag leisten, ist mehr als ein 8 Stunden-Arbeitstag! Die Menge des Wissens, die Ansprüche werden von Jahr zu Jahr mehr, die Noten „angeblich“ immer schlechter und der Unterrichtsstoff – vielleicht? – immer unbrauchbarer für unser zukünftiges Leben. Wir müssen herausfinden, wie wir mit unseren Sorgen und den gesellschaftlichen Konflikten, fertig werden.
Also, an alle Erwachsenen da draußen, glauben Sie mir, wenn ich sage: Es ist nicht einfach und wir sind nicht die Besten – Nein – das kann nicht wahr sein, wir sind die Besten, wir sind die einzige junge Generation, die es gibt und wir arbeiten jeden Tag hart daran zurechtzukommen, zu wachsen und uns zu entwickeln, in einer Welt in der niemand Antworten auf gegenwärtige sowie zukünftige Probleme hat. Wir versuchen die Zukunft zu verändern, aber auch die Perspektiven der Erwachsenen, die nicht einmal die Hälfte darüber wissen, was in unserem Leben passiert.
Deswegen appelliere ich an Sie alle: Hören Sie zu, wenn Ihr Kind Ihnen etwas zu sagen hat. Hören Sie zu, wenn Schüler und Schülerinnen um eine spätere Abgabe bitten. Hören Sie zu! Zeigen Sie Verständnis!
Please take us seriously, because in my dreams you do that and these dreams can fly to you, to all parents and teachers and others listening to me, listening to us the teenagers suffering from system overload.
Und deshalb bin ich mir sicher: Meine Träume können fliegen und Wirklichkeit werden!
Denn sonst haben wir folgendes Problem: Es ist Freitag, der 16. Mai 2026, 6:30 Uhr, dein Wecker läutet. Du wälzt dich in deinem Bett hin und her und versuchst in deiner Traumwelt zu bleiben, doch…
Dankeschön!
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