Gespräch mit Marcel Asanović aus dem Jugendzentrum Come2gether in Wien-Erdberg
Bill Gates, Gründer von Microsoft, will über Corona-Impfungen allen Menschen Micro-Chips einpflanzen, die Erde ist eine Scheibe, Vergiftung der Menschheit durch Chemtrails, „Die Simpsons“ sind Wahrsager … „Als ich noch jünger war, hab ich all diese Theorien selbst geglaubt, mich sogar als was Besseres gefühlt, wenn ich in der Schule darüber erzählt habe. Und ich rede ja gerne und viel.“ – Das kann und will der heute noch immer junge – 19 Jahre – Marcel Asanović nicht verleugnen.
Aber nach einer Reflexionsphase mit Recherchen und auch Zuhören nimmt er als „Der Faktenchecker“ solche Verschwörungstheorien nun auseinander. Nicht von oben herab, sondern – wenngleich doch auch immer mit einem Schuss Ironie im Ton – indem er seine Recherche-Quellen offenlegt, leicht und verständlich erklärt, warum man mit dem Nasen-Rachenabstrich nicht ins Gehirn vordringen kann, ein paar leicht nachvollziehbare Beispiele nennt, wie erkennbar ist, dass die Erde doch eine Kugel ist und so weiter. Und indem er seinen Follower:innen auch rät, selber das eine oder andere zu hinterfragen, zu schauen, ob Seiten im Internet selber Quellen nennen oder ein Impressum (Infos, wer die Seite betreibt) haben.
Sieben Folgen – die kürzeste knapp mehr als drei, die längste etwa fünfeinhalb Minuten – stehen mittlerweile im Netz. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … traf den Schüler kürzlich in den Sommerferien im Jugendzentrum Come2gether (kommt zusammen) in Wien-Erdberg. Dort schildert der Jugendliche, der eine fachwirtschaftlichen Schule abgeschlossen hat, die ihn befähigt in mehreren Berufen – Bürokaufmann, Restaurant usw. als Assistent arbeiten zu dürfen. „Im Herbst beginne ich dann in der selben Schule (Sancta Christiana in Rodaun) mit dem Aufbaulehrgang, damit ich drei Jahre später Matura habe.“
Zwei, drei Jahre so rund um sein 15. Lebensjahr „habe ich viel geglaubt und auch gedacht, dass ich mit diesen Theorien viel intelligenter bin als alle anderen. Irgendwann hab ich dann die Faszination daran verloren. Die Thesen wurden mir langweilig. Das Leben ist zu mir gekommen – mit Schule, Freunde, erster Beziehung. Natürlich hab ich solche und neue Verschwörungstheorien weiterhin mitbekommen, aber nur mehr, wie du bei Hausübungen auch nebenher Musik hören kannst.“
Marcel Asanović hat aber natürlich auch weiterhin „mitgekriegt, wie andere Kinder und Jugendliche solche Geschichten aufgesaugt haben wie ein Schwamm das Wasser“. Und sie reden aber zum Glück dann auch darüber, unter anderem im Jugendzentrum. „Christian (Orou, einer der Mitarbeiter) hat mich dann einmal vor ein paar Monaten angeredet, ob ich nicht dazu Videos drehen möchte. Er weiß, dass ich nicht seuch bin vor einer Kamera und dass ich mich reden trau.“
Die beiden setzten sich zusammen, entwarfen ein Konzept für solche Videofolge, „ich würde sagen, Christian und ich sind da so etwas wie Partner in Crime. Aber wegen Corona konnten wir nicht hier drehen, ich hab die Folgen zu Hause mit meiner Webcam aufgenommen und dem Christian zum Schneiden geschickt“. Denn immerhin hatte der 19-Jährige mitunter „viel zu lange aufgenommen mit oft viel Gelabber“. Der JuZ-Mitarbeiter schnitt das Video auf erträgliche, brauchbare Längen zusammen – samt Einblendungen der wichtigsten Recherche-Quellen.
In den beiden jüngsten Folgen – zum Thema Impfen – wird auch vage angedeutet, dass dies nur die erste Staffel sei, daher die Frage an den „Fakten-Checker“, ob weitere folgen geplant sind.
„Ja schon, aber wir besprechen jetzt auch, was wir besser machen könnten, zum Beispiel hier im Jugendzentrum mit einer besseren Kamera zu drehen und wir wollen uns Anregungen von Kindern und Jugendlichen holen, welche Mythen und Verschwörungstheorien sie bewegen, um sich damit auseinanderzusetzen.“
Ein bisschen stolz zeigt sich Marcel Asanović, „dass ich glaube, schon einigen Leuten geholfen zu haben, indem ich ihnen mit meinen Videos Ängste genommen habe. Eine Mitschülerin hat mich einmal um 1 Uhr in der Nacht angerufen und gesagt, dass sie mein Video zu den Corona-Tests gesehen hat. Jetzt hatte sie keine Angst mehr, kündigte an, am nächsten Tag testen zu gehen und hat mich gefragt, ob ich mitkommen mag.“
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