Auftakt zum fünften Tag der Elementarbildung mit Forderungen – mehr Geld, mehr Personal, einheitliche Standards.
„Bist du schon laut oder flüsterst du noch?“ solche Fragen und der -geschriebene – Aufruf, „Let’s get loud“ zierten die Auftaktveranstaltung zum fünften Tag der Elementarbildung – am 24. Jänner 2022.
An diesem Aktionstag wollen Vertreter:innen jener Berufsgruppe, die für die Vermittlung von Bildung in den frühesten Lebensphasen zuständig ist, ihre wichtigsten Forderungen an die politisch Verantwortlichen (wieder einmal) herantragen – Bildungsministerium, die neun Landesrät:innen sowie in vielen Gemeinden.
Letzteres zeigt schon eines der Probleme auf – die Zuständigkeit für elementare Bildung, sprich Kindergärten ist auf viele Verantwortlichkeiten zersplittert. Einheitliche Rahmenbedingungen -Gruppengröße, Verhältniszahlen zwischen Pädagog:innen und Kindern, Qualität, Arbeitsbedingungen, Ausbildung, Bezahlung usw. sollten einheitlich gelten verlangt das Netzwerk elementare Bildung Österreich (NeBÖ).
Seit „ewig“ und noch drei Tagen sozusagen verlangen die Pädagog:innen – und wissenschaftliche Fachleute, dass im Schnitt höchstens sieben Kinder auf eine Fachkraft kommen. Das wäre für jedes einzelnen Kind ebenso wie für jede Pädagogin/jeden Pädagogen (Mangelware!) in jeder Hinsicht besser. Nicht bequemer, sondern qualitativ. Individuelle Förderung einerseits, nicht „Ausbrennen“ andererseits.
Und endlich auch mindestens ein Prozent (1%) des BIP (Bruttoinlandsprodukts, gesamte wirtschaftliche Wertschöpfung eines Landes) für Elementarbildung – wie es Wien schon hat, österreichweit aber nur bei knapp über der Hälfte des Werts (0,6 %) liegt. Andere Länder wie Dänemark, Norwegen oder Schweden geben für diesen Bereich zwei Prozent aus. Das kommt nicht nur den Kindern, den hier Berufstätigen – Pädagog:innen, Unterstützungspersonal – sowie den Eltern zugute, sondern ist eine sich auch wirtschaftlich lohnende Investition. Gut entlohntes Personal gibt wieder mehr aus, zahlt in den Wirtschaftskreislauf ein, Eltern können eher voll- statt Teilzeit arbeiten mit dem selben eben genannten Effekt. Kinder, die die beste erste Bildung genießen, sind im Schnitt besser qualifiziert und damit – siehe …
Selten, aber doch angestellte volkswirtschaftliche Berechnungen ergeben, dass 1 €, der in elementare Bildung investiert wird, einen gesamtökonomischen 4- bis 8-fachen Nutzen ergibt.
Es fehlt an allen Ecken und Enden an Personal. Es gäbe wahrscheinlich sogar genug Elementarpädagog:innen, hieß es am Freitag vor dem Aktionstag in einer äußerst sachlichen Podiumsdiskussion im Dschungel Wien. Nur flüchten zum einen viele nach wenigen Jahren aus dem Beruf und andere, fertig ausgebildete starten gar nicht mit der Praxis im „Feld“. Was sich bei verbesserten Bedingungen inklusive angemessener Bezahlung rasch ändern würde – so der einhellige Tenor.
Kindergärten – so konnte ich es bei Reportagen in mehreren Besuchen während der Pandemie erleben – waren/sind fast so etwas wie „Paradiesische Inseln der Normalität“. Pädagog:innen schaff(t)en es, für Kinder Lebens-, Spiel- und Lernräume zu schaffen, in denen sie sich sehr frei bewegen können. Gerade dafür fordern die Elementarpädagog:innen und ihre (gewerkschaftliche) Vertretung aber auch eeeeendlich externes Unterstützungspersonal etwa für Testungen, Listen dafür schreiben usw.
In der „Tradition“ des noch jungen Aktionstages steht auch eine – seriöse – Umfrage (von Integral im Auftrag von NeBÖ, davor vom ÖDKH). 500 repräsentativ ausgewählte Menschen zwischen 16 und 69 Jahren wurden – online – befragt. 51 % halten die Vermittlung von Wissen im Kindergarten für sehr, weitere 34 % – und damit in Summe mehr als vier von fünf – für wichtig. Diese Werte haben sich im Vergleich zu vor fünf Jahren insgesamt erhöht.
Ein fünftel der Befragten ist der Meinung, dass es ausreichende Budgetmittel bräuchte, mehr als zwei Drittel (69 %) halten staatliche Bildungsausgaben insgesamt für zu gering.
Kindergärten und Kindergruppen – auch sie sowie Tageseltern sind Teil des Aktionstages und der Forderungspakete – bekommen übrigens keine Förderungen aus dem Corona-Hilfstopf, obwohl sie Verluste erleiden, wenn Eltern bei Lockdown-bedingtem Fernbleiben der Kinder keine Beiträge zahlen müssen/brauchen. Fast sechs von zehn der Befragten findet, das sollte geändert werden. Übrigens sind 52 % für verpflichtende Corona-Tests im Kindergarten, ein Drittel (exakt 34 %) meinen, Kindergartenkinder sollten von der Testpflicht ausgenommen sein, weil das zu belastend für sie wäre.
Mehr Informationen – siehe Info-Box mit mehreren Links.
Reportage zum vorjährigen TdeB – in einem Wiener Kindergarten -> damals noch für den Kinder-KURIER
Kindergarten: Wahre Held*innen – „Mein Senf“, also Kommentar – damals noch für den Kinder-KURIER
Der (Aktions-)Tag der Elementarbildung wurde 2018 von Raphaela Keller mit der Gründung des ÖDHK (Österreichischer Berufsverband der Kindergarten- und Hortpädagog_innen ins Leben gerufen. Und wird nun von NeBÖ (Netzwerk elementare Bildung in Österreich) fortgeführt.