BBC organisierte Briefwechsel prominenter starker Frauen mit Menschen in Afghanistan
Im Rahmen der BBC-Serie (öffentlich-rechtlicher Rundfunk- und TV-Sender Großbritanniens) 100 Women (Frauen) haben vier weibliche prominente Vorbilder Briefe mit vier Frauen aus Afghanistan ausgetauschen, die ihren Beruf oder ihre Leidenschaft teilen, eine davon ist die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten, Malala Yousafzai. Sie kommunizierte mit Rohila – deren Name zu deren eigener Sicherheit – von BBC verändert wurde.
Rohila ist 17 und seit die Taliban ganz Afghanistan unter ihre Herrschaft gebracht haben nicht mehr in der Schule gewesen, weil Mädchen seither vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen sind.
Hier Rohilas offener Brief
Liebe Malala,
Ich schaue jeden Tag die Nachrichten und hoffe zu hören, dass die Schulen in meiner Gegend eröffnet werden und ich wieder mit meinen Freunden und Lehrern plaudern kann. Aber die Wahrheit ist, niemand weiß, wann die Schulen für Mädchen in meinem Alter geöffnet werden. Ich fühle mich so traurig, dass uns dieses Grundrecht auf Bildung vorenthalten wird, nur weil wir Frauen sind.
Ich mache mir Sorgen um meine ehemaligen Lehrerinnen. Sie sind die einzigen ErnährerInnen ihrer Familien und haben seit Monaten kein Gehalt mehr erhalten. Ich vermisse meine Freundinnen so sehr. In meiner Freundschaftsgruppe haben nur sehr wenige von uns Zugang zum Internet. Ich versuche mein Bestes, um Englisch online zu lesen und mir selbst Dinge beizubringen, aber es ist so schwierig ohne einen Lehrer.
Ich sehne mich danach, wieder Experimente in unserem Wissenschaftslabor durchzuführen und an den öffentlichen Redewettbewerben teilzunehmen, die mir Spaß gemacht haben. Ich erinnere mich, dass ich so stolz war, als ich meine Schule vertrat und einen Wettbewerb gegen eine andere Schule gewann.
Ich hatte immer das Gefühl, dass ich in den Fächern, für die ich am leidenschaftlichsten bin, nach Exzellenz streben sollte. Als ich ein Kind war, brachte mir mein Vater Cartoon-Strips auf Englisch zum Lesen oder ermutigte mich, Wissenschaftssendungen im Fernsehen zu sehen. Deshalb sind das jetzt meine Lieblingsfächer.
In Zukunft möchte ich Naturwissenschaften und Englisch studieren und eine erfolgreiche Karriere machen. Ich träume davon, ein Stipendium für ein Auslandsstudium zu bekommen und dann mit Fachwissen und Erfahrung in mein Land zurückzukehren.
Aber Afghanistan ist vom Rest der Welt abgeschnitten, und meine Träume, meine Ausbildung fortzusetzen, fühlen sich jetzt vergeblich an. Ich hoffe, dass die Welt und die internationale Gemeinschaft uns nicht vergessen und unsere jahrelange harte Arbeit nicht verschwenden lassen. Ich hoffe, die Welt wird sich auch für uns einsetzen.
Alles Gute,
Rohila
Malala Yousafzai, der Taliban 2012 in Pakistan in Pakistan in den Kopf geschossen haben, weil sie schon damals eine bekannte Vorkämpferin für Bildungs-Chancen für Mädchen eingetreten war, hat die gemeinnützige Malala-Stiftung gegründet, die dazu beitragen soll, eine Welt aufzubauen, in der jedes Mädchen ohne Angst lernen kann. Sie schreib als Antwort
Liebe Rohila,
ich möchte, dass du weißt, dass du nicht allein bist.
Ich erinnere mich, wie Männer mit Gewehren in mein Haus in Pakistan eindrangen und Mädchenschulen schlossen. Ich weiß, wie es ist, nicht zu wissen, was morgen kommt, zu befürchten, nie wieder in ein Klassenzimmer zurückzukehren.
Als die Taliban im August Kabul übernahmen, war ich im Krankenhaus für meine sechste Operation in neun Jahren, um die Folgen zu verarzten, die ihre Gewehrkugeln angerichtet hatten. Ich sah die Nachrichten und sah afghanische Frauen und Mädchen, die auf den Straßen protestierten und gleiche Rechte forderten. Mein Herz schmerzte, als ich sah, wie sich die Geschichte wiederholte.
Wenn alle Mädchen in die Schule gingen, könnten wir Führungsrollen in allen Sektoren übernehmen. Wir könnten besser für uns selbst eintreten. Wir könnten auch dazu beitragen, unsere Welt besser zu machen. Gebildetere Frauen, die dazu beitragen, den Fortschritt bei Dingen wie der Impfstoffentwicklung oder der Suche nach Klimalösungen zu beschleunigen. Ich möchte diese Zukunft sehen.
Während ich jeden Tag für Bildung und Gleichheit kämpfe, werde ich an dich denken – mit deiner Liebe zur Wissenschaft und einem Vater, der wie meiner möchte, dass du lernst und führst. Ich verspreche, deine Geschichte weiterhin zu teilen und weiterhin zum Handeln aufzurufen.
Alles, was ich von euch verlange, ist, niemals den Glauben an euch selbst zu verlieren. Glaube an deine Stimme. Du bist zu allem fähig. Malala Yousafzai
BBC (produziert von Georgina Pearce, Lara Owen, Kawoon Khamoosh und Zuhal Ahad) organisierte weiters Briefwechsel zwischen der berühmten US-Fußballerin Megan Rapinoe und der jungen afghanischen Kickerin Sahar, zwischen Mode-Ikone Halima Aden und der afghnaischen Uni-Lehrerin Aliya Kazimy. Letztere schreibt über die neuen noch einschränkenderen Kleidungsvorschriften durch die Taliban. Der vierte Offene-Brief-Wechsel ist einer zwischen der jahrzehntelangen internationalen (Menschenrechts-)Anwältin Helena Kennedy und einer afghanischen Staatsanwältin, die sich nun versteckt halten muss – weshalb ihre Identität auch verschleiert wurde.