12. Beitrag zur Abschlussveranstaltung des 15. Durchgangs des mehrsprachigen Redebewerbs „Sag’s Multi“.
Ein vor allem sprachliches Fest der Vielfalt war auh diese 15. Preisverleihung des mehrsprachigen Redebewerbs „Sag’s Multi“. Schon die Moderatorin Ani Gülgün-Mayr, jahrzehntelange ORF-Moderatorin begrüßte vielsprachig. Das ging ihr als Mehrsprachlerin auch leichter über die Lippen als der Wiener Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die sich aber immerhin Willkommensgrüße in mehreren Sprachen aufschreiben hatte lassen und sie bemüht ablas.
Die wahren Champions waren natürlich jene sieben Jugendlichen, die stellvertretende für die 168 Finalist:innen und die 35 Preisträger:innen daraus, gekürzte Versionen ihrer Finalreden vom Redepult im großen Festsaal des Wiener Rathauses hielten: Ukrainisch (Dymtro Muliar), Dari (eine der großen Sprachen Afghanistans, Sediqa Saeedi), Italienisch (Miriam Allegra Clari), Mandarin-Chinesisch (Zumin Jost), Brasilianisches Portugiesisch (Ana Maria Haas da Silva), Arabisch (Rawda Al Rawass) und Englisch (als erlernte Sprache, Zara Ağtaş); immer in Kombination mit Deutsch – dies ist eine Bedingung des Bewerbs; ihre Reden sind im schriftlichen Wortlaut auf KiJuKU nachzulesen – unten am Ende des Beitrages verlinkt.
Reden der Sag’s-Multi-Teilnehmer:innen sind meist aber nicht nur eine Art Redeübung, um die Kenntnisse der Sprachen unter Beweis zu stellen, sondern gedankliche und oft auch tief berührende und bewegende Erzählungen, Schilderungen und Statements. Die geben Einblicke in viele Kulturen – in den 15 Jahren des Bewerbs haben immerhin rund 7000 Jugendliche in 91 verschiedenen Sprachen Fenster zu für viele unbekannte Welten geöffnet. Teils mit Erlebnissen, die eigentlich keinem Kind oder Jugendlichen zugemutet werden sollten – Flucht vor lebensbedrohender Verfolgung etwa.
Die Stadt Wien war mit drei Stadträt:innen (neben der schon Genannten noch Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und der für Wirtschaft zuständige Peter Hanke) ebenso hochrangig vertreten wie der ORF, der den Bewerb seit 2020 hostet – Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, Stiftungsrats-Vorsitzender Lothar Lockl, Hauptabteilungsleiter Pius Strobl – und Interessensvertretungen (Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderle, Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Carmen Goby, Industriellenvereinigungs-Bereichsleiterin Bildung & Gesellschaft Gudrun Feucht) sowie Unternehmen, die Sag’s Multi sponsern. Sie alle wissen um den Vorteil von Mehrsprachigkeit und sprachen sich auch für diese aus und gegen die oft noch vorhandene Abwertung derselben.
Der ORF habe vor vier Jahren mit der Übernahme des Bewerbs eigentlich erst so richtig gemerkt, dass dem öffentlich-rechtlichen Sender, der immer mit „für alle“ wirbt, die Vielfalt der Gesellschaft doch fehle. Über die eloquenten jugendlichen Redetalente wolle man unter anderem da auch diese Lücken zu schließen versuchen.
Höchstranging auch eine – fast schon traditionelle – sehr wertschätzende Video-Botschaft des Bundespräsidenten Alexander van der Bellen.
Wer fehlt(e): Für Integration zuständige Politiker:innen im Bund ebenso wie jene, die Mehrspachigkeit nicht als Wert schätzen!
Als die Preisverleihung schon zu Ende ging, kündigte die Moderatorin noch eine Überraschung an: Es gab eine der – neu gestalteten – Sag’s-Multi-Trophäe auch für einen Erwachsenen: Den Erfinder des Bewerbs, der auch in diesem Jahr den Vorsitz der Jury führte, alle Reden hörte und federführend jene sieben auswählte, die bei der Gala Kurzfassungen ihrer Finalreden halten konnten; Peter Wesely wird heuer 65, verabschiedet sich in die Pension. Etliche Alumni – vormalige Preisträger:innen – hatten Video-Botschaften aufgenommen, Pius Strobl hielt eine Würdigungsrede und er selbst musste spontan um Worte in einer Dankesrede ringen.
Zum 15. Mal fand dieser Bewerb in diesem Schuljahr statt. Jugendliche von der 7. bis zur 13. Schulstufe – aufgeteilt in drei Alterskatgeorien – halten dabei ihre Reden jedenfalls auf Deutsch sowie einer anderen Sprache – diese kann eine andere Erst-/Familiensprache ebenso sein wie eine erlernte (nur in den ersten paar Jahren des Bewerbs noch nicht). Im ersten Jahr (2009/10) fand der Bewerb pilothaft „nur“ in Wien statt, ab da war er offen für alle Schulen Österreichs, in diesem Jahr erstmals auch für solche aus dem italienischen zweisprachigen gebiet in Südtirol.
Rund 7000 Schüler:innen haben in diesen 15 Jahren – mit insgesamt 91 verschiedenen Sprachen – ihre Gedanken und oft auch Gefühle eloquent zum Ausdruck gebracht. Im nun zu Ende gegangenen Jubiläumsbewerb hatten es 168 Schüler:innen in die Finalrunden – ausgetragen in ORF-Landesstudios – geschafft. Die Juror:innen standen vor kniffeligen Aufgaben und kürten 35 Jugendliche zu Preisträger:innen. Die wurden – traditionellerweise – im großen Festsaal des Wiener Rathauses (außer in Corona-Jahren) feierlich geehrt.
„Sag’s Multi“ wurde übrigens vor Kurzem selbst ausgezeichnet – mit dem erstmals vergebenen Vienna Diversity Award in der Kategorie Mehrsprachigkeit.
Von Beginn an bis 2020 war der „Verein Wirtschaft für Integration“ Träger des Bewerbs, seither ist der ORF Host.
Der Live-Stream der Abschlussveranstaltung sowie jene der Finalrunden stehen auf ORF-On noch bis Jahresende zum Nachschauen zur Verfügung. Die KiJuKU-Beiträge – in diesem Jahr zwölf allen zur Preisverleihung – sieben Reden Jugendlicher, drei Beiträge mit Zitaten aus allen 35 preisgekrönten Reden – bleiben natürlich länger online 😉