Ausschnitte aus Finalreden aller Preisträger:innen der Ältesten (Kategorie 3 – 11. bis 13. Schulstufe) beim mewhrsprachigen Redebewerb „Sag’s Multi“ 2023/24.
„Lassen Sie uns nicht in die Ignoranz verfallen, wo die Angst vor dem Anderen herrscht. Das 21. Jahrhundert, unser Jahrhundert, wird ein Jahrhundert der Vielfalt sein, oder es wird nicht sein.
Lernen wir, dass uns nichts und niemand fremd ist.“
Ferdinand Tschol, 16 Jahre; Lycée Francais de Vienne mit der erlernten Sprache Arabisch in Kombination mit Deutsch.
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„Ich bin für jeden eine andere Person. Ärgerlich für den einen. Talentiert für den anderen. Ruhig für ein paar. Unbekannt für viele. Aber wer bin ich, für mich? Für mich selbst. Wer definiert, wer ich bin? Ich bin Europäer. Ich bin Weltbürger. Und wissen Sie, was wir zwei gemeinsam haben? Wir sind Menschen, ein wirres Konstrukt aus Gefühlen und Konflikten und diese Menschlichkeit, die kann uns keiner nehmen.“
Alejandro Dario Tomeniuc, 17 Jahre; HTL Spengergasse (Wien), Spanisch (eine seiner Erstsprachen) und Deutsch (erlernt).
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„Wissen Sie, was das Problem mit Zeit ist? Sie fragt nicht, welche Erinnerungen wir behalten wollen oder nicht. Sie fragt nicht, welche Details wir behalten wollen oder nicht. Sie beschließt es selbst und übrig bleibt nur ein Fragment jenes Glücks, das wir einmal verspürt haben. Aus diesem Grund will ich mit meiner Superkraft all jenen, die ihrer Jugendzeit nachtrauern, die Möglichkeit geben, den Geschmack ihrer Jugend erneut zu kosten.“
Arzu Akdemir, 18 Jahre; BRG Ettenreichgasse (Wien) mit Türkisch (Erst-/ Familiensprache und Deutsch.
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„Ich habe keine österreichischen Verwandten, meine Eltern sind ein paar Jahre vor meiner Geburt nach Wien gezogen. Manchmal fühle ich mich wurzellos. Manchmal habe ich das Gefühl, nirgendwo so richtig dazuzugehören. Aber dann tröste ich mich mit Wien. In Wien kenne ich mich aus.
Große Teile des U-Bahnnetzes kenne ich auswendig, freundliche Kellner irritieren mich und im „Motschgern“ bin ich auch nicht schlecht. In Wien geboren und aufgewachsen – born and raised in Vienna. Ich werde immer eine besondere Verbindung zu dieser Stadt haben. Hier sind meine Wurzeln. Ich bin nicht wurzellos. Ich bin eine Wienerin, durch und durch.“
Juliette – Jette – Heritage, 18 Jahre; GRG Franklinstraße in Wien-Floridsdorf mit Englisch (Ersts- /Familiensprache) und Deutsch.
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„Und da fragen Sie sich noch, warum Schüler und Schülerinnen schon mit 14 Jahren oder früher anfangen zu trinken und zu rauchen. Warum Depressionen, Angststörungen und ADHS immer weiter in den Vordergrund rücken. Das sind Kinder! Und diese Kinder werden jetzt schon mit Themen konfrontiert, die gar nicht erst sein sollten.
Es scheint, als ob die Gesellschaft vergisst, dass Kinder und Jugendliche Zeit brauchen, um zu wachsen, sich zu entwickeln und ihre Identität zu finden.“
Noemi (Helena Faye) Märzinger, 18 Jahre; Bildungsanstalt für Elementarpädagogik de la Salle in Wien-Strebersdorf mit Englisch (erlernt) und Deutsch.
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„Jede Sprache ist wichtig, jedes Land ist besonders und alle sind gleich viel wert. Es wird höchste Zeit, dass Schulen die Vielfalt Europas besser abbilden und das Fremdsprachenangebot erweitern. Denn Europa besteht eben nicht nur aus Spanien, Italien und Frankreich, sondern umfasst viele weitere Länder und Sprachen. Durch die Freiheiten, die wir in Europa genießen, wachsen wir zusammen – politisch, aber auch in Wirtschaft, Kultur und Bildung. Die Brücke dafür ist die Sprache.“
Belma Bukva, 17 Jahre; Gymnasium Werndlpark, Steyr (OÖ) mit Bosnisch und Deutsch.
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„Wir sind alle Menschen, egal ob Mann oder Frau. Und daher sollen wir alle gleich behandelt werden und die gleichen Rechte haben – nicht nur auf dem Papier.
Eltern: Achtet darauf was Sie Ihren Kindern beibringen. Denn Sie sind ein Vorbild.
Frauen erinnert euch, dass ihr alles werden könnt. Lasst euch nicht von der Gesellschaft beeinflussen und hinterfragt eure selbstgesetzten Grenzen.“
Maria Anastasia Anghel, 17 Schülerin; HAK (HandelsAkademie) Wiener Neustadt (NÖ) mit Spanisch (erlernt) und Deutsch.
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„Ich habe mich gefragt: Was kann ich, eine in Italien geborene Albanerin, tun, um zu einem positiven Wandel in beiden Ländern beizutragen?
Die Antwort ist einfach: sprechen. Ich bin bereit, über die Herausforderungen zu sprechen, mit denen Frauen in beiden Ländern konfrontiert werden. Ich bin bereit, meine Stimme für diejenigen zu erheben, die vom Schweigen und der Angst unterdrückt werden. Aber seid ihr auch bereit? Seid ihr bereit?“
Marissa Hoxha, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Albanisch und Deutsch.
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„Aber Frauen sind so viel mehr, mehr als nur Körper und Schönheit, nicht nur Liebe, sondern auch Talent und Ambition, Kreativität, wir haben wundervolle Köpfe und Herzen. Genau deswegen ist es mein Recht und meine Pflicht, Veränderungen zu verlangen. Ich verlange eine grundlegende Veränderung in unserer Gesellschaft, Veränderungen in der Medizin, Veränderungen in der Politik, Veränderungen in der Sprache, aber vor allem fordere ich eine Veränderung unserer Grundeinstellung.
Es braucht zweifellos eine grundlegende Veränderung in unseren Köpfen.“
Greta Lintner, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Italienisch und Deutsch.
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„Meine unmögliche Liebesgeschichte ist die mit der Nacht. Verliebt bin ich in sie. Unerreichbar bleibt sie für mich. Und eins ist mir mittlerweile klar geworden – ich und die Nacht sollen nichts miteinander zu tun haben. Denn ich bin ein Mädchen, eine junge Frau, und das bedeutet, dass die Nacht für mich nicht sicher ist, so sehr ich sie auch lieben mag.“
Sofia Elena Borghesi, 17 Jahre; Liceo Scientifico Evangelista Torricelli in Bozen (Südtirol, Italien) mit Italienisch und Deutsch.
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„Der Wald ist eine Generationensache, er geht uns alle etwas an. Denn in dem Wissen, dass aus einem einzelnen Sprössling, etwas so Mächtiges, Eindrucksvolles und Widerstandsfähiges entspringen kann, finde ich Sicherheit und finde ich Hoffnung.
Liebe Mitbewohner dieses Planeten! Bedenkt, dass alle heutigen Handlungen der Menschheit nicht morgen, auch nicht übermorgen, sondern erst in zwei bis drei Generationen wirksam werden.“
Katja Kronberger, 17 Jahre; BORG Deutschlandsberg (Steiermark heuer) mit Englisch und Deutsch.
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„Wir denken so weit, manchmal über das Ziel hinaus. Aber nicht an das Wesentliche: Unsere vergessene Superkraft namens Verstand. Der Mensch ist blind für das Greifbare. Dennoch ich bin ich der Überzeugung, dass der Verstand des Menschen allein die notwendige Superkraft darstellt, um aus diesem Abgrund hinauszukommen.
Es geht nicht darum, dass es keine Auswege gibt. Keine Lösungsansätze. Wir wollen sie nur nicht annehmen, durch unsere Blindheit nicht sehen. Ignoranz ist bekanntlich eine gute Eigenschaft des Bösen.“
Luisa Muchitsch, 18 Jahre; BORG Deutschlandsberg (Steiermark) mit Englisch und Deutsch.
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„Als Migrantin heißt es, mit meinem Opa durch die Stadt zu fahren und zu sehen das Funkeln in seinen Augen, und zu hören den Stolz in seiner Stimme, während er erzählt welches Gebäude er mitgestaltet hat. Wohin sein Blut und sein Schweiß geflossen sind.
Doch Migrantin zu sein heißt auch auf derselben Straße unsere Tränen fließen zu sehen, denn wir hören die Stimmen, die uns sagen, dass wir hier nicht hingehören. Und da stehen wir, auf der Straße wo hin geflossen sind sein Blut, sein Schweiß und seine Tränen.“
Nil-Zara Agtaş, 20 Jahre; Phoenix Realgymnasium (Wien) mit Englisch (erlernt) und Deutsch.
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„Ich möchte nicht im Herbst, nach dem ich mir die Ergebnisse der Nationalratswahl anschaue, feststellen, dass wir der Leitkultur, der Festung Österreich und dem Öxit näher gerückt sind. Meine persönliche Erfahrung zeigt mir, dass eine multi-kulturelle Gesellschaft eine Bereicherung für Europa ist, nicht eine Bedrohung.“
Fedir Bragar, 17 Jahre; Wiedner Gymnasium / Sir Karl Popper Schule (Wien) mit Russisch (Erstsprache) und Deutsch.
„Meine Identität ist kein Mantel, den man beliebig an- und ablegen kann. Sie ist vielmehr ein Mosaik, zusammengesetzt aus tausend Splittern meiner Erfahrungen und Erinnerungen. Für mich ist es schwierig, diese Identität zu bestimmen. Ich weiß ganz genau, dass ich keine Österreicherin bin und keine werde. Ich weiß aber genauso, dass ich keine 100%ige Syrerin bin und keine werde.“
Rawda Al Rawass, 19 Jahre; GRG10 Laaerberg (Wien) mit Arabisch (Familiensprache) und Deutsch.
„Für eine Zukunft mit weniger Rassismus und Diskriminierung sollte jeder und jede von uns stolz auf seine Kultur sein und diese auch richtig präsentieren, damit jeder merkt wie viel schöner eine vielfältige Gesellschaft eigentlich ist. Ein Regenbogen mit nur einer Farbe wäre doch auch nicht so schön.“
Alwaled Alkoud, 18 Jahre; Bertha-von-Suttner-Schulschiff in Wien-Floridsdorf mit Arabisch (Familiensprache) und Deutsch.
Alphabetisch (Nachnamen) sortiert
Zara Agtaş, Englisch (erlernt), Phoenix Realgymnasium (Wien)
Arzu Akdemır, Türkisch, BRG Ettenreichgasse (Wien)
Alwaled Alkoud, Arabisch, Bertha von Suttner Schulschiff, GRG 21 (Wien)
Maria-Anastasia Anghel, Spanisch, HAK (HandelsAkademie) Wr. Neustadt (NÖ)
Sofia Elena Borghesi, Italienisch, Liceo Scientifico Evangelista Torricelli (Südtirol, Italien)
Fedir Bragar, Russisch, Wiedner Gymnasium/ Sir Karl Popper Schule (Wien)
Belma Bukva, Bosnisch, Gymnasium Werndlpark (OÖ)
Juliette – Jette – Heritage, Englisch (Erstsprache), GRG21 (Wien)
Marissa Hoxha, Albanisch, Liceo Scientifico Evangelista Torricelli (Südtirol, Italien)
Katja Kronberger, Englisch (erlernt), BORG Deutschlandsberg (Steiermark)
Greta Lintner, Italienisch, Liceo Scientifico Evangelista Torricelli (Südtirol, Italien)
Noemi Helena Faye Märzinger, Englisch (erlernt), BAfEP (BildungsAnstalt für ElementarPädagogik de ElementarPädagogik) de la Salle (Wien)
Luisa Muchitsch, Englisch (erlernt), BORG Deutschlandsberg (Steiermark)
Rawda Al Rawass, Arabisch, GRG10 Laaerberg (Wien)
Alejandro Dario Tomeniuc, Spanisch, HTL Spengergasse (Wien)
Ferdinand Tschol, Arabisch (erlernt), Lycée Français de Vienne (Wien)