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Lamia Music mit ihren hochkomplexen Experimentier-Glas-plättchen
Lamia Music mit ihren hochkomplexen Experimentier-Glas-plättchen
30.05.2024

Von Plastik-Fresserchen über Lebensmitteln aus Bierproduktions-Abfällen bis zu effizienterer Nutzung von Sonnen-Energie

Fünf besonders schlaue Nachhaltigkeits-Projekte von Schüler:innen in der Kategorie Sustainability im 37. Jugend-Innovativ-Bundesfinale; Teil 6.

Jugendliche aus dem BG/BRG Stainach (Steiermark) sind mit ihren Nudeln aus Treber (einem eiweiß-reichen Abfallprodukt bei der Herstellung von Bier, der meist bestenfalls als Tierfutter verwendet, oft aber weggeworfen wird) fast „allgegenwärtig“. Schon bei der internationalen Handelsmesse im März in einem Wiener Einkaufszentrum lief ihnen Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr über den Weg. Hier nun wieder – und zwar dieses Mal Felix Holzer, Hannah Roßmann, Anna Maria Tippl und Hanna Lemmerer.

Mehr zu ihren unterschiedlichen Sorten – samt Inspiration für den durchgestylten Auftritt – und die Weitergabe ihres Know How an Volksschulkinder in dem nach diesem Absatz verlinkten Artikel:

Am zweiten Tag des 37. Bundesfinales von Jugend Innovativ konnte nur ein Teil der Schüler:innen den Stand betreuen, andere präsentierten – mit weiteren Kolleg:innen – ihre Produkte im Bundesfinale des Bewerbs der Junior Companies. Dies sind von Jugendlichen für ein Schuljahr gegründete Unternehmen, die real mit Produkten und/oder Dienstleistungen handeln – im Gegensatz zu den rein virtuellen ÜFA (Übungsfirmen, die in Handelsakademien und -schulen Teil des Pflichtprogramms sind).

The Plastic Eater

Es gibt zwar Sammelsysteme für manchen Kunststoff-Arten, dennoch landet vieles irgendwo – und nicht nur unbedingt in Mistkübeln. Anna Simonsen und Samantha Wanderer aus der HTL Braunau (Oberösterreich) recherchierten und starteten dann Testreihen mit einem Mix aus einem Pilz (Penicillium citrinum) und einem Bakterium (Rhodococcus ruber). Könnten sich die von Kunststoffen ernähren?

Die beiden Schülerinnen „verpflanzten“ Symbiosen der beiden Genannten in unterschiedliche flüssige Salzmedien und dazu verschiedenste Polymere – PS, PLA, PBAT, PET und LDPE. Dann ging’s ans Messen und Untersuchen: pH-Gehalt, Gewicht, Schmelz- und Kristallisationspunkte, Struktur…

Zuerst nach drei, dann nach für, später nach sieben Wochen… Und siehe da: 2,7 Mikrogramm des zum „Fraß“ vorgeworfenen Plastiks hatten Pilz und Bakterium verzehrt.

Reparatur-Plattform

Meine Waschmaschine macht komische Geräusche, die Kamera, der Laptop, das Handy oder was auch immer „spinnt“… Kann das wer reparieren?

Dank des Reparatur-Bonus zahlt sich das Herrichten wieder verstärkt aus. Ist dennoch – zwar für die Umwelt – aber oft für das eigene Konto kaum billiger als ein Neukauf. Und, es muss jeweils gezielt nach der jeweiligen Produkt-Kategorie gesucht werden. Könnte es nicht einfacher – und vielleicht auch billiger – gehen?

Katharina Tonev, Friederike Hausmeister und Nikol Ivanova aus der HTL Spengergasse (Wien) wollen eine übergreifende Plattform – einschließlich Austauschmöglichkeiten anbieten. „WeFix“ haben sie in ihrer Grundstruktur als Website bereits gebaut. Du lädst ein Foto des kaputten Gegenstandes rauf. Irgendwer sieht es, tritt mit dir in Kontakt – ihr vereinbart, die Person mit „Bastel“-Kompetenz bringt dein Fahrrad oder was auch immer zum Laufen, du gibst dafür Nachhilfe in Mathe, Englisch oder was auch immer diese Person benötigt. Oder es fließt Bargeld…

Soweit die Grundidee kostenloser Nachbarschaftshilfe. Die Website sollte darüber hinaus aber auch noch professionelle Reparaturhilfe als zertifizierte:r User:in anbieten können/dürfen – gegen eine entsprechende Gebühr an die Plattform. Ausgedacht und daran gewerkt haben die beiden in Rechnungswesen und Betriebswirtschaft: „Wir wollten da wenigstens etwas mit Sinn machen!“, vertrauen sie KiJuKU an.

Die Zukunft nähen

Teil des Info-Standes von Jugendlichen aus der HBLA Modeschule am Grazer Ortweinplatz ist ein Kleiderständer. Auf dem Tisch liegen Stoff-Teile – zusammengenäht aus vormaligen Kleidungsstücken. Das trifft auf für die Sweater mit Kapuze und anderen Gewänder auf dem Kleiderständer zu. Upcycling statt Wegwerfen ist das Motto dieses Projekts, das sich aus dem Unterrichtsgegenstand „Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft“ ergeben hat.

Vier Schülerinnen – Jana Habernig, Maja Schellauf, Jana Emig-Ulbel und Louisa Rappold vertraten beim Jugend-Innovativ-Finale ihre Kolleg:innen Emilia Bada, Julia Dreisiebner, Isabella Helnwein, Hannah Herbsthofer, Ella Kleindienst, Katja Kleindienst, Leandro Kölbl, Marie Kronheim, Mareike Lührmann, Alexander Markuszik, Ave Ngongani, Alexander Peer, Anna Rothschedl, Polina Rudol, Anna-Maria Šiško, Yara-Nima Steinberger, Zoey Tuš, Hannah Url und Lara Wetl, die sich an alten vor allem Jogging-Hosen und -Jacken kreativ nähend betätigt hatten.

Ein wohl klingendes Motto hatten sich die zwei Dutzend Schüler:innen, die in kleinen Gruppen zu fünft arbeiteten, für ihr Projekt ausgedacht. Das Spanische „Cose el Futuro“ heißt wörtlich übersetzt: Nähen Sie die Zukunft.

Natürliche Farben machen Sonnenlicht-…

Lamia Music hätte mit ihrem Projekt möglicherweise genauso gut in der Science-Kategorie Top abgeschnitten. Was sie erforscht(e) ist nicht leicht verständlich. Im Prinzip – und möglicherweise (zu) vereinfacht – zusammengefasst, beschäftigt(e) sich die Wiener Gymnasiastin damit, wie mit Hilfe von natürlichen Farb(kombination)en die Gewinnung von Elektrizität aus Licht gesteigert werden kann.

Basis dieses Verfahrens ist die sogenannte Grätzel-Zelle (auch Farbstoff-Solarzelle), benannt nach dem Schweizer Michael Grätzel, der sie vor 23 Jahren erfunden und ein Jahr später (1992) patentieren hat lassen. Music besuchte ihn in der Schweiz. In Wien geht sie übrigens in das Bernoulli-Gymnasium, benannt nach dem Schweizer Mathematiker und Physiker Daniel Bernoulli (1700 – 1782).

„Untersuchung der DSSC (Dye sensitized solar cell) – Effizienz mit natürlichen Farbstoffen und Tandem-Struktur“ heißt die ausgetüftelte Arbeit für die Lamia Music viel theoretische Recherche betreib und praktische Experimente durchführte. „Ich habe auch verschiedene Glastypen ausgetestet“, erklärt sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Auf der Innenseite werden die Gläser jeweils elektrisch leitfähig beschichtet.

Lamia Music mit ihren hochkomplexen Experimentier-Glas-plättchen
Lamia Music mit ihren hochkomplexen Experimentier-Glas-plättchen

Das Neue an Musics Experimenten: Sie kombinierte Komplementärfarben, was letztlich die Effizienz der Grätzel-Zellen erhöhen sollte – und auch, wie ihre Messungen ergaben, auch tat.

Damit gewann sie die Kategorie Sustainability. Der Vorsitzende der entsprechenden Jury, Wolfram Anderle (Tech Analyst in der austria wirtschaftsservice, aws) meinte in der Begründung unter anderem: „Auf der Basis umfangreicher Analysen mit dem AIT und einer Modellierung bzw. Simulation des Modells im MathLab konnten die Ergebnisse nachvollziehbar dargestellt und ein Optimum gefunden werden. Die Arbeiten wurden auf der Basis umfangreicher Kooperationen mit in- und ausländischen Unternehmen und Instituten äußerst professionell durchgeführt.

Mit den Ergebnissen der vorgestellten Untersuchungen sollte es künftig möglich werden, mittels technischer Photosynthese in einfachen organischen Systemen die Kraft der Sonnenstrahlung zur Stromerzeugung zu nutzen. Schmuckstücke, die unser Handy aufladen oder Kleidung, die genug Energie erzeugt, um intelligente Gadgets zu versorgen sind damit keine Zukunftsmusik mehr, sondern werden uns eines Tages genauso selbstverständlich begleiten wie heute eine Regenjacke oder ein Sonnenhut.“

Lamia Music wird – neben dem Universal-Switch (EngineeringII) und dem neuartigen Flugzeug-Flügel (Science) Österreich beim 35. European Union Contest for Young Scientists 2024 im polnischen Katowice vertreten.

Follow@kiJuKUheinz

Wird in den nächsten Tagen fortgesetzt – jeweils ein Teil für alle Finalprojekte der verschiedenen – oben schon genannten – Kategorien. Und letztlich noch einem Teil über die verliehenen Preise.

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Jugend Innovativ…

… wird im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW), des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) sowie des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) abgewickelt.
In diesem Jahr findet der Bewerb zum 37. Mal statt. Bisher haben fast 12.000 Projekt-Teams (15 bis 20 Jahre) teilgenommen.
Der Wettbewerb wird laufend von Workshop-Angeboten sowie Qualifizierungsmaßnahmen (wie Stärkung des Entrepreneurial Spirits, Beratungen zum Innovationsschutz, etc.) für Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer erfolgreich begleitet.

Preise

In jeder Kategorie bekommt das erstplatzierte Team 2500 €, für Platz zwei gibt’s 2000 €, auf den 3. Rang entfallen 1500 Euro und die anderen Finalprojekte erhalten je einen Anerkennungspreis in der Höhe von 750 €.

Runde 38

Ab Herbst können – bis 30. November 2024 – neue Projekte in den zu Beginn dieses Beitrages genannten Kategorien angemeldet und in der Folge eingereicht werden.

Weitere Angebote

Aws – Austria Wirtschafts Service – das Jugend Innovativ organisiert bietet darüber hinaus Informations- und Vernetzungs-Veranstaltungen und Coaching an, um Projekte beispielsweise bei Patent-Anmeldungen zu unterstützen oder dabei aus der Idee ein Start-Up zu gründen Inkubator).

https://www.jugendinnovativ.at/