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Anna-Sousana Savvidou, in Greichenland in der beruflichen Bildung tätig
Anna-Sousana Savvidou, in Greichenland in der beruflichen Bildung tätig
21.07.2025

Weniger reden, mehr unterschiedlichen Menschen zuhören!

Viertes Interview am Rande des internationalen Seminars zu Inklusion und deren Vermittlung im Bildungswesen; Zahnärztin, die im griechischen Thessaloniki Gesundheitsthemen in beruflicher Aus- und Weiterbildung unterrichtet.

Anna-Sousana Savvidou ist ausgebildete Zahnärztin, praktiziert aber nicht, sondern unterrichtet Gesundheitsfächer im Rahmen beruflicher Bildung vor allem für Umsteiger:innen in Thessaloniki.

KiJuKU: Wie kam’s zu Ihrer beruflichen Veränderung?
Anna-Sousana Savvidou: Ich habe nach dem Studium zunächst begonnen als Zahnärztin zu arbeiten, sollte aber nur assistieren. Das wollte ich nicht, sondern habe entschieden, ich will viel von meinem Wissen über menschliche Körper und Gesundheit – von der Anatomie bis zur Makrobiologie – anderen Menschen vermitteln.

KiJuKU: Sind sie Lehrerin geworden?
Anna-Sousana Savvidou: Irgendwie, aber ich vermittle als externe Expertin in einer Bildungseinrichtung für Menschen, die unterschiedlichste Berufe erlernen, Elektriker:innen, Installateur:innen, Friseur:innen, Make-Up-Atists… Viele davon wechseln nicht nur ihren Beruf, sondern verändern auch ihr Leben. Ich habe in meinen Klassen Studierende von 18 bis 55 Jahre. Wobei ich nur Theorie unterrichte. Die Menschen lernen in diesen Einrichtungen zwei Jahre Theorie all jener Fächer, die für ihre Berufe notwendig sind und haben danach sechs Monate Praxis-(Aus-)Bildung.

KiJuKU: Inwiefern spielt Inklusion in Ihrer Arbeit eine Rolle?
Anna-Sousana Savvidou: Zum einen ist schon die altersmäßige Bandbreite wie erwähnt recht groß. Dann sitzen in den Klassen viele, die sich eben neu orientieren müssen oder wollen. Und gerade in Thessaloniki haben wir viele nationale Herkünfte – vor allem aus Albanien, Georgien und Armenien. Außerdem viele verschiedene Religionen und auch sexuelle Orientierung spielt eine Rolle, gleichzeitig herrscht, obwohl wir 2025 haben, noch immer viel Homophobie.

Anna-Sousana Savvidou, in Greichenland in der beruflichen Bildung tätig
Anna-Sousana Savvidou, in Griechenland in der beruflichen Bildung tätig

All das muss einerseits berücksichtigt werden und andererseits haben meine Themen ja mit dem menschlichen Körper zu tun. Also gilt es vor allem auch Body Shaming anzusprechen. Dass niemand wegen körperlicher Eigenschaften oder Merkmale beleidigt werden darf. Das gleiche gilt natürlich auch in Identitätsfragen aller Art.

KiJuKU: Was nehmen Sie von dem internationalen Seminar mit?
Anna-Sousana Savvidou: Bis dahin hab ich mich mit Inklusionsfragen meist theoretisch beschäftigt, Fachartikel, Online-Materialien gelesen. Aber nie so etwas gemacht wie die sagen wir „hands-on“-Workshops, wo Dinge zu be-greifen sind durch die Erzählungen und auch Übungen mit Menschen, die unterschiedliche Perspektiven einbringen – einerseits die verschiedenen Teilnehmer:innen, andererseits die Referent:innen. Mich hat vor allem die Tour mit dem ehemaligen Obdachlosen stark beeindruckt, die hat mir die Augen für solche Menschen geöffnet.

Sein und andere Beispiele zeigen mir: Aufhören zu reden, lieber mehr unterschiedlichen Menschen zuhören. Das macht uns zu besseren Menschen, die auch ihre eigene Arbeit besser machen können.

KiJuKU: Efcharistó
Anna-Sousana Savvidou: Parakaló

kijuku_heinz

Beitrag über das angesprochen Seminar sowie die anderen drei Interviews sind hier in der Folge verlinkt.