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Proben zum Stück "Dr. Korczak, der Beschützer der Kinder" mit Jugendlichen der Mittelschule St. Elisabeth (Wien-Leopoldstadt)
Proben zum Stück "Dr. Korczak, der Beschützer der Kinder" mit Jugendlichen der Mittelschule St. Elisabeth (Wien-Leopoldstadt)
25.04.2022

Als Kinder ein bekanntes Lied nicht singen durften…

Szenen aus dem Waisenhaus im Ghetto von Warschau als die Nazis Polen besetzt und unterworfen und Juden verfolgt haben.

„Am Brunnen vor dem Tore…“ – die vier Kinder Lea, Adam, Romica und Samuel beginnen das bekannte von Franz Schubert vertonte Lied (Text: Wilhelm Müller) zu singen. Da fährt zackig und roh ein Uniformierter dazwischen und brüllt: „Ruhe! Juden dürfen keine deutschen Lieder singen! Seid still!“

Es handelt sich bei der beschriebenen Szene nur um ein kleines Schlaglicht, das die Schriftstellerin Elisabeth Amann in ihr knappes Theaterstück gepackt hat: „Janusz Korczak und seine Kinder“ veröffentlichte sie vor fast 20 Jahren zum Gedenken an diesen polnischen jüdischen Arzt, Waisenheimleiter. Ende April beim Janusz Korczak-Symposium „Erwartungen an eine kindgerechte Pädagogik“ in der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien-Favoriten spielen fast ein Dutzend Jugendliche der Mittelschule St. Elisabeth (Wien-Leopoldstadt) dieses Stück für die Tagungsteilnehmer:innen, Regie führte eine der Lehrerinnen, Iris Graf. Sie kündigte an, bei der Aufführung live Akkordeon zu spielen.

Probenbesuch

Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … durfte kürzlich bei einer Probe in der PH dabei sein. Mischa Kostenko kam danach zum Reporter, um „mich zu entschuldigen, dass ich Sie so erschreckt habe“. Ganz im Gegenteil, kein Grund zur Entschuldigung. Immerhin hatte er den Nazi-Wächter so realistisch gespielt, dass es beim Zuschauen und -hören wirklich kalt den Rücken runter gelaufen ist.

In die Rollen der genannten Waisenkinder schlüpf(t)en – bei der Probe alle noch ohne Kostüme: Johanna Oppenauer (Lea), Susanna Heimerl (Adam), Paulina Nowak (Romica) und Luis Ritter (Samuel). Den Dr. Korczak spielt Luca Sünder.

Naive Fragen

Um den Rahmen kurz und knapp zu skizzieren hatte die Autorin zwei Kinder aus der – damaligen – Jetztzeit erfunden, die noch nie von Krieg und Faschismus, Nazizeit und Judenverfolgung und damit auch nicht vom Ghetto in Warschau gehört hatten. Naiv fragen einander Leonora Bojović und Zoe Schüller seitlich vor der Bühne stehend, was Bombardierungen sind, weshalb sich die Kinder nicht im nächsten Geschäft Essen kaufen würden usw. Und erklären es einander dann knapp bevor die Aufmerksamkeit auf die jeweilige Szene auf der Bühne gelenkt wird. Hin und wieder werden auch historische Bilder links und rechts der Bühne eingeblendet. Bei der Aufführung selbst wird sich neben den genannten Schüler:innen noch Elena Weiss als Erzählerin dazugesellen.

Für die Jugendlichen war der Name Janusz Korczak schon vertraut und auch die Tatsache, dass er als so etwas wie der „Vater“ der Kinderrechte gilt. Während es noch immer Menschen gibt, die Schulen verlassen und in neun, zwölf oder 13 Jahren nie von Kinderrechten gehört haben, ist das in der besagten Schule anders, versichern die jungen nun auch Schauspieler:innen dem Journalisten.

Kinderrechte

Korczak hatte selbst im Ghetto von Warschau, einem abgemauerten Teil der polnischen Hauptstadt, das die Nazis als Freiluftgefängnis führten, als Leiter des Waisenhauses großen Wert auf Mitsprache und Mitentscheidung der fast 200 Kinder gelegt. Das wird in dem Stück weniger angesprochen, dafür aber die gütige Fürsorge für „seine“ Kinder, das Auftreiben von Nahrungsmitteln unter den schwierigen Bedingungen der Besetzung des Landes durch die deutschen Faschisten und ein bisschen vom Widerstand. Etwa, wenn der Doktor gefragt wird, warum er keinen der befohlenen Judensterne trage. Da lässt die Autorin Korczak sagen: „Es gibt nicht nur die Befehle und Gesetze der Menschen. Es gibt auch noch höhere Gesetze, die ewig gelten…“

Kinder nicht verlassen

Und die Tatsache, dass er das Privileg, das ihm angetragen worden war, nicht in Anspruch genommen hat. Weil Korczak auch international sehr bekannt war, wollten ihn die Nazis frei lassen, als sie die Kinder und Belegschaft des Waisenhauses ins Vernichtungslager nach Treblinka transportieren. Er bleibe sicher bei seinen Kindern, so der Doktor. Gemeinsam mit fast 200 Kindern wurde er in den Gaskammern des KZ Treblinka ermordet (6. oder 7. August 1942).

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