Mitreißende Lesung von Benedict Mirow aus „Joshua Jackelby“ bei der Buch Wien: Und, es gibt sie lesende Schülerinnen und Schüler 😉
„Extrablatt! Extrablatt!“, liest der Autor aus seinem Buch, ruft es in die Menge, als würde er wirklich hier selber Zeitungen verkaufen.
Zeitungen? Für das jugendliche Publikum fast etwas wie aus einer anderen Welt. Aber dennoch gelingt es Benedict Mirow die Schülerinnen und Schüler vor einer der vielen Bühnen auf der Buch Wien zu fesseln – mit seiner Art aus seinem Roman zu lesen, die spannenden Passagen vor den geistigen Augen UND den Ohren lebendig werden zu lassen. Der deutsche studierte Theaterregisseur – übrigens in Wien am berühmten Max-Reinhardt-Seminar – vor allem aber lange selber bekannter Regisseur von Musik-Filmen (Konzertmitschnitte und Porträts musikalischer Promis) hat erst vor fünf Jahren begonnen Bücher zu schreiben – für junge Leser:innen.
Nach der umfangreichen fünfbändigen Serie „Die Chroniken von Mistle End“, erschien erst knapp vor der Wiener Buchmesser, mittlerweile die drittgrößte im deutschsprachigen Raum (nach Frankfurt und Leipzig). Und für die hat er sich einen Zeitungsjungen in London vor rund 170 Jahren ausgedacht, nannte ihn Joshua Jackelby. Rund um ihn, einen von vielen auf der Straße bzw. er und seine Kumpels in einem Bahnhof lebenden Kindern, die sich mit verschiedensten Jobs, unter anderem eben dem Verkauf von Zeitungen, ihr tägliches Überleben sichern mussten, baute er eine spannende Story.
Dafür hat der Autor viel über das wahre Leben, vor allem von Kindern und Jugendlichen im London der 1850er Jahre recherchiert und die Fakten in die sehr szenisch geschriebene Geschichte eingebaut. Dieser Josh, wie ihn Mirow im Text meist nennt, ist aber trotz seiner harten Lebensbedingungen mitfühlend geblieben – und so erleben die Jugendlichen auch noch die Schilderung, wie er ein in den dreckigen Fluss Themse geworfenen Sack, aus dem er „ein kleines, schmerzerfülltes Heulen. Ein gedämpftes Weinen“ hörte, rettete…
Klar, Klassenbesuche bei Veranstaltungen sind für viele zunächst einmal willkommene Abwechslung zum Schulalltag und nicht alle stehen genau auf das von Lehrer:innen ausgesuchte Programm; aber die spürbare Aufmerksamkeit, so manche Fragen, die Neugier nach dem weiteren Verlauf der Handlung danach, immer wieder Handyvideos während der Lesung und die Bitte um Autogramme zeigte, lesen ist doch noch immer nicht – wie oft behauptet wird – out bei Kindern und Jugendlichen. Das war auch vielerorts beim Lesefestival in – heuer bereits zwei – Messehallen immer wieder zu erleben.
Am Rande der hier beschriebenen Lesung etwa meinten Valentina und Raphael ganz enthusiastisch, dass sie sogar Vielleser:innen sind, erster liebt es aber „nur“ in gedruckten Büchern, zweiterer liest sowohl Papier- als auch digitale Bücher. Als eine der Lieblingslektüren nennen sie unabhängig voneinander „Gregs Tagbücher“, aber auch viel dickere – bzw. längere Bücher. „Joshua Jackelby“ (Thienemann Verlag) hat 380 Textseiten, die bei der Lesung aufgebauten Bücherstapel mussten die beiden Verkäuferinnen aber wieder zurück in den Messe-Shop bringen, weil nur mit Karte und nicht bar bezahlt werden konnte, unter 14-Jährige aber kein eigenes Konto haben können.
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