Poetisches Bilderbuch über (Boots-)Flüchtlinge mit wenigen Worten, die viel erzählen und noch mehr Raum für eigene Gedanken lassen sowie starken, berührenden Bildern.
Ein mehr als voll besetztes Boot schaukelt auf Wellen. Sehr viele Menschen, dicht an-, fast schon aufeinander, sind auf der Titelseite des Buches „Wünsche“ zu sehen – gezeichnet von Victo Ngai.
Und dann lässt die Autorin Mượn Thị Văn in gut zwei Drittel der Doppelseiten nicht Menschen, sondern zunächst die Nacht, dann die Tasche, das Licht, den Traum, den Pfad, das Meer, die Sonne … mit deren Wünschen zu Wort kommen. Die Tasche beispielsweise wäre gern tiefer, der Traum länger…
Angsterfüllte Augen malte Victo Ngai den Kindern in ihre Gesichter. Sie müssen ihre Heimat, ihr vertrautes Umfeld verlassen. Und so erzählen die Wünsche der zuvor aufgezählten und weiterer Objekte die Sorgen, Nöte, Ängste der Menschen sozusagen auf Umwegen. „Das Boot wünschte, es wäre größer.“
Erst sehr spät in der durch ganz wenige Sätze (in der deutschsprachigen Version sind es 76; Übersetzung aus dem englischen Original: Petra Steuber), die so viel aussagen und doch auch großen Freiraum fürs Spinnen eigener Gedanken dazu lassen, kommt eines der Kinder direkt zu Wort: „Und ich wünschte… ich müsste mir nichts wünschen…“
Obwohl die Autorin auf ihre eigene Fluchterfahrung aus dem damaligen Südvietnam zurückgreift, legt sie die Geschichte in „Wünsche“ doch so universell an. Und die Illustratorin schafft Stimmungsbilder, in denen viele zu entdecken, aber vor allem noch mehr in den Gesichtsausdrücken der Abgebildeten sowie in ihrer Körperhaltung abzu„lesen“ ist.
„Wünsche“ ist übrigens ein Preisträger der Kritikerjury in den Kategorien Bilderbuch beim deutschen Jugendliteraturpreis und wurde obendrein von der Jugendjury ausgezeichnet. In der Begründung zum erstgenannten Preis heißt es unter anderem: „Was die 16 Doppelseiten des Bilderbuchs über die Erlebnisse eines Kindes erzählen, das mit seiner Mutter und zwei jüngeren Geschwistern sein Zuhause verlassen muss, bekommt eine raum- und zeitübergreifende universelle Dimension, die für Erwachsene und Kinder gleichermaßen berührend ist… Victo Ngai hat die hohe poetische Verdichtung der prägnanten Sätze in farbstarken Bildern eindrücklich verstärkt.“
Auf der letzten Doppelseite des Buches legen Autorin sowie Illustratorin ihre Gedanken zum Buch und dessen Hintergründe dar. Und Mượn Thị Văn schreibt unter anderem: „Und dann frage ich mich: Wie lange und wie oft müssen solche Geschichten noch erzählt werden?“ Ihre kongeniale Partnerin, die Illustratorin schildert ihre Eindrücke des Textes u.a. so: „Die Erzählung durch leblose Gegenstände hat mich besonders berührt. Die Passivität verdeutlicht die wenigen Möglichkeiten, die der Einzelne in Zeiten großer Veränderungen und Unruhen noch hat.“
Text: Mượn Thị Văn
Übersetzung aus dem Englischen: Petra Steuber
Illustration: Victo Ngai
Wünsche
32 Seiten + 2 Seiten der Autorin sowie der Illustratorin über ihre Gedanken zum Buch und dessen Hintergrund
Ab 6 Jahren
Verlag Horami
21,50 €
Buchtrailer der Fragen stellt, was wäre, wenn du… hier
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen