In „Hey, Kiddo“ schildert der bekannte Besteseller-Comic- und Graphic-Novel-Autor und Zeichner Jarrett J. Krosoczka seine eigene sehr schwere Kindheit.
„Also gut. Heute malen wir alle unsere Familien. Weil sich unsere Mommys und Daddys Tag für Tag so gut um uns kümmern!
Ja, Jarrett?
Und wenn ich keine Mom und keinen Dad habe?“
Diese Begebenheit, die Jarrett J. Krosoczka auf Seite 78 des Comic-Romans /der Graphic Novel „Hey, Kiddo“ schildert, stammt aus seinem eigenen Leben – Untertitel: „Wie ich meine Mutter verlor, meinen Vater fand und mit Drogensucht in meiner Familie klarkommen musste“. Wie ziemlich alles. Mutter heroinsüchtig, zeitweise im Gefängnis, dann wieder in einer Rehabilitationseinrichtung. Jedenfalls selten da. Vater – von dessen Existenz erfuhr er erst gegen Ende seiner Schulzeit. Aufgewachsen bei liebevollen, aber alkoholabhängigen Großeltern, meist auch Einzelgänger, abgeschirmt von anderen Kindern bzw. Jugendlichen – um ihn vor der Wiederholung des Schicksals der Eltern zu bewahren -, flüchtet/rettet sich „Ja“, wie er oft gerufen wird, ins (Comic-)Zeichnen.
„Als Kind zeichnete ich, um meiner Familie zu gefallen. An der Junior High, um andere zu beeindrucken Jetzt, als Teenager, füllte ich Block um Block, um einfach nur klarzukommen. Um zu überleben.“ (S. 220 bis 222)
Das Zeichen-Ping-Pong mit der Mutter via Briefen gehört in dem knapp 300 Seiten Band zu den liebevollsten (weit entfernten) Begegnungen mit der Mutter, von der er oft enttäuscht wird. Unterstützt und gefördert von einem Lehrer, der ihm zwar einerseits nahelegt, was er technisch alles drauf haben muss, aber ihn doch bestärkt, seinen eigenen Stil zu suchen und finden, reift Krosoczka schließlich zum professionellen Künstler.
Er zeichnete und schrieb aber in „Hey, Kiddo“ (so sprach ihn Leslie, seine Mutter, meistens an) offen(herzig) seine eigene Geschichte, sondern fügt im Buch immer wieder gescannte Originale aus seinen verschiedenen Lebensabschnitten ein – Zeichnungen, die er als Kind und später Jugendlicher angefertigt hat ebenso wie so manche Briefe – unter anderem mit seinem spät entdeckten und dann freundschaftlich verbundenen Vater, wodurch er zu zwei (Halb-)Geschwistern kam – und diverse Dokumente.
Der Künstler fügte dem gezeichneten Roman – die englischen Passagen aus den original-Briefen und -Dokumenten sind im Anhang auf Textseiten übersetzt (So wie alle Sprechblasen und Zwischentexte: Ulrich Thiele) – ein ausführliches, persönliches Nachwort an. Unter anderem schlussfolgert er: „Als Kind und Teenager kann man das Leben kaum selbst steuern. Das Schöne am Erwachsenwerden ist, dass man sich eine eigene Realität, eine eigene Familie schaffen kann – ganz gleich, ob diese „Familie“ ein enger Freundeskreis ist oder eine Partnerin, ein Partner samt Kindern. Das Entscheidende ist: Was die Kindheit bestimmt, muss sich nicht im Erwachsenenleben fortsetzen. Nicht wenn man sich dagegen wehrt. Auch wenn das eine Menge Arbeit bedeutet.“
Text und Illustration: Jarret J. Krosoczka
Übersetzung aus dem Amerikanischen Englisch: Ulrich Thiele
Hey, Kiddo
Wie ich meine Mutter verlor, meinen Vater fand und mit Drogensucht in meiner Familie klarkommen musste – Autobiographisches Comicbuch
307 Seiten plus Textseiten mit Übersetzungen aus englischen Originalen und Nachwort zur Erklärung, dass es sich um die authentische Biographie handelt samt Anmerkungen zur (auch weiteren, eigenen) Familiengeschichte, in Summe 320 Seiten
Ab 12 Jahren
Loewe Verlag
Gebundene Ausgabe: 18,50 €
Taschenbuch (englische Ausgabe): 16,99 €
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