Bilderbuch „Und doch sind alle Äpfel rund …“ erzählt über Grundzüge von Christen- und Judentum sowie Islam anhand alltäglicher Erlebnisse in einer Familie, die es so wirklich gibt.
Jojo hat eine große, bunte Familie aus vielen Ecken der Welt. Die Verwandten bringen verschiedene Religionen mit, solcher, die an einen Gott glauben. Papa äthiopisch-orthodox (eine Richtung im Christentum), Mama, Tischlerin von Beruf, war evangelisch, ist aus der Kirche ausgetreten, eine Tante ist katholisch – das will auch Jojos Schwester Lea werden. Ein Onkel, der Krankenpfleger ist, nennt seinen Gott Allah, ist also Muslim, Oma ist evangelisch, Opa Jude und kann viele Sprachen. Und dann ist da noch Kater Abraxas – mit dem sich Jojo gut unterhalten kann und der mitunter gern philosophiert.
So weit das Setting des Bilderbuchs „Und doch sind alle Äpfel rund …“, das vor allem Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede der Religionen Christen-, Judentum und Islam in Alltagsgeschichten, die Jojo erlebt, einpackt. Ob Fasten, Kopfbedeckungen oder Feiertage und Feste, Gebete usw. – meist seitlich neben der jeweiligen Geschichte sind Eckpfeiler dieser drei Religionen knapp und prägnant aufgelistet und erklärt. Sowie die gemeinsamen Wurzeln aller drei.
Diese multikulturelle und -religiöse Familie – so steht’s im Buch – gibt es wirklich, sie lebt in Wien. Für das Buch hat Autorin Christine Hubka so manches Detail der handelnden Personen verändert. Hubka hat evangelische Religion unterrichtet, war Fachinspektorin und Schulamtsleiterin, seit ihrer Pensionierung arbeitet sie als Gefängnis-Seelsorgerin. Die Illustrationen Agi Ofner gestaltete die meisten Doppelseiten jeweils fast wie ein Gemälde, eine Seite kommt fast ohne Bilder aus, dreht sich diese Doppelseite doch darum, dass sowohl Islam als auch Judentum dem sogenannten Bilderverbot anhängen, sich also kein Bild von ihrem Gott/Allah/HaSchem machen wollen/dürfen.
Beim Tischgebet enthält sich Jojos Mama, die – wie schon erwähnt – aus der Kirche ausgetreten ist. Dafür hat sie einen lustigen Reim auf Lager: „Jeder esse, was er kann, nur nicht seinen Nebenmann. Auch nicht seine Nebenfrau, da sind wir nämlich ganz genau.“
Da meldet sich Abraxas: „Ich spreche auch mit Gott. Sie versteht mich, wenn ich in der Katzensprache mit ihr rede…“ Und nachdem Jojo den Kater auf das „sie“ anspricht, meint der Stubentiger: „Wieso glaubst du, dass Gott ein ER ist? Gott ist mütterlich und väterlich und göttlich und immer ganz anders, als wir es uns vorstellen können.“
Der Titel dieses Bilderbuches wird am Ende aufgelöst, als Jojo die Oma fragt, weshalb es verschiedene Religionen gibt und sie gemeinsam in den Garten gehen, wo Oma auf Apfelbäume zeigt, die verschiedene Sorten tragen – doch alle rund sind.
Leider wurde hier im letzten Kapitel eine große Chance vertan, lautet doch dort die Überschrift „Warum gibt es so viele Religionen?“ Wenigstens mit einem Satz hätte doch erwähnt werden können, dass es nicht nur diese Ein-Gott-Religionen gibt, die auf Abraham zurückgehen. Sicher lassen sich gar nicht alle aufzählen, aber beispielsweise ist etwa Hinduismus die drittgrößte Religion der Welt, Buddhimus hat ungefähr so viele Anhänger:innen wie die EU Einwohner:innen – nur als zwei Beispiele.
Da wirkt – aufs Erste – der Schlusssatz des Katers ein bisschen weiser: „Gott liebt die Vielfalt“, schnurrt Abraxas. „Sonst gäbe es ja nur Katzen und keine Menschen.“ Würde darin nicht die Schöpfungslehre stecken statt der realen, wissenschaftlichen Erkenntnisse der Evolutionstheorie.
Text: Christine Hubka
Illustrationen: Agi Ofner
Und doch sind alle Äpfel rund …
Was Judentum, Christentum und Islam gemeinsam haben
Eine besondere Familiengeschichte
32 Seiten
Ab 7 Jahren
Tyrolia-Verlag
16,95 €
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