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Michael Roher zeichnet - beim Besuch in der Jugendeinrichtung Juvivo 15
Michael Roher zeichnet - beim Besuch in der Jugendeinrichtung Juvivo 15
06.04.2021

Erster Christine-Nöstlinger-Preis an Michael Roher

Gelernter Sozial- und Zirkuspädagoge und autodidaktischer Kinderbuch-Autor und Illustrator gewinnt den erstmals vergebenen Preis zu Ehren der verstorbenen Autorin.

Am Dienstag nach Ostern wurde der erste Christine-Nöstlinger-Preisträger bekanntgegeben. Der neu geschaffene Preis zeichnet Menschen aus, die Kindern und all jenen, die sonst nicht gehört werden, eine Stimme geben, ihre Perspektive einnehmen und so einen kleinen Beitrag leisten, deren Leben ein Stück gerechter zu gestalten. Der Preis will damit auch die humanistischen Prinzipien und Anliegen, die die Autorin in ihrer Literatur vertreten hat, lebendig halten. Christine Nöstlinger hat in ihrem Werk immer konsequent die Position der Kinder und Außenseiter*innen vertreten.

Die Wahl der dreiköpfigen Jury, die von Stadt Wien (Kulturressort), Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik nominiert werden, fiel auf Michael Roher. Der 41-Jährige gelernte Sozialpädagoge, der auch als Zirkuspädagoge beim Circus Kaos gearbeitet hat, begann vor elf Jahren Kinderbücher zu illustrieren und schreiben. Mittlerweile hat er rund zwei Dutzend Bücher (mit-)geschaffen.

Sprachspiel und Nähe zu Kindern

Die Jury – Karin Haller (Institut für Jugendliteratur), Paulus Hochgatterer (Primarius der klinischen Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tulln) und Anne-Catherine Simon („Die Presse“) – begründet die Preisvergabe u.a. damit, dass seine Neugier auf neue Techniken und Materialien, neue Motive und Spielformen, zeichnerisch wie sprachlich unerschöpflich scheint. „Seine Illustrationen beeindrucken durch ihre Detailkunst, die verschmitzte Unvorhersehbarkeit sowie die Kraft, mit der sie den Betrachter in Träume treiben und eigene Geschichten zu erzählen beginnen. In seinen Texten führt Michael Roher die große heimische Tradition des Sprachspiels fort. Mit Christine Nöstlinger verbindet ihn unter anderem die Lust am kreativen Umgang mit dem österreichischen Dialekt, die Nähe zum kindlichen Leser und der kindlichen Leserin und sein engagierter, menschenfreundlicher Optimismus. „Dann schauen wir einander an und sind dankbar“, sagte Michael Roher einmal über gelingende Bilder in seinen Büchern. Vielen Leser*innen, Kindern wie Erwachsenen, geht es mit seinen Büchern wohl so.“

www.buecher.at/christine-noestlinger-preis/

www.kaos.at

Christine Nöstlinger
Christine Nöstlinger
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Christine Nöstlinger …

… wurde am 13. Oktober 1936 in Wien geboren, wo sie bis zu ihrem Tod 28. Juni 2018) lebte. Sie wuchs im Arbeitermilieu des Wiener Bezirks Hernals auf und studierte Gebrauchsgrafik. 1970 schrieb und illustrierte sie ihr erstes Kinderbuch „Die feuerrote Friederike”. Über 150 Bilderbücher, Kinder- und Jugendromane und Gedichtbände, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, folgten. Sie wurden mehreren Generationen von Lesern und Leserinnen wichtige Wegbegleiter.

Christine Nöstlinger war anfangs – insbesondere unter Pädagog*innen und Eltern – ziemlich heftig umstritten, weil sie viele ungeschrieben Gesetzte „lieblicher“ Kinderbücher durchbrach. Erstens stellte sie sich konsequent auf die Seite von Kindern, zweitens schrieb sie sozusagen so wie der Schnabel gewachsen ist, oft auch im Dialekt. Und ihre Hauptfiguren sind oft Außenseiter in schwierigen sozialen oder familiären Verhältnissen.

Sie war 2003 die erste Preisträgerin des Astrid Lindgren Memorial Award (zusammen mit Maurice Sendak), erhielt die Hans Christian Andersen-Medaille und zahlreiche weitere nationale und internationale Preise.

Bekannte Bücher

Eines ihrer bekanntesten Bücher „Konrad oder das Kind aus der Konservendose“ wurde als Film, Theaterstück und Kinderoper auf internationalen Bühnen inszeniert. Aus ihrer enorm produktiven Buchstabenfabrik – wie sie ihre Kunst selbst nannte – kamen aber auch Drehbücher, Hörspiele und weitere Theaterstücke. Daneben arbeitete sie als Kolumnistin für Rundfunk, Zeitungen und Magazine. In Österreich trugen die Hörfunkserien „Dschi-Dsche-i-Wischer Dschunior“ und später „Rudi, der Radiohund“ zu ihrer großen Popularität bei. Sie schrieb auch für Erwachsene, u.a. die Autobiografie „Glück ist was für Augenblicke“ und Lyrik im Wiener Dialekt („Iba de gaunz oaman Leit“).

Christine Nöstlinger engagierte sich in Reden, Interviews und auch privat für Menschenrechte, für die Gleichstellung der Frau und gegen ökonomische und soziale Benachteiligung. Von 1997-1999 war sie Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation „SOS Mitmensch“.