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Bildmontage: Alle Preisträger:innen und ihre ausgezeichneten Bücher
Bildmontage: Alle Preisträger:innen und ihre ausgezeichneten Bücher
15.11.2025

Geschenkte Gedichte, gewonnene Freundin, Gedanken an einen Toten und hochfliegende Träume

Kinder- und Jugendbuchpreise wurden – zum zweiten Mal – beim Lesefestival auf der Buch Wien vergeben.

Zum zweiten Mal wurden 2025 die Kinder- und Jugendbuchpreise der Stadt Wien, die es seit 1955 gibt, im Rahmen der Buch Wien verliehen, also mitten in einem Lesefest! Die Gewinner:innen standen – natürlich – schon seit einiger Zeit fest, zur Verleihung sollen Preisträger:innen ja kommen können 😉

Passend dazu, dass viele – nicht nur die ausgezeichneten – Bücher zu Gedankenreisen einladen, spielte das Gedankenreiseorchester (Victoria Pfeil / Sopransaxofon, Paul Wregg / Geige, Gidi Kalchhauser / E-Bass, Tzumin Lee / Keyboard) mehrmals auf einer der Bühnen (Radio wien) auf. Vor und zwischen der Übergabe von Urkunden und Blumen (Preisgeld: Je 5000 €) an die sieben Schreiber:innen und Zeichner:innen der vier von der Jury (Klaus Nowak, Kathrin Wexberg, Verenea Weigl) ausgewählten Bücher konnte, wer wollte, sich in unterschiedlichen musikalischen Stimmungen auf die „Reise“ begeben.

Vom Wut-Ich zum Du

Zum fast unzähligen Mal – und trotzdem jedes Mal hocherfreut – nahmen Helga Bansch und Heinz Janisch diesen – so wie andere Kinder- und Jugendbuchpreise entgegen. Dieses Mal für „Und dann?“ (Verlag Jungbrunnen); KiJuKU-Buchbesprechung am Ende des Beitrages verlinkt, dennoch hier kurz zusammengefasst: Zwei Kinder beim Fischen, das Mädchen schon mit einigermaßen vollem Kübel voller Fische, der Bub mit einem leeren Eimer. Er wird wütend, trinkt das Meer leer und vieles andere. Sie fragte jedes Mal danach „Und dann?“ Wie arg er sich aufführt, sie bleibt. Bis er checkt, wurscht ob voller Kübel oder nicht, da ist wer, die ihn trotzdem mag…

Die Jury meinte in ihrer Begründung für die Preis-Zuerkennung: „Das kindliche Ich, das in diesem Bilderbuch spricht, durchlebt einen veritablen Wutanfall. Und Heinz Janisch gelingt es mit überaus poetischen und doch ganz einfachen Sätzen eindringlich vom emotionalen Ringen des kleinen Zornbinkels zu erzählen. So knapp der rhythmische und mit Wiederholungen arbeitende Text ist, mit Übertreibungen spart er nicht. Da wird das Meer leergetrunken und werden Bäume ausgerissen. Die dann in den Bildern von Helga Bansch allerdings Sonnenschirme sind, weil sie das Geschehen geschickt in einer reizvollen Strandszenerie samt Sandschaufel-Baby-Nashorn verortet. Insgesamt ein Bilderbuch, in dem Text und Bild souverän miteinander agieren und gemeinsam in einem geschickt inszeniertem Masken-Spiel schon kleinere Kinder überzeugend den Umgang mit Wut und Ärger durchleben lassen, um am Ende eine beruhigte und versöhnliche Hinwendung an ein durchgängig präsentes Du zu finden.“

Helga Bansch meinte auf der Bühne: „Das Tolle an Heinz‘ Text ist, dass er sehr knapp ist und viel offen und er mir viel Freiheit für die Gestaltung gibt, da kann ich mir selber viel ausmalen!“

Gedichtete Geschenke

Obwohl erst viel kürzer im „Geschäft“ – keine zehn Jahre – hat auch Lena Raubaum schon etliche Preise abgeräumt. Die Vielschreiberin – wie Heinz Janisch immer wieder auch lyrisch unterwegs – hat, gemeinsam mit Katja Seifert. Das Duo hatte schon den Gedichtband „mit Worten will ich dich umarmen“ vor vier Jahren veröffentlicht, im Vorjahr folgte „Ich hab da was für dich – Wortgeschenke und Gedankenstupser“ (Tyrolia Verlag). Der Moderator Till Koeppel (Ö1) zitierte seinen Lieblingssatz daraus: „Ich hoffe / dass niemand / jemals vergisst / dass FRIEDEN / ein Tunwort ist“ – übrigens auch zitiert in der Buchbesprechung auf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, auch unten verlinkt.

Trauern dürfen

Ein nicht gerade einfaches Thema hat sich Margarita Kinstner für ihren Jugendroman ausgesucht. In „Theo, Tim, Kurkuma und ich“ (auch Tyrolia Verlag; übrigens hier – noch – nicht besprochen) geht es um den verstorbenen Stiefvater der Ich-Erzählerin Amelie. Ein Satz daraus: „Voriges Jahr gab es in Deutschland 2830 Verkehrsunfälle mit Todesfolge. 220 davon starben im April. Einer davon warst du.“

Die Jury meinte: „Amelies innerer Dialog mit ihrem verstorbenen Stiefvater in Form einer Du-Ansprache ist ein künstlerisch sehr gelungenes Herantasten an Trauerprozesse. Daneben stehen das Ausweiten des zu eng gewordenen Familienraums und Knüpfen neuer (im Titel angekündigter) Beziehungen im Zentrum des Jugendromans.“

„Das Du war von Anfang an da“, sagte die Autorin im Bühnengespräch. Als Gegengewicht zum schweren Thema fungieren die dezenten Illustrationen von Michaela Weiss. „… in unterschiedlichen Techniken fangen Stimmungen der Figuren und Situationen ein und betonen auch auf Bildebene die Relevanz der Reflexion künstlerischen Schaffens in Margarita Kastners Text. So spielen neben Sprachkunst auch Fotografie und Malerei auf beiden Ebenen eine zentrale Rolle“, begründete die Jury ihre Preis-Entscheidung.
„Ich habe vor allem Objekte aus dem Text hergenommen und dazu illustriert“, so Michaela Weiss auf der Bühne bei der Buch Wien.

Illustrationspreis

Auch wenn – wie beschrieben – ausgezeichnete Bücher immer wieder auch illustriert sind und aus dem Zusammenspiel von Text und Bild leben und genau deswegen prämiert werden, vergibt die Stadt Wien einen eigenen Illustrationspreis für Kinder- und Jugendbücher, erst seit 1986, die anderen seit 1955. Dieser ging 2025 an Julian Tapprich für „Tigerträume“ (Luftschacht Verlag).

„Während die (Stuben-)Tiger für die fliegenden Tiere eher als eine der größten Gefahren gelten, träumte Leo davon, ausgerechnet mit Katzen befreundet zu sein. Doch auch für jene Katze, der Leo im Wachzustand seinen Wunsch verklickerte, galt das als „Unverschämtheit… eine ordentliche Katze will doch einen Vogel nicht zum Freund haben. Sondern zum Frühstück!“, schreibt Julian Tapprich in dem auch von ihm illustrierten Bilderbuch „Tigerträume“. Und schon stürzte sie sich auf den Frechdachs“, heißt es in der Buchbesprechung darüber auf KiJuKU.at – unten verlinkt.

Die Jury fand unter anderem: „In weicher, ungewöhnlicher Formensprache und in abwechslungsreichen Einstellungen, die oft an Film-Ästhetik erinnern, ist diese Heldenreise inszeniert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Farbe Gelb, die nicht nur bei der Figurenzeichnung prägend zum Einsatz kommt, sondern auch die Träume und Sehnsüchte der Protagonisten betont. Markant auch die farblichen Stimmungswechsel in den großflächig illustrierten Szenerien – vom blau-zartrosa Setting in Leos ursprünglichen Zuhause bis zum dunkel-düsteren Dickicht des Dschungels. Ein überzeugendes Bilderbuchdebüt mit kluger Dramaturgie und auch Humor in Text und Bild, das dazu anregt, die Welt selbstbewusst und zuversichtlich zu erkunden.“

Übergeben wurden die Preise übrigens von Heide Kunzelmann, Referatsleiterin für Literatur und Öffentlichkeitsarbeit anstelle der angekündigten Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die eine nicht geplante dringende Sitzung im Rathaus hatte. Kunzelmann hatte dafür extre in ihrem verwandten Kinder- und Jugendumfeld nach deren Meinungen zum Lesen gefragt und einige Antworten verraten; unter anderem, „dass es immer ein gutes Ende gibt“, „neue Sichtweisen von Figuren, mit denen man sich identifizieren kann“, „Bücher vergrößeren den Wortschatz und das bringt in der Schule bessere Noten“.

kijuku_heinz

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Mehr Informationen

gedankenreiseorchester

geschichtewiki.wien –> Kinder-_und_Jugendbuchpreise_der_Stadt_Wien, allerdings nur bis 2024