Gespräch mit David Tritscher, der vor fünf Jahren der jüngste Sieger aller „Ohrenschmaus“-Zeiten war.
Tag für Tag ein Kübel voller rostiger Schrauben, die zu säubern sind – so beschreibt David Tritscher in seinem in kurzen Sätzen, die sofort Bilder im Kopf entstehen lassen die Arbeit, nein Beschäftigungstherapie in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Warum aber so seine Kritik, dann der Etikettenschwindel, immerhin wurde diese – und werden andere ähnlich funktionierende Einrichtungen „Kreativwerkstatt“ genannt.
„warum machen sie nicht mal was kreatives mit uns“, nannte der 23-Jährige sein Gedicht mit dem er bei der aktuellen, der 16. Verleihung des Literaturpreises „Ohrenschmaus“ einen der drei – gleichwertig je mit 1000 Euro belohnten – Hauptpreise gewonnen hat – Link zum ausführlichen Bericht und damit auch zu Auszügen aus allen ausgezeichneten Texten unten am Ende dieses Bereichts.
„dann darf man doch diese werkstatt nicht kreativwerkstatt nennen, sondern werkstatt für dumme!/ … es ist so traurig, was sie mit uns tun.“
„Nein, dort bin ich zum Glück schon länger nicht mehr“, lächelt er im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr …, das wir vor der Preisverleihung führen. Schon vor fünf Jahren hatte David Tritscher einen der drei Hauptpreise gewonnen – mit „gefangene gedanken“ – Link auch zu diesem Beitrag, damals noch im Kinder-KURIER – unten am Ende des Beitrages.
Übrigens hat er, so gesteht Tritscher, „in den Jahren dazwischen gar keinen Text eingereicht, aber einmal hab ich dafür die Preisverleihung moderiert und ich hab in der Zwischenzeit ein ganzes Buch veröffentlicht“. „bergschreiber – gedichte und gedanken“ heißt es und hat rund 90 Seiten.
Auf die Frage nach dem Titel, erzählt der Autor: „Ich war da ungefähr zwei Wochen in Kals in Osttirol mit Blick auf den Großglockner und konnte dort in Ruhe schreiben. Viele der Gedichte sind alles andere als Naturbetrachtungen, sondern tiefschürfende und doch immer in kurzen, knappen Sätzen gefasste Gedanken über sein und das Leben im Allgemeinen, über Gefühle einer- und Verstand andererseits. Übrigens hat der bekannte österreichische vor allem Theaterdichter Peter Turrini ein Vorwort für David Tritschers Buch geschrieben und der nicht minder bekannte Theater- und Film- sowie TV-Schauspieler Cornelius Obonya liest die Hörbuch-Fassung, zu der ein QR-Code am Ende des gedruckten Buches führt.
Zurück zu David Tritscher und seinem Schreiben. „Ich schreib immer, wenn ich eine Idee hab und dann muss ich’s meistens gleich aufschreiben“, schildert er seinen kreativen Prozess. „Derzeit mach ich ein Praktikum in einem Kindergarten. Nach dem Schulabschluss hab ich eine Praxis als Koch begonnen aber das ist doch nicht meins.“
Zum Abschluss noch eines der vielen starken Gedichte von David Tritscher aus dem schon genannten Buch „bergschreiber“, die er alle in konsequenter Kleinschreibung verfasst:
jeder
du denkst, weil du etwas nicht kannst,
bist du nichts besonderes auf dieser welt.
doch jeder, ja, wirklich
jeder mensch
ist etwas besonderes auf unserer welt.
ja, auf unserer
welt.
Hier unten geht es zu Auszügen aus David Tritschers diesmal ausgzeichnetem Text
Über „Ohrenschmaus“-Preisverelihung 2017 und David Tritscher damals – noch im Kinder-KURIER
David Tritscher
bergschreiber – gedichte und gedanken
90 Seiten
13,90 €
zu bestellen über tritscher.eu