Interview mit der Autorin der „Tafiti“-Reihe und vieler anderer Bücher sowie Co-Autorin des Drehbuchs zum in der ersten September-Woche startenden Kinofilm „Tafiti – Ab durch die Wüste“.
Julia Boehme hat – neben vielen anderen Büchern (insgesamt rund 200) vor mehr als einem Dutzend Jahren die „Tafiti“-Reihe erfunden und für den nun startenden Kino-Film – gemeinsam mit Nicholas Hause – das Drehbuch verfasst. Wie es zu den Erdmännchen-Abenteuern kam und wie sie arbeitet erzählt sie im (Online-Video-)Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – Buch- und Filmbesprechung sind schon erschienen und am Ende des Beitrages verlinkt.
KiJuKU: Ich hab gelesen, Sie haben schon als Kind gern Geschichten geschrieben, ab welchem Alter ungefähr?
Julia Boehme: Bevor ich noch schreiben konnte, hab ich mir Geschichten ausgedacht und erzählt. Bei Bildern in Märchenbüchern auch. Und war dann enttäuscht, wenn sie mir vorgelesen wurden und ganz anders waren. Manchmal war ich auch überrascht.
KiJuKU: Sind manche der Geschichten, die Sie damals erfunden haben, in das eine oder andere Ihrer rund 200 Bücher eingeflossen?
Julia Boehme: Ich glaube nicht. Was aber natürlich schon einfließt, sind Erinnerungen an Gefühle, die du als Kind hast: Wenn dir gesagt wird, dass du zu klein für etwas bist, dir nichts zugetraut wird. Oder Allein-Sein, Gerechtigkeit, Angst, keine Freunde zu haben…
KiJuKU: Wie kamen Sie auf die Idee, ein Erdmännchen zum Titelhelden einer Serie – oder war es anfangs gar nicht als Serie gedacht – zu machen?
Julia Boehme: Die Erdmännchen verdanke ich der Illustratorin Julia Ginsbach. Sie hat mir damals ein Mail mit lauter Erdmännchen geschickt, das waren die Lieblingstiere ihrer Tochter. Ich war sofort schockverliebt, weil sich da viele Möglichkeiten ergaben – sie könnten in einem Zoo irgendwo auf der Welt leben oder da, wo sie in freier Natur zu Hause sind.
Dafür ist übrigens das Pinselohrschwein das Lieblingstier meines Sohnes gewesen. Wir wohnen in Berlin in der Nähe des Zoos und er wollte immer zu diesen Tieren.
KiJuKU: War’s von Anfang an als Serie gedacht?
Julia Boehme: Zunächst bin ich von einem Buch ausgegangen, als der Verlag mehr wollte, hab ich zuerst gedacht, da ist ja schon alles erzählt. Aber dann hab ich mich vertieft, recherchiert, welche Tiere noch in der Savanne im südlichen Afrika leben und welche noch nicht vorgekommen waren. Und so kamen nimmer mehr Geschichten zustanden, in die ich Eigenheiten dieser Tiere , die mitunter lustig und spannend sind, einbauen konnte.
Das war auch irgendwie eine Reise zurück in meine Kindheit, in der ich im Fernsehen viele Tierdokus geschaut habe. Ich bin dann auch in die Region gereist, habe viele dieser Tiere auf einer Safari gesehen, nur leider bisher noch keine Erdmännchen. Die sind mir und auch der Illustratorin längst ans Herz gewachsen.
Der Verlag hat sich auch früh in das Projekt verliebt – neben der Buchserie gibt es Sonderbände, Malbücher, Spiele, eine Lieder-CD und sogar eine App (kostenpflichtig, Anmerkung der Redaktion).
KiJuKU: Nachdem sie ja lange auch fürs Kinderfernsehen gearbeitet haben, war die Umsetzung in einem Film wahrscheinlich nicht so schwierig, aber wie war die Auswahl welcher Abenteuer fürs Kino?
Julia Boehme: Die Idee für einen Film gab’s schon früh, 2016 – 2013 hat die Buchserie begonnen – gemeinsam mit Nicholas Hause. Und klar war, es muss ein eigenes Abenteuer, eine eigene Welt sein. Die Bücher spielen ja im Lebensraum der Erdmännchen, in der Savanne. Und weil die namibische Wüste gleich nebenan liegt, soll’s eben durch diese und ihre Tiere und diesen Lebensraum gehen. Ich liebe die Realität und so kommt die thermisch tanzende Eidechse vor und die Käfer, die Kopfstand machen, um Tautropfen zu trinken, das Meer das an die Wüste grenzt…
Das Drehbuchschreiben war dann eine tolle Abwechslung.
KiJuKU: Weil sie erwähnt haben, dass der Anstoß zu den Erdmännchen von der Illustratorin gekommen ist, wie ist Ihre Zusammenarbeit? Schreiben Sie erst das ganze Buch und dann bekommt Julia Ginsbach den Text oder erzählen Sie ihr schon vorher einzelne Szenen?
Julia Boehme: Ich schreibe zuerst den ganzen Text, wobei wir schon auch vor allem über die Grundgeschichte des jeweiligen Bandes sprechen; vor allem für das Cover, weil der Verlag das ja oft schon für Vorschauen braucht, bevor das Buch fertig ist.
KiJuKU: Wie arbeiten Sie? Haben Sie dann immer die ganze Geschichte schon im Kopf? Machen sich zwischendurch, wenn Ihnen was einfällt Notizen? Diktieren den Text oder tippen Sie ihn?
Julia Boehme: Beim Brainstormen skizziere ich oft mit Stift auf Papier, beim Spazierengehen tippe ich Ideen ins Handy, andere Überlegungen oder Träume notiere ich handschriftlich. Und den Text selber tippe ich in den Computer. Gehe aber 1000 Mal drüber, achte dabei auch auf den Rhythmus. Der Klang spielt für mich eine große Rolle. Drum lese ich gegen Ende den Text laut. Im letzten Durchgang lese ich ihn meinem Sohn, der mittlerweile erwachsen ist, vor. Er ist äußerst kritisch und sagt mir, wenn er etwas zu langweilig oder zu pädagogisch findet.
KiJuKU: Da Sie ja viel schreiben, unter anderem die zwei großen Serien, geht das parallel?
Julia Boehme: Und noch andere wie „Magic Lilly“ mit vielen Comic-Elementen. Und ich mach – seit dem Vorjahr – noch die Serie „Flip, der Einhornfisch“ mit einem sehr hohen Bildanteil. Ich arbeite aber nie parallel an zwei Projekten. Ich schreibe jeden Tag viel. Ich könnte mir auch gar nicht vorstellen, einen Tag nicht zu schreiben. Ich hab keine Büro-, sondern sozusagen Gleitzeit.
KiJuKU: Ich nehme an, Sie haben noch viele anderen Ideen, haben Sie da so etwas wie eine Schatztruhe, Sammelkiste oder Lade?
Julia Boehme: Ja, ich hab digital so eine „Zauberkiste“, gerade greif ich da nicht rein, weil ich relativ ausgebucht bin mit den bestehenden Reihen.
KiJuKU: zurück zum Anfang, Sie haben schon als Kind Geschichten ausgedacht und dann, sobald sie schreiben konnten, auch aufgeschrieben, war Ihnen bald auch klar, dass Sie Autorin werden wollen?
Julia Boehme: Als junges Kind war ich davon überzeugt, habe aber dazwischen den Glauben daran verloren. Wenn dir alle sagen, davon kannst du nicht leben, das schaffst du nicht… So hab ich dann gedacht, ich will wenigstens was Ähnliches machen, hab Literatur und Musikwissenschaften studiert, für Zeitungen und Radio, später fürs Fernsehen gearbeitet – in der Redaktion und als Producerin. Und dann gemerkt, ich glaub, ich kann das doch und seit gut 25 Jahren klappt das ganz gut.
KiJuKU: Vielen Dank
Julia Boehme: Ich danke auch.
Julia Boehme wurde 1966 in Bremen geboren. Schon als Kind hat sie sich am liebsten Geschichten ausgedacht. Lange bevor sie schreiben konnte, fing sie an, Freunde zu erfinden, mit denen sie zahlreiche Abenteuer auf Fantasiereisen durch ferne Länder bestand.
Sie studierte Literatur und Musikwissenschaften in Berlin. Schon während ihres Studiums schrieb sie zahlreiche Beiträge für Zeitungen und Radiosender. Im Anschluss daran arbeitete Julia Boehme als Redakteurin beim Kinderfernsehen, wo sie unter anderem die Sendung „Käpt’n Blaubär“ betreute.
Da sie diese Arbeit nicht wirklich ausfüllte, und sie sich wieder an ihren Kindheitstraum erinnerte, später einmal Kinderbücher schreiben zu wollen, fand sie, nun sei die Zeit gekommen, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Sie beschloss, „nur“ noch zu schreiben.
Inzwischen hat Julia Boehme mehr als 200 Kinderbücher geschrieben, unter anderem die Reihen „Tafiti“, „ Meine Freundin Conny“, „Das kleine Muffelmonster“, „Wassili Waschbär“ sowie „Lou + Lakritz“.
Sie lebt in Berlin.
(Aus dem Presseheft zum Kinofilm „Tafiti – Ab durch die Wüste“, Luna Filmverleih)
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