So manche Gedanken sind recht aktuell in Guareschis „Don Camillo und Peppone“.
Bevor Giovannino Guareschi sein erstes (1948 erstmals erschienenes) Buch mit 37 Episoden von Konflikten zwischen dem Pfarrer Don Camillo und dem kommunistischen Bürgermeister Peppone startet, stellt er dem Roman drei Geschichten voran, in der er Land und Leute der nördlichen Po-Ebene zu charakterisieren versucht. Auch das alles ausgedacht. Keine Fake Stories, sondern eben schriftstellerische, fiktive Geschichten. Auch wenn er gleich auf der ersten Seite schreibt: „Ich bleibe in diesem Buch jener Zeitungsberichterstatter und beschränke mich darauf, Tagesereignisse zu erzählen. Es sind erfundene Dinge, und sie sind daher so wahrscheinlich, dass ich in einer Reihe von Fällen eine Geschichte geschrieben und dann nach einigen Monaten gesehen habe, wie sie in Wirklichkeit sich wiederholt.“
Die Gegensätze des Pfarrers und des Kommunisten – die derzeit (Juli 2025) übrigens in Niederösterreich von einer Laien-Theatergruppe gespielt werden – Stückbesprechung unten am Ende der Buch-Rezension verlinkt – leben einerseits von Humor. Und diese ist aus der Sicht der beiden Protagonisten oft Selbstironie, die sich daraus ergibt, dass sie im übertragenen Sinn sich jeweils selbst überdribbeln. Und einander im Gegensatz sehr, sehr ähnlich sind, ziemlich gleich ticken, den anderen übertrumpfen zu wollen. Aber letztlich doch immer wieder – oft scheinbar unfreiwillig – zu Kompromissen finden.
Neben allen anderen Personen der verschiedenen Handlungen bis hin zu einer Art Romeo-und-Julia-Liebe zwischen der Tochter des reichen Ausbeuters im Ort und einem jungen aktivistischen Kommunisten, spielt eine dritte unsichtbare Figur eine zentrale Rolle: Die Stimme von Jesus Christus. Den will der Pfarrer mitunter austricksen, was natürlich nicht gelingt.
Nicht selten liest Jesus seinem Diener die Leviten: „Don Camillo, bleibe im Rahmen der Gesetzlichkeit. Wenn du jemanden umlegen willst, um ihm weiszumachen, dass er im Unrecht ist, dann sage mir bitte, wozu ich mich kreuzigen ließ?“, heißt es etwa im Kapitel „Rivalen“.
„Jesu“, flehte Don Camillo geradezu, „bist Du Dir darüber im Klaren, dass Du mich für die kommunistische Propaganda arbeiten lässt?“
„Du arbeitest für Grammatik, Syntax und Rechtschreibung, alles Dinge, die weder teuflisch noch ketzerisch sind.“ (Die Abendschule)
Über Episoden der unmittelbaren italienischen Nachkriegsgesellschaft hinaus fast zeitlos lesen sich so manche vom Autor der Stimme von Jesus in den Mund gelegte Sätze, etwa die folgenden:
„Was wichtig ist, sind die Gedanken. Die schönen Reden führen zu nichts, wenn hinter den schönen Worten keine praktischen und wahren Ideen stehen.“
„Im Sinne der christlichen Barmherzigkeit ist eine große Schweinerei geschehen, wenn man den Leuten Anlass gibt, sich über einen Menschen lustig zu machen, nur weil dieser Mensch über die dritte Klasse Volksschule nicht hinausgekommen ist…“ (Das Manifest)
„Don Camillo, das Billigste, was man in einer Polemik machen kann, ist, sich an die vom Gegner begangenen grammatikalischen und syntaktischen Fehler zu klammern. Was in der Polemik von Bedeutung ist, sind die Argumente.“
Text und Kapitelüberschriften-Federzeichnungen: Giovannino Guareschi
Übertragung aus dem Italienischen: Alfons Dalma
Don Camillo und Peppone
254 Seiten
Otto Müller Verlag Salzburg
Reihe Reclams Universal Bibliothek
eBook: 17,99 €
Zu einer Leseprobe (ca. 20 Seiten) geht es hier
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