Thomas Brezina versucht in „Eine Geschichte der Erde in Reimen“ auf knapp mehr als 400 Seiten einen Überblick mit Zusammenhängen zu vermitteln.
280 Sessel waren im Festsaal der Universität Wien Dienstag am frühen Abend aufgestellt. Ein paar mehr wurden nach und nach gebracht. Am Tag als der österreichische Physiker Anton Zeilinger – gemeinsam mit seinen Forschungskollegen John Clauser (USA) und Alain Aspect (Frankreich) – als diesjähriger Nobelpreisträger verkündet worden war wurde ein auf ganz andere Art auch bahnbrechendes Werk vorgestellt. „Eine Geschichte der Erde in Reimen“, gedichtet von Thomas Brezina – unterstützt von mehr als einem halben Dutzend Wissenschafter:innen.
Schon einleitend stellte die Dekanin der Historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät Christina Lutter wie später auch der Autor selbst fest, dass Geschichte leider immer noch häufig langweilig unterrichtet werde – Auswendiglernen von (Jahres-)Zahlen. Eingepackt in Geschichten Historisches zu erzählen und vor allem Zusammenhänge nicht zuletzt mit dem Leben heute herzustellen das hätte ihn in der Schule interessiert, so Brezina. Hat’s aber nicht gespielt. Und so habe er sich schon seit Jahren mit diesem Buchprojekt beschäftigt, vieles gelesen, Dokumentationen angeschaut, zusammengetragen, für ihn Überraschendes entdeckt, auch viel Falsches gefunden und irgendwann beginnen zu reimen und zu schreiben. Die fachlichen Ratgeber:innen mussten so manches korrigieren und er umschreiben.
Das am Dienstag vorgestellte knapp mehr als 400-seitige, reich und bunt illustrierte Buch ist die – wie Brezina sagte, 17. Version die er davon geschrieben hat. Übrigens zu Zahlen, Thomas Brezina versuchte sogar die schier unvorstellbare Zahl von 14 Milliarden – so viele Jahre ist das Universum alt – zu veranschaulichen. Und damit ist nicht bloß gemeint die 14 mit den neun Nullen dran hinzuschreiben. „Wenn 14 Milliarden Ballons voll mit Helium schweben, können sie 1.000 Blauwale bis zum Himmel hoch heben.“ Oder: So viele Wassertropfen füllen drei Sportplatz-große Schwimmbecken oder vielleicht noch lustiger: „Könntest du aus 14 Milliarden Kaugummis eine Blase pusten, die nicht platzt oder reißt, wäre sie so groß wie der Mond, der unsere Erde umkreist.“
Einige Passagen las der Autor vor – jene darüber wie der Hund Haustier wurde, ist hier im Video zu hören. Und aus dem Schlussgedicht „Von der Erde an die Menschen“ – das ein wenig an Jura Soyfers Feststellung über die Krankheit dieses Planeten in seinem Stück „Weltuntergang“ erinnert – „Die Erde hat Menschen“ – seien hier die erste und die vierte Strophe zitiert:
„Milliarden Jahre Drehen
ließen mich so manches sehen.
So versetzt es mich in Wut,
was ihr Menschen derzeit tut.
…
An noch vielen
schönen Tagen
möchte ich euch
weiter tragen.
Wundervolles kann entstehen,
also lasst uns weitergehen.
Wirklich groß ist unsre Kraft,
wenn als Team man Gutes schafft.
Deshalb Schluss mit allem Streit,
ich, die Erde, bin bereit.“
Trotz kriegen, Umweltzerstörung vermittelt Brezina eine optimistische Sicht auf die Menschheit – „wir brauchen die Erde, sie uns nicht“ – denn
„Macht
kommt von machen,
nicht tatenlos sitzen,
von leiden oder
einfach nur schweigen:
Mit gutem Beispiel
können wir alle
unser Bestreben
nach Verbesserung zeigen.“
Text: Thomas Brezina
Illustration: Pablo Tambuscio
Eine Geschichte der Erde in Reimen
410 Seiten
Ab 6 Jahren
Joppy Verlag
27 €