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Seite 68 aus "Großer Panda und kleiner Drache"
Seite 68 aus "Großer Panda und kleiner Drache"
28.03.2022

Wunderbares Wanderpaar sammelt und verbreitet Lebenshilfe

„Großer Panda und Kleiner Drache“ von James Norbury lässt uns in Bilder und weise Sätze eintauchen.

Sie sind ein doch recht ungewöhnliche Wander-Paar. Und doch gibt es kaum eines der Bilder auf den rund 160 Seiten dieses Buches, bei dem du nicht das Gefühl hast: Anders könnt’s gar nicht sein als der die Ruhe in Person ausstrahlende große, dicke Panda und der ganz zarte, schmächtige, fast zerbrechlich wirkende kleine Drache. Und so wandern wir mit Augen, Gedanken – und oft auch mit dem Gefühl, das uns die beiden auf ihren Wegen vermitteln – durch die Jahreszeiten und die Gegenden. Die in verschiedensten Ecken der Welt sein können.

„Allen, die sich verirren …“

Schon die Widmung des Autors und Illustrators James Norbury ist ungewöhnlich: „allen Menschen, die sich verirren“. Immer wieder finden wir Moment, in denen „Großer Panda und Kleiner Drache“ (so auch de Titel des Buches) sich freuen, so vom geplanten Weg abgekommen zu sein, weil sie sonst diese oder jene Augenweide oder einen wunderbaren Moment gar nicht erlebt hätten (etwa Seite 75).

Seite 129 aus
Seite 129 aus „Großer Panda und kleiner Drache“ philosopheren über küzester Tag und längste Nacht

Apropos Moment. Um das sich Zeit-nehmen für solche geht es viel auf diesen 160 Seiten, die ganz schnell überflogen werden könnten. Was aber sehr schade wäre. Bei Bildern verweilen, in die Gedanken der knappen, präzisen Texte versinken, sie weiterspinnen oder sich treiben lassen – das wär’s!

Zwei treffende Beispiele, die Hektik vieler einfassen und mögliche Auswege zeigen: „Bin zu beschäftigt, um Blüten anzugucken“, sagte Kleiner Drache. – „Ein Grund mehr, sie zu betrachten“, sagte Großer Panda. „Und wer weiß, ob sie morgen noch da sind.“ (Seite 14)

Das zweite: „Beeil dich!“, quietschte Kleiner Drache. „Es gibt so viel zu tun!“ – „Der Fluss hat es nie eilig“, sagte Großer Panda, „und trotz vieler Hindernisse kommt er immer vorwärts.“ (Seite 26/27)

Nicht aufgegeben

James Norbury hat die Bilder gemalt – von feinen an Tuschzeichnungen erinnernden Bildern bis zu farbkräftigen bunten Malereien -, den Text (in der englischen Originalversion, auf Deutsch übersetzt von Sibylle Schmidt) verfasst und vor allem die Idee gehabt. Und diese nicht aufgegeben, auch wenn er damit bei vielen, denen er sein Manuskript geschickt hatte, abgeblitzt war, wie er am Ende des Buches schreibt. Er selbst habe in einer eigenen, sehr schwierigen Lebensphase ein Buch über Buddhismus entdeckt, sich damit auseinandergesetzt und (wieder) Kraft geschöpft. Viele dieser Weisheiten – jenseits der Religion – hätten ihm geholfen, auch bei der Arbeit an einem Krisentelefon. Und so begann er seine „Hilfen“ in Bilder und dazu passende Worte, sicher manchmal genau umgekehrt, zu fassen – und dieses Buch zu schreiben und zeichnen.

Seite 128 aus
Manchmal ist selbst der kleisnte Schritt besser als gar keiner, findt der Panda uf die Frage des Drachen, wie er es schaffe, durchzuhalten – Seite 68 aus dem Buch

Auch wenn manches wie klassische Spruchweisheiten klingt, sind sie doch fast allesamt viel tiefer. So lesen wir auf der Seite neben einem Bild in einer dunklen Höhle, wo – wie so oft – Kleiner Drache auf dem Rücken seines Reisegefährten steht. Hier hält er einen hellen Lampion, der Licht in der Höhle verschafft. Der Text dazu: „Zündest du ein Licht für andere an, beleuchtest du auch deinen eigenen Weg.“ (Seiten 110/111)

Übrigens „Wege“: Oft, nicht zuletzt in politischen Bewegungen wurde/wird heftig diskutiert bis gestritten, ob Ziele jedweden Weg rechtfertigen. Oder die Wege gar das Wichtigere wären. „Was ist wichtiger“, fragte Großer Panda, „der Weg oder das Ziel?“ – „Die Gefährten“, sagte Kleiner Drache.

Glaubensfragen

Aber auch große, weltweit gewälzte Glaubensfragen betrachtet Norbury mit Hilfe eines Dialogs seiner beiden Figuren aus anderer Warte: „Glaubst du an Wiedergeburt?“, fragte Kleiner Drache. Großer Panda gähnte. „Ich glaube, dass wir in jeder Minute unseres Lebens loslassen und neu beginnen können.“  (Seite 151)

Der letzte Text des Buches ist auch ein krasses Statement: „Sind wir bald da?“, fragte Kleiner Drache. Großer Panda lächelte: „Ich hoffe nicht.“

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Für den Verlag führte Sarah Bergius mit James Norbury ein ausführliches Interview – Link in der Info-Box. Zitiert sei hier ein Teil einer Antwort auf die Frage, wie der Autor und Illustrator ausgerechnet auf diese beiden Tiere gekommen sei.

James Norbury: Pandas wirken auf mich immer sehr langsam und gütig. Es sieht fast so aus, als würden sie ihr Leben nicht allzu ernst nehmen. Diese Charakterzüge verkörpern die Weisheit, die ich herüberbringen möchte. Der Kleine Drache hingegen hat so gar nichts von der Weisheit und Stärke, die man mit seinen großen Artgenossen verbindet. Dadurch tritt hervor, wie winzig und verletzlich er ist.

Titelsetie von
Titelseite des Buches „Großer Panda und kleiner Drache“
BUCH-INFOS

Text und Illustration: James Norbury
Übersetzung aus dem Englischen: Sibylle Schmidt
Großer Panda und Kleiner Drache
160 Seiten
Wunderraum im Wilhelmine-Goldmann-Verlag in der Penguin-Random-House-Verlagsgruppe
18,50 €

Zu einer Lese- und Schauprobe geht es hier

Zum ausführlichen Interview der Verlagsfrau mit dem Autor und Illustrator geht es hier