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Heini Brossmann mit seinem alten, ersten Puppentheater, das er mit 12 Jahren bekommen hat
Heini Brossmann mit seinem alten, ersten Puppentheater, das er mit 12 Jahren bekommen hat
09.01.2024

40 – 50 – 70: Figurentheater „Trittbrettl“ und sein „Vater“ feiern runde Geburtstage

Heini Brossmann startet zu seinem eigenen runden Geburtstag und nach Corona neu durch – auf Tour durch Österreich.

„Wenn aus einem alten Nähkasten mit aufklappbaren Fächern das Segelschiff von Christopher Columbus wird, wenn die kleine Figur mit dem uralten Teddy-Bären verstecken spielt oder Letzterer zum einzigen Freund des einsamen Buben wird – dann finden auch Kinder unmittelbare Anknüpfungspunkte in der fantasievoll umgesetzten Lebensgeschichte des Puppenspielers Heini Brossmann.“ Das schrieb ich 2018 damals noch für den Kinder-KURIER. Heini Brossmann – das ist (auch) Figurentheater „Trittbrettl“. Die eingangs zitierten Sätze beziehen sich auf die Besprechung des Stücks „Sonnenschein und Regen“ und das wiederum ist eine Zeitreise in die Kindheit des Künstlers und vor allem zum Ausgangspunkt, wie er dazu kam, Puppenspieler zu werden.

Der Teddy-Bär ist ebenfalls aus Brossmanns Kindheit
Der Teddy-Bär ist ebenfalls aus Brossmanns Kindheit

Brossmann und Trittbrettl feiern heuer runde Jubiläen: Er selbst wird im Sommer 70, das Theater eigentlich schon 42 Jahre (1982 gegründet), „aber zwei Jahre Pandemie mit praktisch keinen Auftritten zählen ja nicht. Und dann kommt noch ein drittes Jubiläum hinzu. „Schon als Jugendlicher hab ich mit einer selber zusammengebauten einfachen Bühne und eigenen Figuren gespielt, sozusagen linkes Kasperltheater beim Volksstimmefest im Prater“, erzählt Heini Brossmann zwischen Pressbaum und Tullnerbach Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „So hab ich zehn Jahre mehr Berufserfahrung, also feier ich auch noch 50 Jahre Puppenspiel-Praxis.“

Umweltchemiker

Wobei Heini Brossmann einige Jahre seine Leidenschaft nicht hauptberuflich ausübte. Nach der Chemie-HTL in der Wiener Rosensteingasse, spezialisierte er sich auf Umwelt-Forschung, heuerte beim Limnologischen Institut in Wien an und begann mit Nährstoff-Analyse vor allem des Neusiedler Sees. Erkenntnis: Der Ortho Phosphor-Gehalt hat sich in den zehn Jahren seiner Mess-Serien verzehnfacht, Nitrat-Verseuchung im Grundwasser… Die Erkenntnisse zeitigten auch Abhilfe-Folgen wie Ring-Leitungen und Klärschlamm-Reinigung. Allerdings wurde der Umweltchemiker zwei Monate vor seinem zehnjährigen Dienstjubiläum gekündigt.

Aus dem Stück
Aus dem Umweltstück „Fervahren“

Umweltstück

Das – mit Fakten aus der Wissenschaft untermauerte – Engagement in Umweltfragen blieb – und fand auch Eingang in eines der vielen Stücke Brossmanns für sein Theater „Trittbrettl“. In „Fervahren“ klagen Affen stellvertretend für die gesamte (belebte) Umwelt die Menschheit für deren zerstörendes Verhalten an. Dabei setzte der Puppenspieler auch Masken und Schauspiel ein; Treppenwitz: Das Publikum muss die Rolle von Geschworenen im Gerichtsprozess Affen vs. Menschen einnehmen! Und das schon vor gut 20 Jahren.

Geschichtliches

Nach den ersten Jahren mit der eigenen zusammengezimmerten Bühne, spielte er beim „Praterkasperl“, arbeitete intensiv bei Arminio Rothsteins „Clown Habakuk“ sowie mit verschiedenen anderen Bühnen insgesamt zehn Jahre für ORF-Sendungen mit, gründete das Figurentheater Lilarum mit, das er auch drei Jahre begleitete. Brossmann entwickelte gemeinsam mit Klaus Haberl als „Heini & Klaus“ auf Einladung der Wiener Festwochen das Stück „Es führt kein Weg vorbei am Eigenen“ im Rahmen der Reihe „offener Karlsplatz 1982“, ein Stück Straßentheater mit Puppen. Richard Weihs gesellte sich – mit Live-Musik – zum Duo. Schließlich kommt’s zur Gründung von „Trittbrettl“ – in unterschiedlichsten personellen Konstellationen, aber immer mit dem Fixpunkt Heini Brossmann – samt Berührungspunkten mit anderen Figurentheatern Österreichs – ob in Wien, Linz oder Vorarlberg.

Foto aus dem Stück
Foto aus dem Stück „Der zur Sonne ging“

Stücke

Die Bandbreite der gespielten Stücke reicht von Dramatisierungen von Bilderbüchern „Von der Prinzessin, die sich um alles in der Welt den Mond wünschte“ (nach James Thurbers „Ein Mond für Leonore“) oder „Florians wundersame Reise über die Tapete“ (nach dem gleichnamigen Bilderbuch von F. K. Ginzkey) über Klassiker wie „Don Quijote“ oder „Die drei Rätsel“ nach einer japanischen Legende, „Der zur Sonne ging oder Narbengesicht“ nach einer Geschichte Indigener in Amerika (landläufig indianisch genannt) bis zu eigens ausgedachten wie „Das Kroko dickes Dil“ (nach seiner Idee hatte Heinz R. Unger das Stück geschrieben) oder „Kasper aus der Kiste“.

Neben Stücken für Kinder entwickelte der Künstler auch ein paar für Erwachsen, u.a. „Adam – Eine Reise durch ein männliches Unterbewusstsein“ oder „Kappl und Knapp – zur freien Marktwirtschaft“; Letzteres ausnahmsweise ohne Figuren.

Die Figuren für die Stücke von Theater Trittbrettl baut – seit 1994 – Peter Cigan von der Hochschule für Puppenspiel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava.

Zurück zu „Sonnenschein und Regen“ …

… und die darin verarbeiteten Gründe für die Anfänge als Puppenspieler. Auch wenn sein Vater es lieber gesehen hätte, dass er mit Bällen statt mit Puppen spielt, räumt er dem Vater eine – indirekt – wichtige Rolle für die Wahl des Jugendlichen ein. Die Großmutter hatte dem 8-Jährigen ein Kasperltheater mit drei Handpuppen – Zauberer, Räuber und eben Kasperl – geschenkt. Der Vater, erst Elektriker, dann Filmvorführer und schließlich Kameramann, der erste Dokus in Afrika drehte, hat Heini ein Tonbandgerät samt einer Kiste voller Tonbänder vererbt. Auf einem, das noch funktioniert, fand sich die Aufnahme eines Gedichts des damals sechsjährigen Heini. Das spielt er im genannten Stück auch ab, womit der nicht mehr ganz junge Puppenspieler auf der Bühne seiner eigenen Kinderstimme begegnet.

„Aus einem kleinen Kameraobjektiv und Matador-Bausteinen bastelte Brossmann die Figur seines Vaters. Der Teddy, den er als Kind offenbar als engen Freund hatte, begleitet ihn die meiste Zeit auf der Bühne. Und fast sämtliche Objekte, die er bespielt oder mit denen er spielt stammen ebenfalls aus seiner Kindheit. Mit vielen davon baute er sich seine Fantasie- und Theaterwelten, auch wenn er immer wieder dann „aufhören musste, wenn’s am Schönsten  ist“ wie er mehrfach im Stück sagt, weil er gerufen wird, aufräumen muss usw.“ (aus dem schon eingangs zitierten Bericht im KiKu).

Abschließend sei noch das Ende des Kinder-KURIER-Artikels über „Sonnenschein und Regen“ zitiert, das auch für so manch andere der „Trittbrettl“-Stücke gilt: „Fantasievolles Plädoyer, zu den eigenen jungen Leidenschaften zu stehen und Unkenrufen zum Trotz den eigenen Weg zu gehen.“

Follow@kiJuKUheinz

Fot aus dem Stück
Foto aus dem Stück „Von der Prinzessin, die sich um alles in der Welt den Mond wünschte“

trittbrettl.at

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20. Jänner 2024; 10.30 Uhr
Der kleine Ritter
Seestadt KV Denkraum im Gymnasium

17. Februar 2024; 15 Uhr
Von der Prinzessin, die sich um alles in der Welt den Mond wünschte
Saumarkt Theater
Feldkirch, Vorarlberg

18. Februar 2024; 15 Uhr
Von der Prinzessin, die sich um alles in der Welt den Mond wünschte
Kammgarn Hard, Vorarlberg

24. Februar 2024; 15 Uhr
Von der Prinzessin, die sich um alles in der Welt den Mond wünschte
Spielboden Dornbirn, Vorarlberg

25. Februar 2024; 15 Uhr
Der kleine Ritter
Lustenau Gemeinde, Vorarlberg

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