„Lear“ – wieder eine rasante Überschreibung eines Klassikers (Shakespeare) als Abschieds-Produktion um Macht, Gier und Intrigen im TAG (Theater An der Gumpendorfer Straße) in Wien.
Der König will abdanken, sein Reich auf seine drei Töchter verteilen. Und stellt eine der blödesten Fragen. „Wer von euch liebt mich am meisten?“, straft den Satz, dass es keine dummen Fragen gibt, Lügen. Diese Kinder in Loyalitätskonflikte treibenden Fragen kommen gar nicht so selten im Alltag vor. „Wen magst du mehr, die Mama oder den Papa?“ haben viele vielleicht noch aus ihrer Kindheit im Ohr.
Und so beginnt das Drama von dieser kleinen, oft gar nicht so beachteten Frage, seinen Ausgang zu nehmen. In einer rasanten, bitterbös-witzigen, modernen (Bühnen-)Sprache feiert „Lear“ (ohne König im Titel) eine vielumjubelte, zweistündige pausenlos durchgängige spielfreudige Aufführungsserie im TAG, dem Theater an der Gumpendorfer Straße (Wien). Es ist die – personell aufwendigste – (Abschluss-)Produktion der nunmehrigen Intendanz. Frei nach Shakespeare textete und inszenierte Gernot Plass, bekannt für die Klassiker-Überschreibungen in dieser Mittelbühne auch den alten, später wahnsinnig werdenden König (Jens Claßen).
Was soll auf so eine Frage schon geantwortet werden? Mit Beteuerungen der großherzigen Liebe zum Vater beginnt die älteste Tochter Gonderil. Und lässt da schon mehr als durchblitzen: voll gelooooogen. Hohe Latte für die Schwestern. Regan, mittlere Tochter (Lisa Schrammel) kommt da gehörig ins Schwimmen; Herumgelabere und natürlich: Auch so viel Zuneigung… Lediglich die – von Anfang an schon abseits auf einem der vielen schwarzen Stühle sitzende Jüngste, Cordelia (Lisa Weidenmüller), bringt den Mut zur Wahrheit auf: „Ich liebe dich aus reiner Pflichterfüllung. Du warst niemals da…“
Wahrheit wird vom Vater und König bestraft, die Verlogenheit belohnt – entsprechend die Aufteilung des Landes – nix für Cordelia. Da kann auch Lears Berater Kent (Rüdiger Hentzschel) genau gar nix ausrichten. Ihn schmeißt er ebenso raus wie er die jüngste Tochter verbannt. Lisa Weidenmüller taucht übrigens als Hofnärrin eng an Lears Seite wieder auf 😉
Eifersüchteleien zwischen den beiden älteren Schwestern und deren Ehemännern (Cornwall – Markus Hamele und Albany – Felix Rank) wegen ungleicher Erbstücke, Intrigen, (tödlicher) Hass gegen den Vater. Parallel dazu spielt sich Ähnliches mit Lears engstem Berater Gloucester, hier Gloster, (Georg Schubert) und dessen Söhnen Edgar (Stefan Lasko) und Edmund, immer wieder als Bastard tituliert, weil aus einer unehelichen Beziehung, (Emanuel Fellmer) ab. Kämpfe um Macht und Besitz – in Business-Kleidung samt manchem Slim-Fit-Anzug – mit manchen dezenten Anspielungen auf Gegenwärtiges und drohendes Zukünftiges und der Schlusswarnung: „Macht doch eure Augen auf! Seht!“ Und schlägt damit – nicht nur – eine Brücke zum Start dieser Aufführung, bei dem (fast) alle mit verbundenen Augen auf den vielen Sesseln der Versammlung sitzen.
Frei nach Shakespeare
Text & Regie: Gernot Plass
Es spielen
Lear: Jens Claßen
Edmund / Burgund: Emanuel Fellmer
Cornwall / Clown: Markus Hamele
Kent / Arzt: Rüdiger Hentzschel
Goneril, Lears älteste Tochter: Michaela Kaspar
Edgar / Oswald / Clown / Frankreich: Stefan Lasko
Albany / Clown / Bote: Felix Rank
Regan, mittlere Tochter von Lear: Lisa Schrammel
Gloster: Georg Schubert
Cordelia, Lears jüngste Tocher / Narr: Lisa Weidenmüller
Ausstattung: Alexandra Burgstaller
Dramaturgie: Tina Clausen
Licht: Katja Thürriegl
Sound: Dr. Plass
Ton: Peter Hirsch
Kostüm- und Requisitenbetreuung: Daniela Zivic
Maske: Beate Bayerl
Bühnentechnik: Manuel Sandheim, Andreas Wiesbauer
Regieassistenz: Renate Vavera
Regie-Hospitanz: Cecile Püpke
Bis 5. April 2025
TAG – Theater An der Gumpendorfer Straße
1060, Gumpendorfer Straße 67
Telefon: 01 586 52 22
dastag -> lear
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