Interview mit Nina Wels, der Regisseurin von „Tafiti – Ab durch die Wüste“.
Wenngleich „Tafiti – Ab durch die Wüste“ im Kino erst am 4. September 2025 anläuft, kann Regisseurin Nina Wels im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – sie will keine Fotos aus dem Online-Video-Gespräch – schon auf Publikumsreaktionen zurückblicken. Weltpremiere hatte der Film – Besprechung sowie die einiger „Tafiti“-Bücher am Ende des Beitrages verlinkt – beim bekannten Festival in Zlín (Tschechische Republik) Anfang Juni. Knapp ein Monat später beim Filmfest München gab’s den CineKidl-Publikumspreis für die animierten Erdmännchen-Abenteuer. Film- und Buchbesprechungen sowie Interview mit Autorin Julia Boehme am Ende des Beitrages verlinkt.
KiJuKU: Laienhafte Frage des Journalisten: Wie funktioniert Regie bei einem Animationsfilm?
Nina Wels: Gar nicht so anders. Als Regisseurin lese ich das Drehbuch, mach mir Gedanken, wie kann ich das in bewegten Bildern auflösen, wie spielen die Charaktere – intro- oder extrovertiert… ähnlich wie bei Realverfilmungen.
Aber vom Ablauf aber dann schon anders: Erst wird grob gezeichnet, dann werden die Sprachaufnahmen gemacht, in dem Fall auf Englisch wie bei den meisten Animationsfilmen für den internationalen Markt. Dieser ist schon in 100 Länder verkauft – europa- und weltweit.
Dann zeichnen und bewegen die Animator:innen die Figuren, das Licht, die Welt drumherum, in dem Fall Wüste, Felsen…
Danach wird die Musik drübergelegt. Alles in allem hatte dieser Film eine Produktionszeit von drei Jahren.
KiJuKU: Wie sind Sie zum (Animations-)Film gekommen? Haben Sie schon als Kind Trickfilme gedreht?Nina Wels: Bevor ich Regie führ(t)e hab ich selber animiert, unter anderem „Lissi und der wilde Kaiser“. Ich habe als Kind Animationsfilme geliebt, hab gern und gut gezeichnet, wollte dann Grafikdesign studieren, wurde nie angenommen und hab dann vom Diplomstudium Animation an der Film- und Fernseh-Hochschule Babelsberg (bei Berlin) erfahren, mich beworben und wurde genommen (1994). Gar nicht so einfach: Aus vielen, vielen Bewerberinnen und Bewerber werden pro Jahr nur ungefähr sieben bis acht Leute genommen.
Ja schon, als Kind habe ich auch erste Trickfilme gedreht – mit Freunden Sets gebaut und Stopp-Motions-Filme gemacht. Und in der Schule hatte ich den Kunstunterricht immer gerne. Aber da wusste ich noch gar nicht, dass man das studieren kann.
KiJuKU: In diesen 30 Jahren seit Sie mit Ihrem Studium begonnen haben, hat sich ja gerade auf diesem Sektor auch technisch sehr viel verändert.
Nina Wels: Klar, Tafiti wurde komplett im Computer 3D-animiert, angefangen hab ich klassisch mit 2d und handgezeichnet. Das haben wir auch im Studium noch so gelernt. Aber als Computer aufkamen, wollt ich schon immer darauf arbeiten und 3D animieren, darauf hab ich mich bald spezialisiert. Auf diesem Sektor ist derzeit gerade sehr viel in Bewegung.
KiJuKU: Killt Künstliche Intelligenz (KI) dann viele Jobs in diesem Bereich?
Nina Wels: Es verändert sich sehr viel. Vor allem Entwürfe werden verstärkt mit KI-Einsatz designt, aber Ideen müssen immer noch Menschen einbringen. Die KI kann ja ncihts erschaffen, was sie noch nicht kennt.
Aber es ist schwer vorauszusehen, wie schnell sich diese Tools entwickeln.
KiJuKU: Zurück zu Tafiti: Wenn es drei Jahre dauert bis so ein Film fertig ist, wird das dazwischen nicht irgendwann langweilig?
Nina Wels: Ich hab den Film total gerne gemacht und kann sagen, in diesen drei Jahren gab es nicht eine einzige Minute wo ich den Film doof fand. Ich schmeiß mich in ein Projekt immer voll und ganz rein. Mindestens einmal in der Woche hab ich angeschaut, was bis dahin entstanden ist. Zwei Mal in der Woche rede ich mit dem Team. So ein Animationsfilm braucht sehr viel Zeit. In der Woche entstehen wenn’s gut geht, acht Sekunden vom Film.
KiJuKU: Das erfordert aber ganz schön viel Geduuuuld. Sind Sie grundsätzlich sehr geduldig?
Nina Wels: Ich konnte schon als Kind beim Spielen in Sachen versinken und mit gut allein mit Dingen beschäftigen.
KiJuKU: Wenn pro Woche „nur“ acht Sekunden entstehen, gibt’s da während der Produktion das eine oder andere Mal die Sorge, dass de Film nicht rechtzeitig fertig werden könnte?
Nina Wels: Ich hab davor schon in so vielen Produktionen gearbeitet, eben auch selbst als Animatorin. Daher kenn ich die Abläufe und weiß wie lange es dauert und wann was fertig werden muss. So kann ich da ganz entspannt damit umgehen, weil ich das gut einschätzen kann. Es hat auch super geklappt, wir konnten alle Deadlines einhalten. Das ist alles eine Frage guter Planung.
KiJuKU: Dürfen Sie schon über Ihre nächsten Filme etwas verraten?
Nina Wels: Parallel zur Produktion des Tafiti-Films hab ich natürlich schon neue Projekte vorbereitet. Aber alles kann immer erst in Angriff genommen werden, wenn die Finanzierung abgeschlossen ist. „Tafiti“ wurde schon vor vielen Jahren angetragen, aber es hat gedauert, bis die Finanzierung stand.
Als nächstes habe ich vor, einen Originalstoff, eine Geschichte, die ich geschrieben habe, zu verfilmen. Beim Trickfilmfestival in Stuttgart hat die dritte Fassung von „Rat Kind“ (gemeinsam mit Kristina Yee), eine Geschichte für ältere Kinder so ab 10 Jahren, eine Fantasy-Geschichte, die in der Zukunft spielt, eine lobende Erwähnung beim Animations-Drehbuchpreis bekommen.
Nina Wels absolvierte von 1994 bis 2002 ein Diplom-Studium im Fachbereich Animation an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam Babelsberg. Danach arbeitete sie als Animatorin bei diversen Fernseh- und Kinoproduktionen, unter anderem als 3D-Animatorin bei „Lissi und der wilde Kaiser“ (2007) und als Lead Animatorin bei „Jasper und das Limonadenkomplott“ (2008).
Als Co Regisseurin zeichnete sie für das erste Kinoabenteuer der Kinderbuchfigur „Ritter Rost“ (2012, Regie Thomas Bodenstein) verantwortlich. Zusammen mit Hubert Weiland führte sie bei dem Kassenhit „Der kleine Drache Kokosnuss“ (2014) Regie.
Fürs Fernsehen inszenierte sie die Animationsteile zweier Episoden der dritten Staffel von „Mia and Me Abenteuer in Cento pia“ (IT/DE/CN 2017), einer populären Kinderserie, die Realfilm und CGI Animation kombiniert.
Im Winter 2019 startete ihr Animationsfilm „Latte Igel und der magische Wasserstein“ in den Kinos, bei dem sie gemeinsam mit Regina Welker Regie geführt hatte. Für die deutsch-luxemburgische Co Produktion „Meine Chaosfee und ich“ (Regie Caroline Oringer), die 2022 in die Kinos kam, übernahm sie die Animationsregie.
2023 erhielt sie zusammen mit Kristina Yee als Autorinnen für ein Drehbuch des in Entwicklung befindlichen Animationskinofilm „Rat King“ beim Deutschen Animationsdrehbuchpreis eine „lobende Erwähnung für das beste deutsche Drehbuch für einen Animationslangfilm“.
(Aus dem Presseheft zum Tafiti-Kinofilm)
filmfest-muenchen -> pädagogischen Magerial zum Tafiti-Kinofilm
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen