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Interview mit den Darstellerinnen Elisa Perlick, Wanda Gessl und der Regisseurin von "Bambi & die Themen" im Burgtheater-Vestibül, Mia Constantine
Interview mit den Darstellerinnen Elisa Perlick, Wanda Gessl und der Regisseurin von "Bambi & die Themen" im Burgtheater-Vestibül, Mia Constantine
07.02.2023

Bambi-Darstellerin, ??? und die Regisseurin im Interview

Gespräch mit zwei Laien-Darstellerinnen und der Regisseurin von „Bambi & die Themen“ vom Burgtheater Studio.

Vor der Premiere traf KiJuKU.at die Regisseurin Mia Constantine sowie zwei der Laien-Darsteller:innen, die an diesem Abend nicht auf der Bühne zum Einsatz gekommen sind, Wanda Gessl (26) und Elisa Perlick(24); erstere spielt – wenn sie drankommt – Bambi und ihre Kollegin die alle immer wieder verwirrende Figur, die im Stücktext ??? genannt wird, im Schauspiel namenlos bleibt.

Elisa Perlick studiert Gender Studies – Themen spielen stark ins Stück rein, aber es ist noch nicht der unmittelbare Zusammenhang zu Theater, daher ergab sich natürlich die erste Frage an sie:

KiJuKU: Wie sind Sie zum Schauspiel gekommen?
Elisa Perlick: Ich hab in meiner Kindheit und Jugend sehr viel getanzt und erste Erfahrungen auf der Bühne gesammelt und bin dann über Schulproduktionen und Uni-Theater im Bachelor-Studium immer mehr zum Schauspiel gekommen. Als ich neu nach Wien gekommen bin, hab ich mich bewusst umgeschaut nach Schauspielgruppen, wo Laienschauspiel betrieben wird und bin da auf das Casting hier aufmerksam geworden und dachte, ich probier’s mal.

KiJuKU: Sie sind dann schon für die Rolle der drei Fragezeichen gecastet worden, oder zunächst einmal für das Team für dieses Stück?
Elisa Perlick: Es wurde uns zwar das Stück vorgestellt, wir haben dann als Team dazu gearbeitet, die Rollen wurden uns erst am Ende der beiden Casting-Runden bei der ersten Leseprobe zugeteilt.

KiJuKU: Sind Sie zufrieden mit der Ihnen zugeteilten Rolle?
Elisa Perlick: Sehr, ich find diese Rolle sehr spannend, weil sie sich ein bisschen was rausnimmt und zwischen allen Figuren agier, aber auch mit dem Publikum interagiert. Und sie hat in den jeweiligen Szenen ein eigenes Vorhaben und spielt damit.

Interview mit den Darstellerinnen Elisa Perlick, Wanda Gessl und der Regisseurin von
KiJuKU-Interview mit den Darstellerinnen Elisa Perlick, Wanda Gessl und der Regisseurin von „Bambi & die Themen“ im Burgtheater-Vestibül, Mia Constantine

KiJuKU: Wobei, Bambi nimmt sich ja auch ganz schon viel heraus und damit zu Ihnen, die sie ja – zwar nicht heute -, aber bei anderen Vorstellungen eben Bambi spielen: Wie sind sie von ihrem Studium Biotechnologie zum Theater gekommen?
Wanda Gessl: Bei mir hat es so am Ende der Schulzeit begonnen mit Musicalproduktionen, dann hab ich einmal in diesem Haus hier beim offenen Spielclub in der Burg mitgemacht und das hat Riesen-Spaß gemacht. Dann immer wieder mal so ein bisschen Impro mit Musik und Gesang und dieses Jahr hat’s dann geklappt mit dem Studio-Ensemble.

KiJuKU: Soll das später einmal mehr werden oder neben Biotechnologie (das sie in München studiert) ein Hobby bleiben?
Wanda Gessl: Im Moment genieße ich es sehr, dass ich das noch nicht so trennen muss. IM Studium hab ich diese zeitliche Freiheit, mir auch die Zeit für Schauspiel nehmen zu können. Die sieben Wochen, wo wir hier geprobt haben, konnte ich die Uni hintanstellen. Aber eigentlich ist Theater für mich schon ein Hobby.

KiJuKu: Nun zur Regisseurin: Wie haben Sie aus diesem Text, der doch einigermaßen schwierig, kompliziert phasenweise fast ein bisschen verwirrend wirkt, – alle Fragen dieser Welt auf ein und demselben Niveau behandelt – ein Stück inszeniert?
Mia Constantine: Ich glaube, in dem man den Text sehr ernst nimmt, fast ein bisschen zu ernst. Und das hab ich, glaube ich vor allem mit den nicht-professionellen Spieler:innen, gemacht. Dazu haben wir versucht, erst einmal alles was da steht für uns zu erobern. Da gab’s dann schon immer wieder so Momente: Huch, was ist das, wie geht jenes?
Aber da wir versucht haben, dahinter zu steigen, alles ernst zu nehmen, ist es dann relativ schnell gegangen. Zum Schluss hat sich dann alles fast wie eine Komposition angefühlt, die aber schon vom Autor eigentlich so vorgegeben war. Wir haben uns ziemlich genau ans Original gehalten, glaube eine größere Regie-Anweisung gestrichen, aber das war’s dann auch schon.

Interview mit den Darstellerinnen Elisa Perlick, Wanda Gessl und der Regisseurin von
KiJuKU-Interview mit den Darstellerinnen Elisa Perlick, Wanda Gessl und der Regisseurin von „Bambi & die Themen“ im Burgtheater-Vestibül, Mia Constantine

KiJuKU: Sind alle Schauspieler:innen nicht professionell, oder gibt es einen Mix?
Mia Constantine: Diese Produktion ist bewusst ausschließlich mit Laien-Darsteller:innen, ich fin das gerade für dieses Stück sehr passend, weil die noch viel näher dran sind an all diesen Figuren und deren Fragen – neu in der Stadt, erste WG beziehen, mit Internet, mit Überforderungen …

KiJuKU: Wobei ich ja beim Lesen des Stücks eher den Eindruck hatte, dass diese Überforderung durch Internet und Social Media eher etwas ist, das der erwachsene Autor (Bonn Park) den jungen Figuren überstülpt, und weniger ein Problem Jugendlicher?
Elisa Perlick: Ich erleb’s selber schon auch immer wieder. Regelmäßig de-installiere ich Instagram, weil ich merk, ich geh da automatisch drauf und auf einmal bin ich dann stundenlang von einem zum anderen gescrollt.

Wanda Gessl: Ja, wenn du mit ganz schlimmen realen Dingen konfrontiert bist, dann rettest du dich halt manchmal in so ein Scrollen leichter, ablenkender Videos oder Fotos oder Nachrichten.

KiJuKu: Aber hat das nicht die Generation davor genauso nur vor dem TV-Monitor gemacht, durch viele Programme zappen?
Alle drei fast im Chor: Ja, absolut.
Elisa Perlick:Und ich würde natürlich auch nicht wirklich auf Instagram verzichten wollen, weil ich darüber doch wieder wichtige Informationen bekomme, darum installiere ich sie dann ja auch immer wieder neu. Außerdem ist es gerade für marginalisierte Gruppen schön, über Social Media Communities bilden zu können. Aber ich finde, das Stück zeigt das halt auch sehr gut von beidem – von Informationen und Energie, die du da draus bekommen kannst und oft gleichzeitig einer Überforderung.

KiJuKU: Noch eine Frage zum Stücktitel und damit, ob Sie oder alle oder die meisten im Hinterkopf die bekannte „Bambi“-Geschichte hatten?
Wanda Gessl: Die meisten hatten als Kind den Disney-Film gesehen und bei einer der ersten Proben haben wir ihn gemeinsam angeschaut und (wieder) gemerkt, dass der schon auch sehr grausam ist.
Mia Constantine: Dieses Gefühl, das der Film transportiert, hat der Autor auch ins Stück gepackt. Wir lernen die drei – Bambi, Klopfer und Blume – kennen, als sie jetzt erwachsen geworden sind, der Wald brennt, sie landen in der Stadt. Dieses Gefühl zwischen niedlich sein und der grausamen Familienstory hat er gut getroffen.
Wanda Gessl: Wir haben uns auch mit den einzelnen Figuren auseinandergesetzt, aber nicht nur den Tieren, sondern auch wie sie hier als unterschiedliche menschliche Typen agieren.

KijuKU: Für die Figur ??? gibt es ja kein Vorbild, oder spielte die Kinderkrimiserie der drei Fragezeichnen eine Rolle?
Elisa Perlick:Nein, war aber meine erste Assoziation. Diese Rolle ist auch doppelbesetzt, Henriette Bayer (die bei der Premiere diese Verwirrungs-Figur spielte) und ich hatten wie auch die anderen Doppelbesetzungen den Vorteil, dass wir nicht nur miteinander an der Entwicklung der Figuren arbeiten, sondern uns sozusagen gegenseitig auch beobachten konnten.
Wanda Gessl: Ich fand’s schon cool, dass du einmal die Figur spielst und einmal dich hinsetzen kannst, um zuzuschauen, wie die/der andere diese Rolle spielt (in dem Fall ist es Simon Haslauer, der auch Bambi darstellt). Wir konnten gegenseitig voneinander lernen, aber dennoch hat jede/jeder Eigenheiten, die auch bleiben (sollten).
Mia Constantine: Ja, das sollte auch so sein, dass jede und jeder einen eigenen Zugang einbringt. Die Doppelbesetzungen waren zunächst einmal aus organisatorischen Gründen geplant, weil das auch Druck rausnimmt, entspannt, weil doch viele dann auch auf den Unis auch Prüfungen haben… aber es ist schon auch Konzept.

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