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Szenenfoto aus "Der Besuch vom kleinen Tod"
Szenenfoto aus "Der Besuch vom kleinen Tod"
04.11.2021

„Der Kopf ist der einzige freie Raum auf der Welt …“

Komponist Klaus Lang über die Musik zum Stück „Der Besuch vom kleinen Tod“ – im Rahmen von Wien Modern derzeit im Dschungel Wien.

Was schon die Probe versprach – siehe kijuku.at/buehne/lob-des-lebens-in-musiktheater-ueber-den-tod/ -, hielt die Aufführung umso mehr: „Der Besuch vom kleinen Tod“ ist ein sehens- und vor allem auch hörens-wertes Stück Musiktheater. Kommen die Schauspieler:innen, Tänzer:innen und der Figurenspieler mit minimalstem Text aus, so bekommen sie ihre „Sprache“, ihre „Stimme“ durch ein Orchester. Da die gesamte Bühne für das lebendig gewordene Spiel des gleichnamigen Kinderbuchs bespielt wird, nimmt das Orchester in den obersten Tribünen-reihen hinter dem Publikum Platz. Und das ist weit mehr, ja ganz was anderes als eine Notlösung. Zwischen Musik und Bühnengeschehen ergibt sich ein besonderes Klangerlebnis – und beim Schauen die Konzentration auf Schauspiel und Tanz.

„Der Schrei“

Beeindruckend der stumme „Schrei“ des alten Mannes (Michael Welz), der an das berühmte Gemälde von Edward Munch erinnert. Scheint im Leben ein überaus penibler Schreibtisch-Arbeiter gewesen zu sein, selbst für die Überfahrt ins Reich des Todes packt er seine sieben Sachen in eine Aktentasche, setzt seine dritten Zähne ein und die Brille auf.

Szenenfoto aus
Der Alte Mann und der Tod

Sorgt für Schmunzler

Rino Indiono lässt dich als Zuschauer:innen mitleiden, wenn er ziemlich verzweifelt seinen Job macht. Fast widerwillig holt er die Menschen ab, wirkt depressiv, weil niemand mit ihm redet. In seiner zerstreuten Schusseligkeit sorgt er aber auch schon in dieser Phase für erste Schmunzler.

Angst nehmen

Richtig lustig mit herzhaften Lachern wird’s dann, wenn der Tod auf das kleine Mädchen – geschätzt jedenfalls unter zehn – trifft. Wunderbar authentisch gespielt und getanzt von der 22-jährigen Jasmin Steffl steckt sie ihn mit ihrer Verspieltheit und traumartigen bildhaften Erzählungen an.

Auch ein Fest für Augen

Als Erzähler lässt Florian Haslinger zwei weiße Schwan-Handpuppen im Doppelconference-Stil als g‘scheiten und blöden Vogel in Aktion treten – und manchmal auch mit den Schauspieler:innen ansatzweise interaktiv agieren.

Diese Schwäne, die die schwarzen Todesvögel aus dem Bilderbuch ersetzen sind ebenso wie das große „Tret“Boot, die gesamte Bühne und die Kostüme Werk von Nora Scheidl von Netzzeit. Diese Gruppe hatte die Idee aus dem Bilderbuch ein Musiktheaterstück zu machen. Michael Scheild von Netzzeit inszenierte.

Der Komponist im Gespräch

Klaus Lang komponierte und verrät Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … wie er ans Werk gegangen ist. „Ich hab mir das Bilderbuch genau angeschaut. Dabei sind bei mir im Kopf gleich einmal die Posaunen für den Tod und eine kleiner für das Mädchen (das nach dem Tod zum Todesengel wird) festgestanden. Posaunen werden oft auch bei Begräbnissen gespielt.“

Haben Sie dann Melodien ausprobiert für die einzelnen Szenen?
Klaus Lang: Nein, das mach ich sehr, sehr selten. Ich hab die Melodien, Töne und Klänge im Kopf. Der Kopf ist in unserer heutigen Zeit der einzige freie Raum auf der Welt. Alles andere ist schon besetzt. Wenn ich Klavier spiele, dann sind da Hunderte Jahre Klavierstücke. Mozart hat einmal über eine seiner Opern gesagt, er habe sie verdichtet auf einen Punkt vor sich bevor er an die Arbeit daran geht. Ich habe auch klar vor mir, welche Instrumente was spielen, die Struktur…. Dann aber beginnt die handwerkliche Kompositionsarbeit. Das ist wie bei einer Architektin/einem Architekten. Erst die Vorstellung von dem Gebäude, dann die genauen Zeichnungen …“

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Der Besuch vom kleinen Tod

Nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Kitty Crowther (aus dem Französischen von Maja Vogel)
netzzeit & WIEN MODERN
Musikmärchen, 50 Minuten; ab 6 Jahren

Komposition: Klaus Lang
Libretto, Inszenierung: Michael Scheidl

Cast
Tod: Rino Indiono
Elisewin: Jasmin Steffl
Sterbender: Michael Welz
Erzählende Schwäne-Handpuppen: Florian Haslinger

Orchester
PHACE:
Flöte: Sylvie Lacroix, Doris Nicoletti
Posaune: Stefan Obmann, Thomas Märzendorfer
Akkordeon: Georgios Lolas
Schlagwerk: Berndt Thurner
Violine: Thomas Wally, Daniele Brekyte
Viola: Rafal Zalech
Cello: Roland Schueler
Kontrabass: Maximilian Ölz

Bühne, Kostüme: Nora Scheidl
Körperarbeit, Regie-Assistenz: Alex Riff

Im Rahmen von 2021 out of control und Wien Modern
Kompositionsauftrag von netzzeit
Aufführungsrechte (Text): l´école des loisirs, Paris und Carlsen Verlag, Hamburg
Aufführungsrechte (Musik): Zeitvertrieb Wien Berlin

Wann & wo?

Bis 6. November 2021
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
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