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Szenenfoto aus "Herakles"
Szenenfoto aus "Herakles"
13.01.2024

Ein Halbgott, seine Kämpfe und die Suche nach eigenen Wegen

„Herakles – ein Haufen Arbeit“ in der witzigen Theaterreihe „Classics for Kids“ im Wiener Rabenhoftheater.

Nächster Streich in der Serie Classics for Kids im Wiener Rabenhoftheater – in Zusammenarbeit mit dem Theater der Jugend. Seit Jahren verwandelt Regisseur Roman Freigaßner-Hauser dort Stoffe aus der griechischen Mythologie in rasante, witzige Stücke für ein Publikum ab 10 Jahren. Nun ist Herakles an der Reihe. Premiere war am 11. Jänner 2024 (Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… hatte weniger als eine Woche davor eine der letzten Komplettproben besucht.) Untertitel des Stücks: „Ein Haufen Arbeit“. Die hat der Halbgott ja vor sich – eine Rache der Göttermutter Hera an Göttergatten Zeus für den einen seiner vielen Seitensprünge.

Szenenfoto aus
Mit einem der abgeschlagenen Hydra-Köpfen

Videos statt Kulissen

Die nicht ganz eineinhalb Stunden spielen sich in einer einfachen und wandelbaren Landschaft aus liegenden und stehenden Quadern ab. Video-Einblendungen projizieren auf diese jeweils wechselnde Bilder, wodurch diese vermitteln, was gerade gebraucht wird – Mauern, Wald oder was auch immer (Bühne: Thomas Garvie, Videodesign: Max Kiss, Wolfgang Pielmeier).

Bevor Herakles zu seinem berühmt gewordenen Namen kommt, wird er als Baby von seinem Vater Amphitryon (Ingo Paulick, der – wie seine drei Kolleg:innen in mehrere Rollen schlüpft) liebevoll und fürsorglich in den Armen geschaukelt, um nicht mehr schreien zu müssen. Da nennt ihn der Papa noch Alkides inspiriert vom Opa, Amphitryons Vater. Doch Mutter Alkmene (Bettina Schwarz, die auch Hera spielt – in einigen Vorstellungen übernimmt Leila Müller die Rollen der beiden Mütter) verklickert dem Ehemann: Der Bub heißt Herakles. Nach einem kleinen Hin und Her willigt der Vater ein, ach ja, Hera-Kles: Der, der Göttermutter Hera Ruhm bringt.

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Hera verkleidet schickt den Helden in eine tödliche Aufgabe nach der anderen…

Abenteuer am laufenden Band

Erst später wird der herangewachsene Jüngling (Christoph Hagenauer, der auch den leicht begriffsstutzigen Götterboten Hermes spielt) vom blinden Seher Teiresias erfahren, dass sein Zieh- nicht sein leiblicher Vater ist. Gezeugt wurde er vom Göttervater Zeus (Bernhard Majcen, der neben Teiresias auch noch etliche andere Figuren spielt). In Gestalt Amphitryons hat der Alkmene geschwängert. Hera muss viele Seitensprünge ihres Göttergatten erleiden. Hin und wieder fällt ihr Rache ein, hier will sie das Produkt dieser Affäre vernichten, schickt gleich einmal dem Kleinkind zwei mörderische Schlangen. Doch was macht der Kleine – er erwürgt sie eigenhändig.

Als junger Mann schickt die oberste Göttin Herakles in die heftigsten Abenteuer, von denen sie selbst erstaunt ist, dass er sie lebendig übersteht. Der rettet damit nicht nur sich, sondern immer wieder auch viele andere Menschen, die von den jeweiligen Gefahren bedroht worden wären. So wird Herakles, der ja „dank“ seines wahren Vaters ohnehin Halbgott ist und damit Platz im Olymp haben dürfte, zum berühmten Helden.

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Hera und Zeus

Hera größer als Zeus

Gegen die Gefahren für seinen Sohn kann der sich als GRÖGAZ (Größter Götter aller Zeiten) sich aufspielende Zeus nix ausrichten. Da ist seine Frau Hera offenbar dann doch die Größere.  Auch das eine nette Sub-Botschaft. Sie will dem Halbgott auch den Einzug in den Olymp verwehren, erst als die Olympischen Götter von den Giganten bedroht werden, und sie da die Hilfe von Herakles ganz gut gebrauchen könn(t)en…

Aber als Herakles dann doch alle zwölf Aufgaben/Herausforderungen absolviert hat und könnte, da will der Held lieber nach neuen Zielen suchen…

Flottes Spiel aller Schauspieler:innen – egal in welchen der vielen Rollen -, Musik (Josch Russo), die Bühne, die von ihren Elementen immer gleich bleibt und lediglich durch die Videos und Licht sich verändert, die teils heftige Geräusch-Kulisse und er wieder immer wieder von Witz, Ironie und Gags durchzogene Text verschaffen einen vergnüglichen Theaternachmittag bzw. -abend (unterschiedliche Beginnzeiten). Und wie immer richten sich manche der Gags eher an erwachsenes (Begleit-)Publikum, etwa wenn von Zeus ausgehend mehrmals der Sager fällt „Wus sull dus?!“ (Parodie des Kabarettisten Alex Kristan eines angeblichen Satzes des im Vorjahr 70 Jahre gewordenen Fußballers Hans Krankl).

Szenenfoto aus
Der Super-Held

Suche nach eigenen Zielen

„Die Suche nach eigenen Zielen und nicht nach solchen, die andere vorgeben, das Dranbleiben, um selbst gewählten Ziele möglichst zu erreichen, hat mich an der Herakles-Geschichte interessiert“, sagt der Regisseur, der – wie in dieser Classics-for-Kids-Reihe auch immer das Buch schreibt – zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nach einer der letzten Proben vor der Premiere.

Junger Besucher

Diese besagte Probe besuchte auch der elfjährige Emil. Und der vertraute KiJuKU an: „Ich hab die vielen Kämpfe von Herakles cool gefunden, dass er nicht aufgibt, auch wenn’s noch so schwer ist.“ Als aufsehenerregendste Herausforderung fand Emil den Kampf mit der vielköpfigen Hydra. Der ist – wie viele andere der Gewalttaten nicht wirklich zu sehen. Die Kämpfe spielen sich sozusagen abseits ab, wenn der Held gerade nicht auf der Bühne ist und das Geschehen durch Geräusche aus dem Off angedeutet werden. Die anschließenden kürzest zusammengefassten nachträglichen Erzählung lassen das Geschehen erahnen. In dem Fall erscheint Herakles mit einem der monströsen abgeschlagenen Köpfe im Zentrum der Bühne.

Szenenfoto aus
Ziehvater und Mutter

„Ein bisschen gruselig fand ich, wenn Zeus die Blitze aus dem Olymp geschleudert hat.“ Das ergibt jeweils einen Riesen-Donnerknall. Emil besucht, wie er erzählt, oft Theater. „Ich find’s cool, weil es live ist. Und die Schauspielerinnen und Schauspieler schaffen es immer, wenn ihnen ein Missgeschick passiert, dass es so ausschaut, als wäre es geplant.“ Wie er überhaupt wisse, dass dies oder jenes doch nicht so geplant war: „Mein Vater hat früher auch viel Theater gespielt.“

Von dem hat er sich auch einiges abgeschaut für eigenes Schauspiel bei Stücken in der Volksschule: „Da hab ich fast immer die Hauptrolle gespielt.“

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Herakles – Ein Haufen Arbeit

In der Reihe Classics for Kids
80 Minuten (ohne Pause); ab 10 Jahren;

Buch und Regie: Roman Freigaßner-Hauser

Hera / Alkmene (Herkales‘ Mutter): Leila Müller/ Bettina Schwarz (spielen abwechselnd bei verschiedenen Vorstellungen
Herakles / Hermes: Christoph Hagenauer
Zeus / Blinder Seher Teiresias / Richter Rhadamanthys / ein Böote: Bernhard Majcen
Amphitryon / Torwächter am Olymp / Prometheus / ein Böote: Ingo Paulick

Bühne: Thomas Garvie
Kostüme: Valentina Mercedes Obergantschnig
Musik: Josch Russo

Dramaturgie: Fabian Pfleger
Lichtdesign: Mathias Mohor
Videodesign: Max Kiss, Wolfgang Pielmeier
Maskenbild: Katrin Bohaty
Regie-Assistenz. Christoff Tscharyiski
Kostüm-Assistenz: Sophia von Mersi
Regie-Hospitanz: Emma Kriková
Produktionsleitung: Abdula Dervisoski

Technische Leitung: Christian Thaler
Lichttechnik: Katrin Neyer, Mathias Mohor, Alexander Wanko
Tontechnik: Max Antoniades, Daniel Gyolcs, Josch Russo
Videotechnik: Sofie Strunk, Max Kiss
Bühnentechnik: Gerhard Binder, Peter Brenessel, Thomas Kienberger, Boris Knirsch, Roland Renner, Gordian Zaglmayr

In Kooperation mit dem Theater der Jugend

Wann & wo?

Bis 25. Februar 2024
Rabenhoftheater: 1030, Rabengasse 3
Telefon: 01 712 82 82
https://www.rabenhoftheater.com/programm/herakles