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Szenenfoto aus "Dachs"
Szenenfoto aus "Dachs"
18.06.2021

Ein Haus tanzt um den Schlauch …

„Dachs“ – eine musikalisch-tänzerische Performance mit vorsichtiger, geduldiger Annäherung zweier unterschiedlicher Wesen.

Die Blackbox im Linzer Musiktheater passt beim Schäxpir-Festival ideal als Veranstaltungsort für „Dachs“ von Pip.Performances, lebt diese Marderart doch vorwiegend im Dunklen. Als Symbol für ihre ausgedehnten, oft mehrstöckigen unterirdischen Bauten mit mehreren Aus-/Eingängen zur und von der Oberfläche liegt ein dicker grauer Ziehharmonika-Schlauch auf dem schwarzen Tanzboden, umgeben von schwarzen Wänden.

Der Schlauch beginnt sich vorsichtig nach vor zu tasten als würde er schnuppern, ob auch keine Gefahren hier lauern. Ruckartig, Stück für Stück. Plötzlich fängt auch ein Kartonhaus in der Mitte an sich zu bewegen. Aus einem kleinen Fensterchen wird ein Stock rausgeschoben, dran eine Erdnuss, die vor dem Schlauch-Anfang zu Boden fallen gelassen wird. Der Schlauch saugt die Nuss ein – und spuckt die Schalenteile in alle Richtungen aus.

Szenenfoto aus
Die Musikerin und „Forscherin“ Astrid Wiesinger

Ritsch, ratsch, von innen wird das Haus an einer Seite aufgerissen, eine „Forscherin“ (Astrid Wiesinger) entsteigt ihm, begibt sich zum bereitstehenden Saxophon und versucht damit offensichtliche Dachs-Geräusche zu imitieren. Der Schlauch beginnt im Liegen zu tanzen.

Sanfte Annäherung

Doch bis sich Dachs (Emmy Steiner, von der auch das Konzept und die Choreografie stammt) traut, aus dem Bau herauszukommen, dauert’s noch. Erst nach rund ¼ Stunde sehen wir erstmals die im Gesicht mit der charakteristischen schwarz-weißen Dachszeichnung bemalte Performerin. Sie muss die Tiere, ihre Bewegungen und ihr Verhalten gut studiert haben, so agiert sie.

Doch so leicht macht sie’s der Forscherin nicht, selbst als die später in die Knie geht und auf Augenhöhe sich Dachs nähern will – buh, und weg ist Dachs. Wieder im eigenen Bau. Erst als sich die Forscherin und Musikerin zurückzieht, beginnt Dachs befreit aufzutanzen. Und checkt das ehrliche Interesse der Forscherin an seiner Gattung und ihm als Individuum, um sich auf ein gemeinsames Spiel einzulassen.

Szenenfoto aus
„Dachs“ Emmy Steiner

Neben dieser sanften, auch geduldigen Annäherung der Forscherin, die dem Saxophon schier unglaubliche Percussions-Töne entlockt, vermittelt die Performance nebenbei auch noch ein paar Fakten über das Verhalten dieser Tiere von nett bis frech 😉

Auch wenn es lange dauert, bis Dachs aus dem flexiblen Bau rauskommt, ist auch schon dieses spiel der beiden von innen bewegten Objekte – Schlauch und Haus (Bühne & Kostüm: Christian Schlechter & Birgit Kellner & Brigitte Moscon) spannend und immer wieder auch witzig zu beobachten.

Hintergrund

Auf der Homepage von Emmy Steiner heißt es in der Hintergrundinfo zu diesem Stück: „In Wien wohnen ungefähr 200 Dachse. Wir teilen also einen Lebensraum, doch die Begegnung mit diesem Tier ist ein sehr seltenes Ereignis. Weil er nachtaktiv ist und unsere Lebensrhythmen unterschiedlich sind, gibt es kaum Berührungspunkte. Trotzdem werden ihm unzählige Attribute zugeschrieben. In der Kinderliteratur ist er oft der nachdenkliche und ruhige Großvater, in der keltischen Mythologie hingegen ist er unnachgiebig und dickköpfig und das Krafttier Dachs wiederum zeigt, wie man seine Ängste besiegt.“

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Dachs

Pip.Performances (Österreich)
Ab 5 Jahren; ¾ Stunde

Konzept/ Choreografie/ Performance: Emmy Steiner
Komposition/ Saxophon/ Performance: Astrid Wiesinger

Choreografische Beratung: Martina Rösler
Bühne & Kostüm: Christian Schlechter & Birgit Kellner & Brigitte Moscon
Licht: Birgit Kellner & Mirza Kebo
Musikalische Beratung: Milly Groz
Dramaturgische Begleitung: Manfred Weissensteiner
Dramaturgische Beratung: Sabina Holzer
Produktion: Julia Haas

Dachs – Emmy Steiner

Wann & wo?

Bis 19. Dezember 2021 und
17. bis 20. März 2022
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
www.dschungelwien.at/vorstellung/735

Compliance-Hinweis

Die Berichterstattung kann nur erfolgen, weil KiJuKU vom Theaterfestival Schäxpir für fast eine Woche nach Linz eingeladen worden ist.