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Szenenfoto aus "Generation Why" im Theater Phönix, Linz
Szenenfoto aus "Generation Why" im Theater Phönix, Linz
30.12.2021

Eine (Schauspiel-)Generation zieht sich selbst durch den Kakao

„Genration Why – Leben am Limit oder ich hab mir eine Pfanne gekauft)“ von „Das Schauwerk“ sorgt für viele Lacher im Theater Phönix (Linz).

Bevor die vierköpfige Truppe – zunächst einheitlich gekleidet in bunte Sport-, Fitness-, früher wären sie Trainingsanzüge genannt worden – die Bühne erobert, steht ein Teil des Stücktitels schon programmatisch im Hintergrund (und wird später … – nein das und viele Details seine nicht verraten, es zahlt sich aus, sich optisch und akustisch überraschen zu lassen). Aus unterschiedlich betongrauen Blöcken zusammengesetzt die drei Buchstaben W, H und Y. „Generation Why – Leben am Limit oder ich hab mir eine Pfanne gekauft“ von der Gruppe Schauwerk ist derzeit (bis 30. Dezember und dann wieder ab 11. Jänner 2022) im Linzer Phönix Theater zu erleben. Ein Feuerwerk an (Selbst-)Ironie der selbst der Generation der Millennials (frühe 1980er bis späte 1990er Geborene) angehörenden Schauspieler:innen, die das Stück auch gemeinsam entwickelt haben.

Sich selbst ironisch in Frage stellen

Humorvoll inszeniert – was schon der Titel nahelegt – nehmen Stefanie Altenhofer, Sarah Baum, Julia Frisch und Stefan Parzer (Regie: Anja Baum, Musik und Songtexte: Daniel Feik) das Publikum, das die Reihen fast bis auf den letzten Platz füllt, mit auf die Reise in die Zeit von Harry Potter, Sailor Moon, Super Mario und Tom Turbo. Doch die vier lassen nicht nur die Kinderzimmer-Zeit ihrer Generation lebendig werden. Tragisches – komisch dargebracht – spielt sich um die Berufs-Einstiege ab. Mehrere Studien, Fremdsprachenkenntnisse, Praktika, ehrenamtliches Engagement – und doch riesige Konkurrenz auch nur um einen unbezahlten Praktikumsplatz.

Es ist die Zeit, da irgendwie der Spruch von der „Selbstoptimierung“ in die öffentliche Diskussion schwappte. Aber auch das Hinterfragen von Vielem wieder en vogue wurde. Irgendwann – spätestens mit der Generation davor wurden Buchstaben unseres Alphabets für Geburtsjahrgänge eingeführt. X waren die ersten (bis 1980), die davor werden heute Boomer genannt. Die vor der Jahrtausendwende auf die Welt gekommenen bekamen den Buchstaben Y verpasst, auf Englisch [wai] ausgesprochen klingt gleich wie das Fragewort Why (Warum). Vielleicht lag’s daran, dass diese Generation diesen Buchstaben verliehen bekam. Viele von ihnen begannen – viel stärker als die Alt-68er – auch die Geschlechter-Macht-Verhältnisse in Frage zu stellen.

Kein Happy End

Dann aber wiederum tauchten so manche in (pseudo-)esoterische ebenso ein wie in Lifestyle-Gehabe, das mitunter fast ideologisch verbrämt wurde. Vom Saturn-Zeitalter übers Re-Birthing bis zum Latte Macchiato  und Gurkenscheiben-Gesichts-Kuren ist dem Bühnen-Quartett genau nichts „heilig“, praktisch alles, was heute Mitt-Zwanziger bis fast 40-Jährige durchleb(t)en wird sozusagen durch den Kakao gezogen. Auch scheinbar Nebensächliches zu Wichtigem aufgeblasen – wie der Teil des Titels „ich hab mir eine Pfanne gekauft“. Und mit ständigen Kostümwechseln (Ausstattung: Antje Eisterhuber) begleitet. Immer wieder eingebaut Gesangsauftritte – mit Anklängen an Melodien bekannter Nummern – bis hin zur Wehklage, kein „fucking happy end“ zu haben, wie es Disney in Filmklassikern versprochen hat. Immerhin wäre ja ein grandioses Ende – über das sie auf der Bühne live diskutieren – auch ein Anfang. War’s ja auch – wenigstens für dieses Stück, das für viele herzhaft laichende Momente sorgt.

Gibt‘s die Ypsiloner:innen überhaupt?

Auch wenn in der ernsthaften sozialogischen Debatte die Zuschreibungen für Alterskohorten selbst in Frage gestellt werden. So stellen Bernhard Dietz u. a. die Frage: „Generation Y – reales Phänomen oder nur ein Marketing-Gag?“ und meinen, dass „faktisch immer nur Jugendliche der Mittelklasse adressiert und deren Merkmale über die gesamte Alterskohorte hinweg verallgemeinert (werden). Hauptschulabgänger, Immigranten und Beschäftigte im Niedriglohnsektor haben die Generation-Y-Trendforscher nicht im Blick“ (zitiert nach de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y).

Und „In der Reihe „Generation Y“ von „Zeit Campus“ behauptet Hannes Schrader, dass das Reden über Generationen vor allem dazu diene, Klischees zu erzeugen: „Wir sind laut Google: arbeitsskeptisch, arbeitssüchtig, faul, unberechenbar, ein Mythos, prekär, langweilig, aufgewachsen in einer unsicheren Welt, gut ausgebildet, stark angepasst, gestresst, spießig und Egotaktiker.“ (selbe Wikipedia-Quelle wie oben). Beide zitierten Aussagen würden sich übrigens genau gleich für alle Generations-Zuschreibungen sagen lassen 😉

Übrigens: Nach den Y/Whys kam mit Beginn des neuen Jahrtausends Generation Z und danach ging’s los mit dem griechischen Alphabet, also Generation α. Welch böse Ironie des Schicksals, dass die seit zwei Jahren grassierenden Varianten der Corona-Pandemie ebenfalls mit griechischen Buchstaben bezeichnet werden. ;(

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Generation Why – Leben am Limit oder ich habe mir eine Pfanne gekauft

Das Schauwerk in Kooperation mit Theater Phönix Linz
80 Minuten

Text: Das Schauwerk
Mit: Stefanie Altenhofer, Sarah Baum, Julia Frisch, Stefan Parzer

Regie: Anja Baum
Co-Regie: Stefanie Altenhofer, Sarah Baum, Julia Frisch, Stefan Parzer

Musik und Songtexte: Daniel Feik
Ausstattung: Antje Eisterhuber

Wann & wo?

Bis 30. Dezember 2021 und
11. bis 25. Jänner 2021
jeweils 19.30 Uhr
Theater Phönix: 4020 Linz, Wiener Straße 25
Telefon: 0732 66 65 00

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